Donnerstag, 29. Dezember 2016

Ein Schulmeister in Not

Geschichten aus dem Wittelsbacher Land


Ulrich Reiser ein Sohn des Aichacher Bäckermeisters Josef Reisers erlernte in großer Not und unter Mühen das Wissen, dass er benötigte ein guter Lehrer zu werden. Er erwarb große Verdienste, nicht nur für das Aichacher Schulwesen, sondern durch seine Arbeit und Veröffentlichungen für das gesamte Kurfürstentum Bayern. 


Nachdem die Not für ihn und seine Familie immer größer wurde, schrieb er am 12. November 1784 an den Kurfürsten Karl Theodor:

„Acht lange Jahre durch genoß ich das Brod des Hungers und ohne Besoldung mußte ich das noch beisetzen, was von dem Heiratsgut meines Weibes übrig war. Durch die Wohltat einiger Verwandten erhielt ich auch zuweilen Hilfe. Wohltätige Nachbarn gaben zuweilen meinen Kindern ein Stück Brod und ein gutherziger Bürger gönnte mir für den besonderen Unterricht seiner Jugend ein Nachtmahl. Es geschah nicht selten, daß ich zur Mittagszeit mit meinen Kindern hungern mußte bis mein Weib ein Pfund Wolle abgesponnen, wo wir für die verdienten vier kr Mittagstisch hielten.

Dies war acht Jahre durch bei meinem Schuldienst mein Schicksal, welches mir über die Not meiner Kinder manche saure Träne abpreßte und mich bei aller Sparsamkeit in eine Last von Schulden hineinstürzte, aus der ich mich ohne fernere Wohltat nicht herauszuschwingen vermag.

Nichtdestoweniger bin ich nicht im Stande meinem Weibe die erforderlichen Heilungsmittel beizuschaffen und mir gönnt ein Freund die ganze Zeit her die Liegerstatt.“

Der Kurfürst sah die Not des Aichacher Schulmeisters und gewährte ihm eine jährliche Unterstützung von 200 Gulden.

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