Samstag, 4. Februar 2017

Obermauerbach, das zweite Lourdes oder warum daraus nichts wurde!

Am 12. Mai 1848 erschien dem zwölfjährigen Johann Stichlmair beim Kühehüten im Wald bei Obermauerbach zum ersten Mal die Jungfrau Maria. Er erzählte seinem Dienstherrn, dem Bauern Lorenz Oswald, beim Mittagessen davon. Als ihm am Nachmittag desselben Tages die Mutter Gottes erneut offenbarte, ging der Bauer mit dem Buben zum Pfarrer des Ortes Eustach Wiedemann.
Der Junge erzählte folgendes, beim ersten Mal habe er eine schöne Frau gesehen. Sie glänzte wie die Sonne und saß weinend auf einem Holzstock.

Bei der zweiten Erscheinung am Nachmittag gab die Frau sich als Muttergottes zu erkennen und redete den Buben an: "Ich kann es nimmer erbitten bei unserm lieben Herrn, dass die Leute so böse sind und nimmer einander lieben." Sie sprach auch von einer "großen Strafe", die Gott schicken werde. Der Bub solle das "offenbaren".

Auch eine Bäuerin aus Untermauerbach bestätigte die Angaben des Buben. Sie sah um die gleiche Zeit ein "weißes Licht" über dem besagten Waldstück.

Obwohl der Geistliche und die katholische Kirche strengste Geheimhaltung über die Vorgänge verordneten, sprach sich vermeintliche Offenbarung der heiligen Maria in Windeseile herum. Tausende Pilger suchten die Stelle im Wald auf, um die Hilfe der Muttergottes zu erbitten.
In Flugschriften wurden die Berichte von der Erscheinung im Wittelsbacher Land im ganzen Reich verbreitet. Trotz staatlichem und kirchlichem Verbot kamen tausende um zu beten.

Der damalige Augsburger Bischof bestellte den Buben und den Ortspfarrer zur Prüfung der Vorgänge ein. Mit dem Vorgang betraute er den jungen Domkapitular Anton Steichele. Der fand heraus, dass Johann Stichlmair kurz zuvor ein Büchlein gelesen hatte, in dem erzählt wurde, wie die Muttergottes 1846 zwei Hirtenkindern in Frankreich erschien. Steichele glaubte nicht, dass die Muttergottes so ein schlechtes Deutsch geredet haben sollte.

Der Geistliche bezeichnete den Buben als Lügner, obwohl ihm der Pfarrer von Obermauerbach einen einwandfreien Leumund bescheinigte. Daraufhin lehnte der Bischof in einem öffentlichen Schreiben die Erscheinungen in Obermauerbach ab. Auch einige Priester wurden getadelt, die die Sache unterstützt hatten. Ein staatliches Verbot hinderte die vielen Pilger nicht daran zum Obermauerbacher Wald zu pilgern. Als im Jahr 1849 eines Nachts ein Altar an der Stelle der Erscheinungen aufgestellt wurde, weigerten sich der örtliche Pfarrer und das bischöfliche Ordinariat, ihn zu beseitigen. Das läge in der Verantwortung der staatlichen Behörden. Das Landgericht Aichach ordnete an ihn zu entfernen. Daraufhin kam es zu heftigen Protesten seitens der einheimischen Bevölkerung.


 Zuerst wurde der Bau einer Kapelle ebenfalls abgelehnt. Erst 1862 konnte der Bauer Lorenz Oswald von Obermauerbach diese errichten. Die alte Kapelle wurde 1948 durch einen Neubau ersetzt.
Johann Stichlmair blieb bis zu seinem Tod 1912 dabei, dass alles so erlebt zu haben, wie es es erzählt hatte.

Mei des war wos gwen, wann de fromma Leid ned nua noch Fatima und Lourdes pilgan dadn, sondan zu uns noch Mauerboch kemmadn. Erschd bettn und nohad beim Canada eikerrn.

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