Geschichten aus dem Wittelsbacher Land
20 Räuber überfallen 1781 die einsam
gelegene Neulmühle an der Paar
Bereits 1212 wurde die Neulmühle
urkundlich erwähnt. Herzog Ludwig I schenkte sein Gut Nulen mit der
Kirche und all ihren Bewohnern dem Kloster Indersdorf.
Eine alte Votivtafel in der
Wallfahrtskirche Maria Beinberg im Kreis Schrobenhausen berichtet uns
über folgendes Ereignis:
„Anno 1781 am Palmsontag bin ich
Johann Erhard Müller von der Neulmühle von 20 Räuber überfallen,
alles ausgeraubt, 6 mal auf mich geschossen, doch sind wir durch
Hilfe der heiligen
Mutter Gottes bey dem Leben erhalten
worden.
Katharina Brecheisen, bäuren von
Gallenbach hat diese Tafl 1851 Renoviren lassen."
Und so eine Geschichte wird immer
weitererzählt und verändert. Dann wird aus dem Palmsonntag auf
einmal der zweite Weihnachtsfeiertag und aus 1781 das Jahr 1801. In
Gallenbach erzählten sich später die Leute die Ereignisse
folgendermaßen:
„Ein denkwürdiger Tag in der
Geschichte der Neulmühle war der Stephanstag des Jahres 1801
(Samstag, der 26.12.1801, also am 2. Weihnachtsfeiertag). In der Zeit
als die Menschen in der Kirche beim Gottesdienst waren, befanden sich
nur der Müller, seine Frau und ein Knecht in der Mühle. Die
Räuberbande drang mit 15 bis 20 Mann in die Mühle ein. Ihr Anführer
hatte zuerst die Leute herausgesucht, die den Müller und seine Frau
ermorden sollten. Aber nur der Hund fiel einem Säbelstreich zum
Opfer. Die verschlossene Türen der Mühle wurden mit einem Balken
eingerammt. Die Müllerseheleute kamen jedoch mit dem Leben davon.
Sie hatten sich in den Taubenschlag geflüchtet, wo sie die Räuber
nicht fanden. Der Knecht war rechtzeitig am Mühlschuß (Bereich
hinter der Mühle mit starker Strömung) vorbei ins naheliegende
Taiting geflüchtet, wo er die Bewohner alarmierte. Kurz darauf
erklang der Ruf der Sturmglocken hinaus in das verschneite Paartal.
Bepackt mit dem gestohlenen Gut verließen die Räuber die Mühle,
einer hinter dem andern, in die Fußspuren des Vordermanns tretend,
damit die Verfolger die Zahl der Spitzbuben nicht erkennen konnten.
An der Straße nach Augsburg begegneten sie einem Kaufmann zu Pferd,
der aus Augsburg kam und den Räubern mit seiner vollen Geldkatze
anderenfalls eine lohnende Beute gewesen wäre. Sie aber hatten es
eilig, um ihren Raub in Sicherheit zu bringen. Der Kaufmann wurde nur
so lange festgehalten bis die Mehrzahl außer Sicht war. In Augsburg
an der Lechbrücke am Hohen Zoll ereilte jedoch die Räuberbande das
Schicksal. Sie wurden allesamt überwältigt und gefangen genommen.
Alle Verbrecher erhielten ihre gerechte Strafe!“
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