Montag, 31. Oktober 2016

31. Oktober 1825

Historischer Tageskalender für das Wittelsbacher Land



Die neue Königin Bayerns Therese Charlotte Luise Frederike Amalie von Sachsen-Hildburghausen, die Gemahlin König Ludwigs I, macht bei ihrer Rückreise von Kissingen Station in Aichach. Zu ihren Ehren findet ein festlicher Empfang statt. Da fällt mir noch was ein: Wo treiben sich viele Bayern Anfang Oktober herum? Ja wo wohl? Auf der Theresienwiese! Das berühmteste Volksfest der Welt fand zu Ehren ihrer Vermählung mit dem damaligen Kronprinzen Ludwig das erste Mal statt. Noch etwas ist bemerkenswert, die Königin blieb bis zu ihrem Tode ihrem protestantischen Glauben treu.

Samstag, 29. Oktober 2016

Der Räuber Kneissl und die Schießerei bei Irchenbrunn

Geschichten aus dem Wittelsbacherland


Bei einem Festnahmeversuch kam es am 30. November 1900 in Irchenbrunn bei Altomünster zu einem Schusswechsel, bei dem die zwei Gendarmen Benedikt Brandmeier und Wolfgang Scheidler so schwer verletzt wurden, dass sie den Schussverletzungen erlagen. 


Den Kirchenbüchern von Altomünster entnehmen wir:

Benedikt Brandmeier, königlicher Stationskommandant, verheiratet, 38 Jahre und einen Monat alt. Vom Räuber Matthias Kneissl erschossen in Irchenbrunn, Gemeinde Hohenzell. Gestorben am 30. November 11 dreiviertel Uhr abends. Leiche am 4. Dezember fortgefahren nach Schwabsoien bei Schongau. Dort beerdigt am 6. Dezember 1900. Starb einige Minuten nach erhaltenem Schuss.

Wolfgang Scheidler, Gendarm, verheiratet, Todesursache: Lungenlähmung, Lungenentzündung. Behandelnder Arzt Dr. Lechner. Gestorben am 19. Dezember 1900, 9 dreiviertel Uhr vormittags. Beerdigt am 21. Dezember 1900 von Kaplan Steffl. Alter 40 Jahre, 5 Monate, 19 Tage. Vom Raubmörder Kneißl durch den Fuß geschossen. Starb infolge eines Geschwüres am Halse unerwartet schnell.


Donnerstag, 27. Oktober 2016

Mit Napoleon nach Moskau und sie kehrten nicht zurück



Diese 13 jungen Männer aus Aichach verloren ihr Leben auf dem Marsch der Grande Armee Napoleons nach Moskau

Korporal Sebastian Koppold

Korporal Michael Schweier

Korporal Leonhard Ritzl

Gemeiner Lorenz Müller

Gemeiner Erasmus Miller (aus der Familie Miller, des Erzgießers der Bavaria)

Gemeiner Jakob Müller

Gemeiner Georg Schreier

Gemeiner Johann Eberl

Gemeiner Xaver Baumeister

Gemeiner Hermann M??? aus Oberwittelsbach

Michael Schmid aus Oberschneitbach

Korporal Glenk aus Walchshofen

Gemeiner Georg Gschrey

Die Namen stehen auf einer Holzplatte, die sich ursprünglich in der Stadtpfarrkirche und heute im Heimatmuseum befindet.

Dienstag, 25. Oktober 2016

Paarkunst 2016

Nicht vergessen:

Woche der offenen Werkstatt

im Rahmen der Aktion Paarkunst 2016



http://www.augsburger-allgemeine.de/aichach/Faden-fuer-Faden-zum-grossen-Kunstwerk-id39532567.html

noch bis Freitag

von 10 bis 12 Uhr und von 14 bis 18 Uhr,

Handweberei Peters, Oberbernbacher Weg 6 in Aichach

Sonntag, 23. Oktober 2016

Das BIFF

Geschichten aus dem Wittelsbacher Land 

Es gibt Geschichten, die kann man nur erzählen, wenn man dabei gewesen ist. Die Vergangenheit des Aichacher Benefiziatenhauses, des Benfiziums, des Benefiz oder des BIFFs Ende der 60iger, Anfang der 70iger ist kaum noch jemand bekannt, wobei ich bei dem was folgt nur eine Randfigur war.

Was konnte man als Jugendlicher in Aichach in dieser Zeit machen? Tanzen gehen? Vielleicht am Samstag? Dazu musste man auf die Dörfer und da wir selten die Möglichkeit hatten von jemand mitgenommen zu werden, blieb nur Oberwittelsbach, wohin man laufen konnte. Seid ihr schon mal nachts ohne Straßenbeleuchtung am Kellerberg vorbei, dann durch den Wald, nach Oberwittelsbach und zurück gelaufen? Das war also auch nicht der Renner. In Aichach konnte man dann noch zur Feuerwehr, zu den Pfadfindern vom Christian Knauer im Oberen Tor, zur KJG (Katholische Jungmännergemeinschaft) im Weinmillerhaus in der Werlbergerstraße oder zur KFG (Katholische Frauenjugendgemeinschaft) im Benefiziatenhaus am Schloßplatz gehen.


Im ersten Stock des Gebäudes auf dem Foto haben wir uns damals fast jeden Tag getroffen.

Nun werdet ihr denken im Benefiziatenhaus wären die züchtigen katholischen Mädchen zu Hause. Das war auch anfangs so, aber dann änderte es sich. Rund um das Benefiz sammelten sich alle Jungs und Mädels der Stadt, die irgendwie fanden „Unter den Talaren...“ naja soweit ging das erst mal nicht, die Eltern nervten, man durfte nicht die Musik hören, die man wollte und überhaupt....

