Montag, 7. November 2016

Ein letzter Brief

Geschichten aus dem Wittelsbacher Land


Ein letzter Brief aus den Weiten Russlands in die bayrische Heimat auf dem Zug Napoleons nach Moskau


In der Pfarrkirche von Tödtenried befindet sich eine Gedenktafel mit folgender Inschrift:
Ferdinand Asam von Unterhaßlach
b. 3. 1. Inf. Batl.
† d. 30. August 1807 in Polen
Leonhard Asum von Unterhaßlach
b. 7. Rgt. Löwenstein
† d. in Russland 1812

Von Leonhard Asum ist ein letztes Lebenszeichen erhalten geblieben, ein Brief den er an seine Familie in der bayrischen Heimat schrieb. 



An den
Mathias Asum
Bauer in Liechtenberg a. Liechtenberg.
frey bis Posen
da auf die Feldpost
Nro. 112 Napoleon Straße


Wangrowitz den 30. Apprill 1812

Liebe Mutter und Brieder!

Ich hoffe meine wenigen Zeilen werden euch in guter Gesundheit antreffen was mich betrifft bin ich zwar gesund aber in einer schlechten Landschaft nämlich in den elenden Polen wo man nicht im quartier bekömt als das wenige was man aus dem Magazin faßt welches sehr wenig ist, und haben noch schlimmere Zeiten zuhoffen, wier erhielten erst vor etlichen tägen den befehl den 3ten May wieder forwärts bis nach Petergau zu marschieren und alldort über die Weichsel, Paßieren allwo die Russen stehen, wo es weiterhin gehet das weis der almächtige,

Liebste Mutter und Brüder

wer weis ob ich nochmal so glücklich bin euch noch einmal zu sehen, doch ich hoffe es, wen mir der algütige Schöpfer glük und Segen giebt, bettet nur täglich für mich wie ich es auch thun werde, den nieman als Gott wird und kan uns helfen, Neues weis ich sonst nichts zu schreiben weil ich selbsten nicht weis wie es noch gehet, wen ihr den Brief erhaltet so schreibt mir gleich eine Antwort, und etliche Neuigkeiten damit ich auch weis wies in Bayern zu geht, und wen ihr schreibt sosagt es den Isidor Trieb seynen Eltern das sie auch schreiben, dann thut ihr einen Brief in den anderen hinein und legt sie auf die Post dan kosten sie nicht so viel Porto: laßt auch in unsers hergotts Ruh eine heilige Meße lesen das ich wieder glicklich zurük kome den ich bin etlich 300 Stund von euch entfernt. Indessen seyd ihr alle von mir schönstens gegrißt und ich werde zeitlebens verbleiben Euer getreuer Sohn und Bruder
Leonhard Asum
Beym K. b. 7ten Linien infantrie Regiment fürst Löwenstein
Wertheim
der 1. grenadier Compagnie,
so macht ihr auch die Attresse, keine Statt braucht ihr nicht zu bemerken den wir sind alle tage wo anders Ihr schreibt nur darauf meinen Namen das Regiment und die Compagnie. Lebt wohl.


Dies war das letzte Lebenszeichen, dass die Familie von ihrem Sohn erhielt. Ob er im Kampf starb, verhungerte oder erfror wird immer ein Geheimnis bleiben. Von 30000 bayrischen Soldaten, die mit Napoleon nach Russland zogen, kehrten gerade einmal 2000 zu ihren Liebsten zurück.

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