Geschichten aus dem Wittelsbacher Land
Ulrich Reiser ein Sohn des Aichacher
Bäckermeisters Josef Reisers erlernte in großer Not und unter Mühen
das Wissen, dass er benötigte ein guter Lehrer zu werden. Er erwarb
große Verdienste, nicht nur für das Aichacher Schulwesen, sondern
durch seine Arbeit und Veröffentlichungen für das gesamte
Kurfürstentum Bayern.
Nachdem die Not für ihn und seine
Familie immer größer wurde, schrieb er am 12. November 1784 an den
Kurfürsten Karl Theodor:
„Acht lange Jahre durch genoß ich
das Brod des Hungers und ohne Besoldung mußte ich das noch
beisetzen, was von dem Heiratsgut meines Weibes übrig war. Durch die
Wohltat einiger Verwandten erhielt ich auch zuweilen Hilfe.
Wohltätige Nachbarn gaben zuweilen meinen Kindern ein Stück Brod
und ein gutherziger Bürger gönnte mir für den besonderen
Unterricht seiner Jugend ein Nachtmahl. Es geschah nicht selten, daß
ich zur Mittagszeit mit meinen Kindern hungern mußte bis mein Weib
ein Pfund Wolle abgesponnen, wo wir für die verdienten vier kr
Mittagstisch hielten.
Dies war acht Jahre durch bei meinem
Schuldienst mein Schicksal, welches mir über die Not meiner Kinder
manche saure Träne abpreßte und mich bei aller Sparsamkeit in eine
Last von Schulden hineinstürzte, aus der ich mich ohne fernere
Wohltat nicht herauszuschwingen vermag.
Nichtdestoweniger bin ich nicht im
Stande meinem Weibe die erforderlichen Heilungsmittel beizuschaffen
und mir gönnt ein Freund die ganze Zeit her die Liegerstatt.“
Der Kurfürst sah die Not des Aichacher
Schulmeisters und gewährte ihm eine jährliche Unterstützung von
200 Gulden.
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