Zuerst flog das Mobiliar raus und es kamen Matratzen auf den Boden, eine vernünftige Stereoanlage mit Plattenspieler und Tonband musste her. Nun verbrachten wir fast jeden Abend dort, Musik hören, diskutieren und einfach rumgammeln oder „abhängen“, wie man heute sagen würde. Die Eltern waren alarmiert! Das geht doch nicht, was machen die da? Sodom und Gomorrha! Gammler und lange Haare! Sex und Drogen und es alles unter Aufsicht vom Herrn Pfarrer! Auch das Pfarramt war alarmiert, da sich dort aber vor allem die Söhne und Töchter der gut beleumdeten Bürger herumtrieben, ließ man uns erst einmal gewähren.

Ja und im BIFF? Es waren die 68iger, es wurde über Vietnam diskutiert, der Film Easy Rider war angesagt und dann einfach wieder Musik gehört - In-A-Gadda-Da-Vida von Iron Butterfly oder Locomotive Breath von Jethro Tull. Irgendwann tauchte Gallus auf, manche nannten ihn auch “da Breiß”. Wie er wirklich hieß, wusste keiner! Er wohnte im Galluskeller und kam aus Hannover. Er lief immer in einer alten, olivgrünen US-Armyjacke herum, Jahre vor Schimansky. Gallus arbeitete bei der Bahn, bis er mit dem Boggal durch die geschlossene Tür in den Lokschuppen fuhr. Nachdem herauskam, dass er während dieser Fahrt konspirative Literatur (Asterix) las, statt zu schaun wo es hinging, haben sie ihn rausgeschmissen. Gallus wurde für uns zum Kontakt zur großen weiten Welt, er wusste was draußen vor sich ging, sozusagen der Chefideologe. Die APO in Berlin, Demonstrationen gegen Springer! Ja, das war was! Uni gabs bei uns keine und wenn wir den Lehrern in der Realschule, was vom Muff unter den Talaren erzählt hätten, häts auch einen Mords Ärger gegeben. Und, gegen die Aichacher Zeitung zu demonstrieren erschien uns nicht wirklich sinnvoll. So haben wir Unterschriften gesammelt :”Freiheit für Angela Davis!” Warum sich die Erwachsenen darüber so aufgeregt haben, hat von uns auch keiner wirklich verstanden. Meine Mutter hat das schöne Plakat, das ich mir an die Wand geklebt habe, heruntergerissen. So verging die Zeit!

Eine nette Geschichte ist mir noch in Erinnerung geblieben. Irgendwann wurde der löbliche Beschluß gefasst, aufzuräumen und sauberzumachen. Der Dreck türmte sich und es wurde ungemütlich. Alle fassten mit an und in kurzer Zeit war es wieder nett und gemütlich. Der Dreck füllte mehrere große Waschmitteltonnen und wurde neben dem Eingang deponiert. Am nächsten Tag wollten wir beraten, was mit dem Müll geschehen sollte. Aber, was für ein Wunder am nächsten Tag waren die Tonnen verschwunden.
Woas wer wo da Dreg bliem is?”
Ja, scho! Heid Vormiddog woar Bolizei do. Erst hams umananda gschaut und nachad hams unsan Dreg mitgnomma!”
Der Herr Pfarrer, als Hausherr, und die Polizei hatten wohl Bedenken hinsichtlich illegaler Beteubungsmittel - Langhaarige haschen – und hatten eine Durchsuchung veranlasst. Was war besser als Versteck geeignet als Müll. Also, wir waren eine Sorge los und die Polizei hat auch nichts zurück gebracht.

Und wie ging das Ganze zu Ende? Genau weiß ich das auch nicht mehr. Es begann damit, das der Gallus von heute auf morgen verschwunden war. Man traf sich immer mehr privat. Die Erkenntnis, in Aichach würde die Weltrevolution nicht ausbrechen, dass hätten die Eltern und der Herr Pfarrer auch gar nicht erlaubt.  Es gab andere Sorgen, Ausbildung Studium, Freundin oder Freund, Zivildienst oder Bundeswehr. So still und heimlich, wie die Sache begann, endete sie auch und irgendwann hat das Pfarramt den ganzen Laden dichtgemacht.

Es war eine wunderbare Zeit und ist sicher auch eine kleine, erwähnenswerte Episode in der Stadtgeschichte, die nicht ganz vergessen werden sollte. Die Beteiligten gehen heute alle auf die Siebzig zu und einige weilen schon lange nicht mehr unter uns, wie der Gaudenz Müller-Paradeis oder der Steuerl Franz.


Freitag, 21. Oktober 2016

21. Oktober 1388

Historischer Tageskalender für das Wittelsbacher Land


Gefecht der Bayern gegen reichsstädtische Augsburger und Truppen des schwäbischen Städtebundes im Städtekrieg (1387 bis 1389) bei Aichach. Sieg der bayrischen Truppen unter Warmund Pienzenauer, dem Vertrauten Herzog Ludwigs im Barte und Herr über Kitzbühl und Rattenberg.

Donnerstag, 20. Oktober 2016

Chronologische Geschichte der Stadt Aichach in Baiern

In seiner „Chronologische Geschichte der Stadt Aichach in Baiern“ schreibt der Zisterzienser und Historiker Dr. Franz Dionys Reithofer im Jahr 1918
Die Stadt Aichach „ist Sitz eines Dekanats, eines königl. Landgerichts und Rentamts, einer Poststation und einer sehr gut besuchten Getreidschranne, von 246 Familien, 1640 Seelen und 231 Bürgern voll Patriotismus und Gewerbefleißes in 229 Häusern bewohnt.

