Geschichten aus dem Wittelsbacher Land
Wenn die Erntezeit vorüber ist, beginnt die Drischlzeit. Vereinzelt wurde in den zwanziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts noch die Drischl, der Dreschflegel benutzt. Obwohl auf den meisten Höfen schon Dreschmaschinen in zwei oder drei Tagen, die Arbeit erledigten, für die die Menschen früher zwei, drei oder mehr Wochen benötigten. Von früh morgens um acht bis um sechs Uhr abends ertönte der vier, fünf oder sechsstimmige Gesang der Drischl. Besonders in der vorletzten Woche vor Weihnachten gings zur Sache, denn jeder Bauer setzte sich das Ziel, spätestens am Samstag dieser Woche fertig zu sein. Jeder Tag dieser Woche erhielt einen Namen, die heute leider in Vergessenheit geraten sind.
Der Montag hieß „Heb o“, der Dienstag „No bessa dro“, der Mittwoch „Länga“. An diesem Tag wird die Woche geteilt. Nach vollbrachtem Tagwerk versammelte sich das Gesinde in der Stube und der Bauer stiftete zur festlichen Abendmahlzeit ein Fass Bier. Die Knechte und Mägde tanzten hernach, waren fröhlich und guter Dinge. Am Donnerstag wurde dann umso fester zugepackt, deshalb nannte man ihn der „Strenga“. Den Freitag nannten die Bauern „Treaschda“ (Tröster), den bald würde die Woche zu Ende sein. Am Samstag, dem „Alesa“ (Erlöser) sollte alles Korn ausgedroschen sein.
War die Arbeit getan, fand die
„Drischelhenk“ statt. Mit dem ausgedroschenen Stroh wurde eine Figur
zusammengebunden, welche die Leute auf dem Land „Sau“ oder noch deftiger
„Loas“ schimpften. Wenn die letzten Garben ausgebreitet waren, achtete
jeder Drescher darauf, dass er nicht den letzten Schlag tat. Meist traf
dies Schicksal den Roßbuam oder die Unterdirn, wie immer dies die
Älteren einrichteten. Der oder die Ärmste musste jetzt „d Sau“ einem der
Nachbarbauern bringen, der noch nicht mit der Arbeit fertig war. Das
war gar nicht so leicht und konnte bös ausgehn. Er musste „d Sau“
unbemerkt den noch Dreschenden vor die Füße werfen und dann so schnell
abhaun, wie möglich. Gnade Gott, wenn sie ihn erwischt haben. Mit
rußigem Gesicht wird er rückwärts auf einen Ochsen gesetzt und zur Gaudi
des ganzen Ortes durchs Dorf getrieben. Ein paar Schläge wird der
Ärmste dabei sicher auch abbekommen haben. Die Sitten in der alten Zeit
waren halt manchmal ein bissal grob.
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