Geschichten aus dem Wittelsbacher Land
Johannes Schiltberger
„Ich
Hanns Schiltperger pin von meiner heymatt außgezogen, von der stat
genandt München, die da leyt in Payren, do man zalt von Crist gepurt
MCCCLXXXXIIII (1394) jar; und das ist gescheen, do chönig Sigmundt
zu Ungeren in die haydenschafft zoch; und do zoch ich auß der
obgenanten stat gerennesweyß mit; und pin wider zu land chomen, do
man zalt von Crist gepurt MCCCCXXVII (1427), auß der haydenschafft.“
So beginnt der Reisebericht von
Johannes Schiltberger (ca. 1380 bis 1440). Hans Schiltberger
entstammt vermutlich einem der ältesten bayrischen
Adelsgeschlechtern, dem der Marschälle von Schiltberg. Er war gerade
mal 14 oder 15 Jahre alt, als Schiltberger Bayern verließ, um als
Knappe des Ritters Richartinger in den Krieg gegen die Osmanen zu
ziehen. Das christliche Heer unter Ungarns König Sigismund wurde am
28. September 1396 in der Schlacht von Nikopolis
vernichtend geschlagen. Hans
Schiltberger überlebte das Gemetzel, das die Türken unter den
Überlebenden anrichteten. Er geriet in osmanische Gefangenschaft und
diente schon ein Jahr spä-
ter im Heer des Sultans Bayezid erst
als Fußsoldat und später als Reiter. Er
war einer der vielen christlichen Militärsklaven, die durch den
Dienst im osmanischen Heer ihr Leben retteten, den ersten
Janitscharen-Einheiten. Johannes Schiltberger lernte als Soldat fast
jeden Winkel des osmanischen Reiches kennen.
Der
als »Geißel Gottes« gefürchteten mongolischen Eroberers Tamarlan
nahm Schiltberger neben vielen anderen im Jahr 1402 in der Schlacht
bei Ankara gefangen. Nach Tamarlans Tod gelangte der Bayer in den
Besitz seiner Söhne. Zuletzt diente Schiltberger Abu Bakr, einem
Enkel
Tamarlans.
Der Mongole machte seinen bayerischen Soldaten um 1417 herum Cegres,
dem
Khan
der Goldenen Horde, zum Geschenk. Im Reich der Mongolen entdeckte er
die Welt zwischen Indien, Samarkand, Syrien und Mesopotanien.
Nach
über 30 Jahren gelang Hans Schiltberger die Flucht nach
Konstantinopel. 1427 kehrte er über Polen nach Bayern zurück. Einen
solchen in der weiten Welt erfahrenenen Mann, der fließend arabisch,
türkisch und persisch sprach, konnte der Münchner Herzog Albrecht
III. gut gebrauchen. Er machte Schiltberger zum Kämmerer und gab ihm
Gut Hollern bei Lohhof als Wohnsitz. Wann Schiltberger genau
verstarb, ist nicht überliefert, vermutlich um 1440 herum.
In
seinem Reisebericht, der um 1430 erschien, berichtet der bayrische
Marco Polo, der erste Weltreisende mit seinen Wurzeln im
Wittelsbacher Land, er habe alle Länder um das Schwarze Meer,
Ägypten, Babylon und Persien, das Gebiet von Herat bis Delhi,
Samarkand und sogar als erster Europäer Sibirien gesehen.
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