Im Jahre 1817 zählte man daselbst zehn Bierbräuer, vier Weinwirthe, acht Bäcker, sieben Metzger, zwey Bierwirthe, sieben Handelsleute, vier Roth- und drey Weißgärber, zwey Seiler, fünf Loderer (Herstellung von Loden), vier Leinweber, neun Schuh- und sieben Kleidermacher, einen Seifensieder, acht Mehlber (verkauft Mehl aber auch andere Waren), einen Geschmeidmacher (Schmuckherstellung), einen Silberarbeiter (Silberschmied), einen Nadler (Drahtzieher, stellt Nadeln und Draht her), zwey Trödler (Second Hand Laden), drey Schreiner, einen Mahler, vier Schmiede, drey Wagner (stellen Wagen und Kutschen her), einen Gürtler (Metallumformung kalt), einen Kammacher und einen Seiler.“

Man sieht in Aichach blühte Handel und Wandel, auch angetrieben durch das landwirtschaftliche Umland und die zahlreichen Markttage.

Mittwoch, 19. Oktober 2016

Handweberei in Aichach


In Aichach gab bzw. gibt es nicht nur die Handweberei Peters, sondern eine zweite in der Justizvollzugsanstalt - hier ein Foto von 1925

Dienstag, 18. Oktober 2016

Das alte Weberhandwerk im Wittelsbacher Land

Klack, klack, klack, zweimal leicht und einmal hart - das waren die Geräusche meiner Kindheit, wenn der Schuss in der Kette ans Gewebe geschlagen wird.

http://www.augsburg.tv/mediathek/kategorie/im-wittelsbacher-land/video/im-wittelsbacher-land-handweberin-und-repair-cafe/

Draußen war es schon dunkel, meine Mutter saß im Webstuhl und arbeitete. Der große Werkstattofen wummerte und ich hockte vor dem Radio und hörte Jeremias Schrumpelhut, anschließend gabs noch das Betthupferl. Später, als ich der Aufregung gewachsen zu sein schien, kam noch „Gestatten, mein Name ist Cox“ hinzu. Danach gings ins Bett. Wenn ich ins Magische Auge des Röhrengeräts starrte, hoffte ich immer dort etwas von den Geschichten erkennen zu können, denen ich lauschte. Einige Nachbarn hatten immerhin schon ein Schwarz-Weiß-Gerät und da konnte man Fernsehen, Fury und Lassie, später Flipper. Aber ich saß bei meiner Mutter im Webraum und das war auch schön. Wir hatten noch ein Radiogerät in der Küche und einen Plattenspieler im Wohnzimmer, nur so gemütlich wie im Webraum war es dort nicht.

Diese Gedanken kommen bei mir hoch, wenn ich mir diesen wunderbaren Film über die Weberei anschaue, die heute meine Schwägerin weiterführt.

Handweberei Peters in Aichach

Montag, 17. Oktober 2016

Der Heilige Alto von Altomünster

Heilige im Wittelsbacher Land


Heilige im Wittelsbacher Land sind rar gesät, aber ein paar gabs schon.
Der Heilige Alto war der Überlieferung nach ein Mönch aus irischem Adel. Um 730 kam er angeblich nach Bayern und lebte als Einsiedler.

Der durch einen Schenkungsbrief des Bischofs von Freising historisch nachgewiesene Alto stammte hingegen aus Bayern aus der Sippe der Huosi; er soll bis ins hohe Alter als Eremit gelebt haben und erst spät Priester geworden sein. Um 749 gründete Alto der Überlieferung zufolge das heute nach ihm Altomünster genannte Kloster und wurde dessen erster Abt. Frankenkönig Pippin III. der Jüngere schenkte ihm 752 einen Wald, der bis heute Altowald genannt wird. Bonifatius habe das Gotteshaus um 745 geweiht.


Legenden erzählen, wie Alto die Bäume, die gerodet werden mussten, mit seinem Messer kennzeichnete und diese dann von selbst umfielen. Vögel hätten die Äste und Zweige weggetragen und so beim Kirchenbau geholfen. Als es beim Klosterbau an Wasser mangelte, ließ Alto mit seinem Stab eine Quelle entspringen, die bald als Heilquelle besucht wurde.

Abseits der Legenden scheint es so zu sein, dass der Einsiedler Alto ist schon um 760 in der Gegend von Altomünster gelebt hat; er war weder Mönch noch Klostergründer, sondern die Verehrung führte zur Klostergründung am Ort seiner Zelle und seines Grabes, das noch heute in der Klosterkirche gezeigt wird. Altos Verehrung ist erstmals in Freising in der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts nachweisbar. Nachdem das Kloster Altomünster durch eingefallene Ungarn zerstört worden war, errichtete das Fürstenhaus der Welfen im 10. Jahrhundert ein Benediktinerkloster für Mönche; 1056 übernahmen Benediktinerinnen, aus dem Kloster Weingarten kommend, das Kloster, die Mönche gingen nach Weingarten. Mönch Otloh vom Kloster St. Emmeram in Regensburg verfasste um 1070 Altos Lebensbeschreibung aufgrund älterer Quellen aber ohne historische Grundlage. 1497 wurde das Kloster dem Birgittenorden übertragen.

