Geschichten aus dem Wittelsbacher Land
Ein letzter Brief aus den Weiten Russlands in die bayrische Heimat auf dem Zug Napoleons nach Moskau
In der Pfarrkirche von Tödtenried
befindet sich eine Gedenktafel mit folgender Inschrift:
Ferdinand Asam von Unterhaßlach
b. 3. 1. Inf. Batl.
† d. 30. August 1807 in Polen
Leonhard Asum von Unterhaßlach
b. 7. Rgt. Löwenstein
† d. in Russland 1812
Von Leonhard Asum ist ein letztes
Lebenszeichen erhalten geblieben, ein Brief den er an seine Familie
in der bayrischen Heimat schrieb.
An den
Mathias Asum
Bauer in Liechtenberg a. Liechtenberg.
frey bis Posen
da auf die Feldpost
Nro. 112 Napoleon Straße
Wangrowitz den 30. Apprill 1812
Liebe Mutter und Brieder!
Ich hoffe meine wenigen Zeilen werden
euch in guter Gesundheit antreffen was mich betrifft bin ich zwar
gesund aber in einer schlechten Landschaft nämlich in den elenden
Polen wo man nicht im quartier bekömt als das wenige was man aus dem
Magazin faßt welches sehr wenig ist, und haben noch schlimmere
Zeiten zuhoffen, wier erhielten erst vor etlichen tägen den befehl
den 3ten May wieder forwärts bis nach Petergau zu marschieren und
alldort über die Weichsel, Paßieren allwo die Russen stehen, wo es
weiterhin gehet das weis der almächtige,
Liebste Mutter und Brüder
wer weis ob ich nochmal so glücklich
bin euch noch einmal zu sehen, doch ich hoffe es, wen mir der
algütige Schöpfer glük und Segen giebt, bettet nur täglich für
mich wie ich es auch thun werde, den nieman als Gott wird und kan
uns helfen, Neues weis ich sonst nichts zu schreiben weil ich
selbsten nicht weis wie es noch gehet, wen ihr den Brief erhaltet so
schreibt mir gleich eine Antwort, und etliche Neuigkeiten damit ich
auch weis wies in Bayern zu geht, und wen ihr schreibt sosagt es den
Isidor Trieb seynen Eltern das sie auch schreiben, dann thut ihr
einen Brief in den anderen hinein und legt sie auf die Post dan
kosten sie nicht so viel Porto: laßt auch in unsers hergotts Ruh
eine heilige Meße lesen das ich wieder glicklich zurük kome den ich
bin etlich 300 Stund von euch entfernt. Indessen seyd ihr alle von
mir schönstens gegrißt und ich werde zeitlebens verbleiben Euer
getreuer Sohn und Bruder
Leonhard Asum
Beym K. b. 7ten Linien infantrie
Regiment fürst Löwenstein
Wertheim
der 1. grenadier Compagnie,
so macht ihr auch die Attresse, keine
Statt braucht ihr nicht zu bemerken den wir sind alle tage wo anders
Ihr schreibt nur darauf meinen Namen das Regiment und die Compagnie.
Lebt wohl.
Dies war das letzte Lebenszeichen, dass
die Familie von ihrem Sohn erhielt. Ob er im Kampf starb, verhungerte
oder erfror wird immer ein Geheimnis bleiben. Von 30000 bayrischen
Soldaten, die mit Napoleon nach Russland zogen, kehrten gerade einmal
2000 zu ihren Liebsten zurück.
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