Montag, 8. August 2016

Johannes Schiltberger

Geschichten aus dem Wittelsbacher Land

Johannes Schiltberger


Ich Hanns Schiltperger pin von meiner heymatt außgezogen, von der stat genandt München, die da leyt in Payren, do man zalt von Crist gepurt MCCCLXXXXIIII (1394) jar; und das ist gescheen, do chönig Sigmundt zu Ungeren in die haydenschafft zoch; und do zoch ich auß der obgenanten stat gerennesweyß mit; und pin wider zu land chomen, do man zalt von Crist gepurt MCCCCXXVII (1427), auß der haydenschafft.“


So beginnt der Reisebericht von Johannes Schiltberger (ca. 1380 bis 1440). Hans Schiltberger entstammt vermutlich einem der ältesten bayrischen Adelsgeschlechtern, dem der Marschälle von Schiltberg. Er war gerade mal 14 oder 15 Jahre alt, als Schiltberger Bayern verließ, um als Knappe des Ritters Richartinger in den Krieg gegen die Osmanen zu ziehen. Das christliche Heer unter Ungarns König Sigismund wurde am 28. September 1396 in der Schlacht von Nikopolis
vernichtend geschlagen. Hans Schiltberger überlebte das Gemetzel, das die Türken unter den Überlebenden anrichteten. Er geriet in osmanische Gefangenschaft und diente schon ein Jahr spä-
ter im Heer des Sultans Bayezid erst als Fußsoldat und später als Reiter. Er war einer der vielen christlichen Militärsklaven, die durch den Dienst im osmanischen Heer ihr Leben retteten, den ersten Janitscharen-Einheiten. Johannes Schiltberger lernte als Soldat fast jeden Winkel des osmanischen Reiches kennen.


Der als »Geißel Gottes« gefürchteten mongolischen Eroberers Tamarlan nahm Schiltberger neben vielen anderen im Jahr 1402 in der Schlacht bei Ankara gefangen. Nach Tamarlans Tod gelangte der Bayer in den Besitz seiner Söhne. Zuletzt diente Schiltberger Abu Bakr, einem Enkel
Tamarlans. Der Mongole machte seinen bayerischen Soldaten um 1417 herum Cegres, dem
Khan der Goldenen Horde, zum Geschenk. Im Reich der Mongolen entdeckte er die Welt zwischen Indien, Samarkand, Syrien und Mesopotanien.

Nach über 30 Jahren gelang Hans Schiltberger die Flucht nach Konstantinopel. 1427 kehrte er über Polen nach Bayern zurück. Einen solchen in der weiten Welt erfahrenenen Mann, der fließend arabisch, türkisch und persisch sprach, konnte der Münchner Herzog Albrecht III. gut gebrauchen. Er machte Schiltberger zum Kämmerer und gab ihm Gut Hollern bei Lohhof als Wohnsitz. Wann Schiltberger genau verstarb, ist nicht überliefert, vermutlich um 1440 herum.

In seinem Reisebericht, der um 1430 erschien, berichtet der bayrische Marco Polo, der erste Weltreisende mit seinen Wurzeln im Wittelsbacher Land, er habe alle Länder um das Schwarze Meer, Ägypten, Babylon und Persien, das Gebiet von Herat bis Delhi, Samarkand und sogar als erster Europäer Sibirien gesehen.

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