Zusatz: Der Konvent der Birgittenschwestern Altomünster besitzt übrigens auch einen Internetauftritt und kämpft ums Überleben als Ordensgemeinschaft in Altomünster, schaut ruhig mal rein. https://mutter-apollonia.net/tag/kloster-altomuenster/






Homunculus


 Was mich wirklich verwundert ist, dass sich meine Bücher fast nur noch als e-books gelesen werden. Über die Platzierung bei den e-books kann ich mich nicht beschweren, aber richtig verstehen tue ich es nicht. Heute befand sich der "Homunculus" wieder auf Platz 13 im Verkaufsranking "TOP 100 - Bestseller in Historische Deutsche Belletristik" bei Amazon und dass, obwohl der Mittelalterroman bereits vor 3 Jahren veröffentlicht wurde.

https://www.amazon.de/…/…/B00GF1Y5SG/ref=zg_bs_6692103031_13

Samstag, 15. Oktober 2016

Dienstboten in der Nazizeit

Geschichten aus dem Wittelsbacher Land


Heute mute ich euch wieder harten Tobak zu, es gibt viel zu lesen. Zahlreiche Knechte und Mägde in den bayrischen Dörfern waren mit ihren Arbeitsbedingungen unzufrieden und suchten sich neue Bauern, bei denen sie sich verdingten oder gingen in die Stadt, wo sie auf ein besseres Leben und ein bessere Bezahlung hofften. Den Machthabern war dies ein Dorn im Auge, da sie dadurch Schwierigkeiten in der Lebensmittelversorgung befürchteten. Wie in ganz Bayern, so gingen sie auch im Wittelsbacher Land mit brachialen Mitteln dagegen vor, wie gegen die Schmiedhofers in Griesbeckerzell und Thalhof bei Hilgertshausen. Interessant dabei ist auch, dass die Politische Polizei weniger hart mit den Dienstboten umgehen wollte, als es die Verwaltung in Aichach letztendlich durchsetzte.

 
Bei der Anwendung der Schutzhaft gingen die unteren Behörden der Inneren Verwaltung und die Politische Polizei durchaus von verschiedenen Vorstellungen aus. In den anschließend ausführlicher geschilderten Fällen aus dem Bezirk Aichach benutzte, auf eine kurze Formel gebracht, das Bezirksamt die Schutzhaft als willkommenes Disziplinierungsmittel gegenüber unbotmäßigen und unbequemen Angehörigen der dörflichen sozialen Unterschicht, während die Politische Polizei sie als Instrument zur Durchsetzung des autoritär verordneten Arbeitsfriedens auch gegenüber bäuerlichen Arbeitgebern verstand.
 
Vom Vorstand des Aichacher Bezirksamts wurde am 2. April 1936 über die landwirtschaftliche Dienstmagd Maria Schmidhofer und deren Tochter Katharina, beide auf demselben Hof bedienstet, jeweils eine 15-tägige Schutzhaft verhängt. Die Maßnahme gegen die Tochter wurde folgendermaßen begründet: Katharina Schmidhofer hat ohne triftigen Grund eigenmächtig ihre Stelle bei dem Bauern und Gastwirt Reischel in Griesbäckerzell verlassen und hierbei durch Geschrei und Gejohle derartigen Lärm in der ganzen Ortschaft gemacht, daß ein Großteil der Ortseinwohner sich darüber aufgehalten hat. Außerdem versucht sie, sich der Unterhaltspflicht ihrem außerehelichen Kind gegenüber zu entziehen. Katharina Schmidhofer ist eine amtsbekannte Person; ihren zu Niederschrift gegebenen Aussagen kann ein Glaube nicht beigemessen werden."

Die Vorwürfe gegen die Mutter bezogen sich außer auf Vertragsbruch noch auf eine Äußerung, die sie anläßlich einer Rundfunkrede Hitlers gemacht haben soll: Der kann mich am Arsch lecken, der hat mir noch nichts gegeben!" Bei ihrer polizeilichen Einvernahme erklärte die Mutter: „Ich war bei Reischel in Griesbäckerzell als Schweizerin (Melkerin, Stallarbeit) eingestellt, wurde aber ständig auch für Feldarbeiten usw. verwendet. Dies war mir zu viel, und deswegen erklärte ich dem Reischel, daß ich die Stelle aufgeben werde. Nachdem er damit einverstanden war, habe ich durch Anzeige in der ,Aichacher Zeitung' eine andere Stelle zu finden gesucht. Ich bekam viele Angebote und ein Bauer telefonierte auch; Reischel war bei dem Telefongespräch selbst dabei. Es ist also nicht richtig, daß wir dort entlaufen sind, sondern Reischel hat dies genau gewußt." Außerdem sei sie bei einer Auseinandersetzung auf dem Hof mit Schlägen bedroht worden. Zu den weiteren Vorwürfen gab sie zu Protokoll: „Die fragliche Äußerung habe ich nicht gebraucht. Ich habe lediglich auf die Aufforderung hin, doch auch zuzuhören, etwa geäußert, was geht mich das an, was da der Hitler spricht, was ich gar nicht verstehe. Darauf verließ ich die Stube, in die wir ja sonst auch nicht gehen durften."

