Geschichten aus dem Wittelsbacher Land
Der Abschied von der alten Zeit erfolgte mit schwarzen Fahnen, als Aichacher Jugendliche die letzte Fahrt der dreispännigen Postkutsche durch das Stadttor begleiteten.
Am 15. Mai 1875 war es dann endlich soweit. Der erste Personenzug befuhr die Strecke durch das Paartal von Augsburg nach Ingolstadt. Um 3.17 Uhr verließ er Friedberg, um gegen 3.30 Uhr in Aichach, eigentlich in Algertshausen, anzuhalten. Das wäre schneller wie heutzutage!
Der erste Aichacher der zu dieser frühen Stunde den Zug bestieg, war der Kaufmann J. M. Rieger. Er wollte der erste Fahrgast sein und kaufte für 14 Kreutzer eine Rückfahrkarte nach Radersdorf. Mit dem Gegenzug kehrte er um 6 Uhr nach Aichach zurück. Jetzt, an einem Schrannensamstag (Markttag) hatte sich schon eine große Menschenmenge am Bahnhof eingefunden, um das modernste Transportmittel seiner Zeit zu bewundern. Rieger berichtet: „Um das erste Billett zu bekommen, begab ich mich frühzeitig auf den Bahnhof und erhielt es. Um es behalten zu können, löste ich mir in Radersdorf ein Retourbillett und gelangte morgens um 6.00 Uhr wieder in Aichach an, wo eine große Zahl von Menschen auf dem Bahnhof war.“ Ein Anmerkung am Rande, die Eisenbahnordnung schrieb vor, dass die Fahrgäste „behufs des Ein und Aussteigens die Eingangsthüren nicht selbst öffnen“ dürfen.
Die neue Bahnstrecke wurde von Anfang an von der Bevölkerung gut angenommen und das Frachtaufkommen war auch beträchtlich. Zahlreiche Augsburger nutzten die Bahn nun zu Fahrten ins Grüne und besuchten die Stadt Aichach. Mit der Postkutsche war dies vorher eine mühselige und zeitraubende Reise gewesen.
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