Die gleichfalls vorgeführte Tochter gab an: Ich habe die Stelle verlassen, weil ich mit dem Essen nicht zufrieden war. Es hat öfters nichts Warmes gegeben, und teilweise war das Essen bereits verdorben, das wir vorgestellt erhielten; außerdem wurde auf die Nacht das Essen immer wieder zusammengeschüttet und aufgewärmt. Ich sagte deshalb zu Reischel, daß ich in 14 Tagen gehen werde, wenn das Essen nicht besser würde, worauf dieser antwortete: Du kannst auch gleich gehen! Außerdem habe ich mich geärgert, daß Reischel mir nichts davon gesagt hat, daß ich für mein außereheliches Kind von meinem Lohn monatlich 7.- RM zu zahlen habe." Katharina Schmidhofer war bereits im November1934 vom Bezirksamt verpflichtet worden, für den Unterhalt ihres Kindes diesen Betrag an den Bezirksfürsorgeverband zu entrichten. Offensichtlich war für die Verhängung der Schutzhaft nicht allein der angenommene Vertragsbruch ausschlaggebend, sondern gleichfalls der Umstand, daß diese Personen, die in den Schutzhaftbefehlen als Asoziale" bezeichnet wurden, die kommunale Fürsorge belasteten. Der Schutzhaftbefehl gegen die Mutter Schmidhofer wurde von der Politischen Polizei umgehend bestätigt. Ein gegen sie vor dem Sondergericht München eingeleitetes Verfahren wurde aber von der Anklagebehörde aufgrund eines Amnestieerlasses eingestellt.Den Schutzhaftbefehl gegen die Tochter wollte die Politische Polizei nicht bestätigen, sondern empfahl die Einweisung in die Arbeitsabteilung der staatlichen Fürsorgeanstalt Traunstein mit dem generellen Hinweis, daß die Unterbringung in einer Arbeitsanstalt möglich sei, „wenn solche Personen infolge ihres sittlichen Verschuldens sich selbst oder einen Unterhaltsberechtigten der naheliegenden Gefahr aussetzen, der öffentlichen Fürsorge anheimzufallen". Zusätzlich verlangte die Politische Polizei, „hinsichtlich der Behandlung der Dienstboten durch den Bauern und Gastwirt Reischel in Griesbäckerzell im allgemeinen vertrauliche polizeiliche Erhebungen anzustellen und gegebenenfalls Zeugen einzuvernehmen. ... Wenn auch die Bauern im Interesse der Erzeugungsschlacht gegen das Davonlaufen der Dienstboten im allgemeinen staatlichen Schutz genießen, so darf doch - wie es im gegebenen Fall zu sein scheint - dieser staatliche Schutz nicht dazu mißbraucht werden, Dienstboten zum Verbleiben bei solchen Bauern zu zwingen, bei denen sie nicht so behandelt werden, wie dies der nationalsozialistischen Forderung nach sozialer Gerechtigkeit entspricht, da ja diese Bauern wegen unsozialen Verhaltens selbst zur Rechenschaft gezogen werden müssen." Aufgrund der eingeholten Informationen berichtete die örtliche Gendarmerie daraufhin, lediglich die Ehefrau des Arbeitgebers sei „mit den weiblichen Dienstboten etwas streng". „Von einer schlechten, der Forderung nach sozialer Gerechtigkeit widersprechenden Behandlung des Personals kann aber auch hier keine Rede sein." „Sonach liegt", wie das Bezirksamt ergänzend an die Politische Polizei weitergab, „ein Mißbrauch des staatlichen Schutzes ... nicht vor. Die beiden Schmidhofer sind vielmehr dem Amte bereits aus anderen Sachen genügend bekannt gewesen; ihnen hat die kurze Schutzhaft auch nicht im geringsten geschadet."

Wenige Wochen später wurde der geschiedene Ehemann der Maria Schmidhofer, der landwirtschaftliche Arbeiter Josef Schmidhofer, vom Bezirksamt ebenfalls in Schutzhaft genommen, da er „ohne Kündigung und heimlich" seinen Arbeitsplatz bei dem Bauern Hartl in Thalhof verlassen und sich bei dem Bauern Seethaler in Schmarnzell als Erntearbeiter verdingt hatte. Bereits in den vorangegangenen zwei Jahren sei er ,,ohne triftigen Grund vor Beginn der Ernte aus seinem Jahresdienstplatz ausgetreten, um als Erntearbeiter höheren Lohn zu erhalten". Als weitere Schutzhaftgründe wurden aufgeführt: „Der zuständige politische Leiter stellt dem Schmidhofer ein sehr ungünstiges Zeugnis aus. Schmidhofer ist nahezu jeden Sonntag betrunken. Im Interesse der Aufrechterhaltung der öffentlichen Ruhe, Ordnung und Sicherheit und, um die geordnete Fortsetzung der Erzeugungsschlacht nicht zu gefährden, mußte gegen Schmidhofer nach Anhörung der Kreisbauernschaft Schrobenhausen Schutzhaft verhängt und Überstellung nach Dachau angeordnet werden." Schmidhofer bestritt die ihm angelasteten Beschuldigungen und machte geltend, sein neuer Arbeitgeber benötige ihn dringend zu den Erntearbeiten: „Als er mich einstellte, habe ich ihm gesagt, daß ich von Hartl weggegangen sei. Hartl und Seethaler stehen nicht besonders gut miteinander." Einen Tag nach seiner Festnahme wurde Schmidhofer auf Anordnung des Bezirksamts ohne vorheriges Einvernehmen mit der Politischen Polizei ins Konzentrationslager Dachau eingeliefert. Die Politische Polizei wollte jedoch von einer Unterbringung im Konzentrationslager absehen und setzte die Dauer der Schutzhaft auf drei Wochen fest, die Schmidhofer aufgrund des voreiligen Vorgehens des Bezirksamts aber dennoch in Dachau, und nicht im Amtsgerichtsgefängnis bzw. in der Straf-Haftanstalt Aichach, verbüßen mußte. Als der Zeitpunkt seiner Entlassung heranrückte, schrieb das Bezirksamt an die Dachauer Lagerkommandantur: „Ich ersuche, ihn rechtzeitig zu entlassen, wenn nicht von dort aus wegen Verlängerung der Schutzhaft unmittelbar mit der Bayerischen Politischen Polizei, München, verhandelt werden will. Von hier aus bestehen gegen eine angemessene Verlängerung keine Bedenken." Die Politische Polizei ging auf diesen Vorschlag des Bezirksamts aber nicht ein, sondern verfügte die Entlassung mit der Auflage, daß sich Schmidhofer innerhalb von zwei Tagen persönlich beim Bezirksamt Aichach zu melden hätte, wo ihm nochmals eröffnet werden sollte, daß er sofort wieder in Schutzhaft genommen werde, wenn er „seinen Dienstplatz neuerdings ohne Kündigung verläßt oder sich sonst staatsabträglich verhält oder betätigt". Die Politische Polizei wollte auch die eigenmächtige Handlungsweise des Bezirksamts nicht akzeptieren. In sehr dezidierter Form wurde die Bezirksbehörde deshalb darauf hingewiesen, erst dann Schutzhaftgefangene auf Schub zu setzen, wenn die Genehmigung für die Einweisung in das Konzentrationslager Dachau vorliege. Wie in den beiden vorausgegangenen Fällen zeigte die Politische Polizei auch im Falle des Josef Schmidhoferein Interesse daran, die Bauern zur Respektierung bestehender Arbeitsverträge zu zwingen. „Wenn es der Tatsache entspricht", schrieb sie an das Bezirksamt, „daß der Bauer Seethaler bei der Einstellung von dem Entlaufen des Schmidhofer Kenntnis hatte, so ist... auch der Bauer Seethaler im Benehmen mit dem Kreisbauernschaftsführer auf die Dauer von acht Tagen in Schutzhaft zu nehmen."

Bemerkenswert ist jedoch, daß auch die Politische Polizei hinsichtlich der Schutzhaftdauer gegenüber Arbeitnehmern und Arbeitgebern zweierlei Maß anlegte. Der Politischen Polizei fehlte aber ein genügend großer personeller Unterbau, um eigene Untersuchungen anzustellen. Sie war deshalb weitgehend auf die örtliche Gendarmerie angewiesen, die im allgemeinen eher geneigt war, Beurteilungen im Sinne der
dörflichen sozialen Führungsschicht abzugeben. Im Falle Schmidhoferjedenfalls konnten laut Bericht der Gendarmerie-Station Schiltberg sämtliche Bauern, bei denen er sich in den Jahren 1935/36 verdingt hatte, glaubhaft machen, daß sie nicht gegen die Vertragsverhältnisse verstoßen hatten.“

Aus: Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte, Jahrgang 1977, Heft 4, Deutsche Verlagsanstalt Stuttgart

Falk Wiesemann

Arbeitskonflikte in der Landwirtschaft während der NS-Zeit in Bayern 1933-1938

Donnerstag, 13. Oktober 2016

Kaiser Ludwig der Bayer im Wittelsbacher Land

Geschichten aus dem Wittelsbacher Land


Ludwig verband viel mit dem Wittelsbacher Land und er hielt sich hier auch des öfteren auf. Auf der Burg in Schiltberg verbrachte er in seinen jungen Jahren viele schöne Tage. Nur ein Ereignis trübte diese Zeit.

Als sich der junge Herzog mit seiner Mutter Mathilde, der Witwe des verstorbenen Herzogs, im Juni 1302 in Schiltberg aufhielt, erschien vor der Burg Kurt Schluder, der Rentmeister und Ratgeber seines Bruders Rudolf, mit einer Schar Bewaffneter. Rudolf und Ludwig teilten sich nach dem Tod ihres Vaters Ludwig des Strengen die Pfalzgrafschaft und das Herzogtum Bayern-München. Sie setzten Ludwig und seine Mutter fest und schafften beide mit roher Gewalt nach München. Die Burg wurde außerdem von den Soldaten geplündert.


Herzog Rudolf ließ seine Mutter unter falschen Anschuldigen einkerkern und sie kam nur durch eine List wieder frei, nachdem sie all ihrer Güter und Schlösser beraubt worden war. Sie stimmte allen Vorschlägen Rudolfs vertraglich zu. Angeblich um den Vertrag bestätigen zu lassen, wollte sie ihren Bruder aufsuchen, der sich zu dieser Zeit in Nördlingen einen Hoftag abhielt. Kaum befand sie sich jedoch außerhalb der Grenzen Bayerns, erklärte sie den Vertrag für erzwungen und deshalb ungültig. König Albrecht griff ein, zitierte seinen Neffen zu sich und nötigte Rudolf, seiner Mutter die abgepressten Besitzungen zurückzugeben. Ihr blieb nicht mehr viel Zeit sich darüber zu freuen. Vor Gram über die erlittene Schmach durch ihren ältesten Sohn und die üblen Anschuldigungen, sie wurde verdächtigt eine Liebschaft gehabt zu haben, starb sie im Jahr 1304.

Kurt Schluder ereilte kurz danach die Rache Ludwig des Bayern. Auf dem Weg von München nach Nördlingen wurde er von Kriegsknechten Mathildes und Ludwigs gestellt und erstochen.

Was immer wieder auffällt, wenn man sich mit der frühen Geschichte der Wittelsbacher beschäftigt ist die zielstrebige Durchsetzung ihrer Interessen auch mit äußerster Brutalität, sogar ohne Rücksicht auf familiäre Bande. Außerdem wurde der Jähzorn offenbar vererbt. Pfalzgraf Otto von Wittelsbach zückte im Beisein Kaiser Barbarossas aus Zorn das Schwert gegen den Gesandten des Papstes, ein späterer Pfalzgraf Otto erschlug im Zorn den Sohn Barbarossas den deutschen König Philipp von Schwaben. Der Vater Kaiser Ludwigs ließ seine erste Ehefrau aus Eifersucht hinrichten und der Straubinger Herzog veranlasste, dass Agnes Bernauer die Geliebte seines Sohnes in der Donau ertränkt wurde. Es gibt noch weitere Beispiele, Shakespeare hätte seine Freude an diesem Adelsgeschlecht gehabt.

Dienstag, 11. Oktober 2016

Sehr geehrter Herr Schul in Speckder........

Geschichten aus dem Wittelsbacher Land


Ja, des is ned nur heid so, das si de Oitan überd Lehra bschwern duan, des wor a scho friaras so.

Mit dem Schulwesen in Ecknach war es im Jahre 1816 noch nicht so gut bestellt. Die Eltern der Kinder beschwerten sich beim Distriktschulinspektor und Pfarrer von Schiltberg Ignaz Aschenbrenner über ihren Mesner und Dorflehrer Johann Nepumuk Karl. Die Stelle des Dorflehrers bekam der Mesner, weil er vermeintlich gut lesen, schreiben und rechnen und leidlich Orgel spielen konnte:

(Ich habe versucht den Brief in eine einigermaßen verständliche Form zu bringen, was mir nicht immer gelungen ist – der Josef Filser lässt grüßen)

„An den Hoch Gelerden Herrn Pfarrer und Schul in Speckder,

Mir biden ihnen in Himmels Willen, Sie mechten uns unterstizen wegen der Schul, unsern Mesner heim zu schicken. Weil er nix kann, und der Herr Pfarrer Sichts Selber ein, das er nix kan, und noch ein Haubtfeler, das er kerlos (gehörlos) ist und in der Musig gar nichts ist und mir wolln aus dem Dorf die Kiener (Kinder) dort hin nicht gehen lasn.


Wir biten Ihnen, Sie mechten uns den Schneider Sohn aufnemmen fir ein lehrer, Uns wers Recht und dem Herrn Pfarrer auch, weil er ihn in der lehr hadt und er sicht ein, das er deiglich (tauglich) ist. Der Herr Pfarrer sagt, es ist Schadt, das er nicht Studieren dudt, weils nicht Sein kan, weil er Seine armen Eldern verhalten Mues mit der Musig und mit den handiern. Der Pfarrer hat das Orgel Schlisel verlangt vom Mesner, er Sagt, er gibt’s weder den Pfarrer weder der Gemeindt. Aus döß verlangt der Pfarrer und Mir auf Ihnen mit hartem Verlangen. Mir wisen gwies, das sie uns verhelfen kienen und kienen uns des Schneiders Sohn fähig sprechen, wan Sie nur wollen. Der Herr Pfarrer dudt das Seinig schon darzue, weil Unser Dorf kein Examinirden nicht ver Mag und mit dön (diesem) wern Mir aufgericht und wisen gewis, das Sie recht gued lehrnen, weil er in allem erfahren ist, das mir iber Zeigt Sendt von alle Lehrer um liegen Sagen, fur das Dorf ist er fehig gnue, er kan die Kinder die Kirchen Musig mit Geigen, Klarnedt und Trometen und Singen, lesen Schreiben und Rechnen und Religion unter Richten und die Erdt beschreiben und die Landt karden kennen lehrnen und Schrifden auf aller handt Ard, drift laudeines und Kanzlei. (Lateinische und Kanzleischrift), das sich der Herr Pfarrer Selber verwundert und das Haus (des Schneidersohnes als Schule) gefäldt Ihnen gewiß, weil zwei Zimmer zum Heizen da sindt, das die Schul allein Ein Zimmer hadt, und da kan man Hundert Kiener sezen und So vil sindt nicht da.

Herr Schul in Spekter, mir biden ihnen, Sie mechten vor den Neuen Jahr Rauf kommen oder den Pfarrer schreiben, das mir nach dem Neuen Jahr eine Rechte Schul bekomen. Der Schneider Sohn wer schon in Examen gebliben in Freising wegen armut seiner Eltern bei der harten Zeidt, weil sie sich nicht mer furdbringen kinen.

Der Herr Dechandt von Aichach hedt gleich einen Solchen Anfenger gehabt in Dotenweis, hadt auch für Soh einen Burschen gudt gesprochen und machte guede Dinst.

Dem Mesner hädt die Schul von der Gemeindt niemal an vertraudt, wan er nicht ein Sohn gehabt hedt und der kann gar nix und hadt mit dön Gelerndt und weil Mir ein Schul Haus geforchten hedten.

Andreas Schmaus, Andoni Wanner
Dorfierer in Ecknach

Sonntag, 9. Oktober 2016

Strandgut des Lechs

Unheimliche Geschichten aus dem Wittelsbacher Land


Der Lech führte so manches Treibgut mit sich und manchmal wurden auf der bayrischen Seite auch Leichen angespült. Jede dieser Wasserleichen führte ihre Geschichte mit sich, die sie aber nicht mehr erzählen konnte. Vielleicht hatte der Mensch selbst Hand an sich gelegt, war ein grausamer Mord oder ein tragischer Unfall geschehen? Oder in der alten Zeit konnte es sich auch um einen Verbrecher handeln, der zum Tod durch ertränken verurteilt wurde. Dort, wo der Tote angeschwemmt wurde, war dessen Schicksal in der Regel nicht bekannt. 

Es war Gesetz und natürliche Christenpflicht den unbekannten Toten auf dem örtlichen Friedhof zur letzten Ruhe zu betten, wo die Leiche angetrieben wurde. Die meisten Anrainergemeinden der großen Flüsse umgingen dieses selbstverständliche Zeichen von Menschlichkeit, indem sie die armen Teufel wieder den kalten Fluten übergaben.


 Auf alten Aindlinger Rechnungen wird diese Vorgehensweise dokumentiert:

1670:
Als nach Lichtmeß anno 1670 im Lechwasser auf dem Aindlinger Grund in eim Faß ein todtes Weib gefunden worden ist und man solches im Lech widrumb fort treiben lassen, ist für unkosten aufgegangen: 2 Gulden 34 Kreutzer

1671:
Wegen des jenigen Manns, so der Lech ausgeworffen auf der Aindlinger Seite, dem Abdecker zu Schernegg, welcher denselben weiter weg geordnet hat, geben 1 Gulden 30 Kreutzer.

Dem Wolf Wäglein, Vischer, so des todten Manns halber gebraucht worden, für seine Mühwaltung geben 10 Kreutzer

Dem Marckhtsknecht , so den Abdecker von Schernegg hollen müssen, geben 5 Kreutzer

1717:
Dem Wasenmaister (Abdecker), der das Faß, so der Lech an unser Landt ausgeworffen, worin ein Todter unnd auf dem Vaß der Galgen gebrandt gewesen, wiederumb in den Lech getriben, zugestellt 1 Gulden 30 Kreutzer.

Freitag, 7. Oktober 2016

Alte Wetterregeln


Wias friaras wor im Wittelsbacher Land

 

Sitten und Gebräuche



Woher das erste Gewitter im Jahr kommt, daher kommen alle übrigen in diesem Jahr.

Früher Dunner, später Hunger.



Abendrot (goldfarbig) gut Wetter Brot, Abenrot (feuerfarbig) morgen Kot

Wie der Wind nach dem dritten, vierten, fünften Tag nach dem Neumond, so den ganzen Monat hindurch.

Hat der Mond einen Hof, in drei Tagen geht’s Trof. (regnet es)

Ein Reif geht durchs ganze Land.

Die Sonne hat noch keinen zum Bettelmann geschienen, aber der Regen hat schon manchen vom Hof gebracht.

Wie der Freitag so der Sonntag.

Am Mittwoch in der zwölften Stunde ändert sich gern das Wetter.

Wenn das Salz feucht wird, gibt’s Regen.

Frühvogelsang macht den Winter lang.

Sommerkatzen hat man gerne, Winterkatzen nicht, sind Ofenhocker, bringen gern Feuer ins Haus.

Viel Nudeln (Zapfen) auf der Tanne, viel Roggen in der Wanne.

Viel Eichel, früher Schnee.

Viel Schnecke, viel Heu.

Wenn die Leut übers Wetter reden, erzählen sie gerne die Geschichte vom Bauern, der von unserm Herrgott die Macht bekommen hat, sich einmal ein Jahr lang das Wetter so zu machen, wie er es für richtig hielt. So ließ es regnen und die Sonne scheinen, grad wie es ihm gefiel. Die Saat ging herrlich auf und sein Getreide gedieh, dass es eine Freude war. Doch was für ein Schreck – nach dem Schnitt zeigte sich, dass alle Ähren taub waren, so dass der Bauer viel Stroh aber kein Getreide erntete. Der Narr hatte den Wind vergessen.

Seit dieser Zeit krittelte der Bauer nicht mehr am Wetter herum, sondern schaute zum Himmel und sagte dann: „Wer weiß wofür das gut ist?“

Donnerstag, 6. Oktober 2016

6. Oktober 1805

Historischer Tageskalender für das Wittelsbacher Land


Die in Bayern einfallenden Österreicher kommen unter General Kirmayer nach Aichach, werden aber am nächsten Tag durch den Marschall Napoleons Luois Nicolas Davout zurückgedrängt.

Montag, 3. Oktober 2016

Das Kloster Scheyern


Im Jahr 1119 zog Graf Otto V. von Scheyern als Graf von Wittelsbach in die Burg Wittelsbach ein, wandelte seine nunmehr ungenutzte Burg in Scheyern in das Kloster Scheyern als sein Hauskloster mit Grablege um und übergab es den Benediktinern. Seither führte dieses Geschlecht den Namen von Wittelsbach.

Sonntag, 2. Oktober 2016

Die „Griesbacher Diamanten“

Wissenswertes aus dem Wittelsbacher Land




In der Nähe von Obergriesbach fand man bei Grabungen des öfteren Bruchstücke von Bergkristallen. Im Volksmund wurden sie „Griesbacher Diamanten“ genannt. Diese Steine wurden geschliffen und zu Schmuckstücken verarbeitet. Angeblich befindet sich eine Kette aus diesen geschliffenen Halbedelsteinen im Besitz derer von Gravenreuth in Affing.

Samstag, 1. Oktober 2016

1. Oktober 1911

Historischer Tageskalender für das Wittelsbacher Land


Der von den Kommerzienrats-Eheleuten Franz und Berta Beck in Aichach errichteten Stiftung „Franz und Berta Beck´sches Invaliden- und Altersversorgungsheim Aichach“ - ein Wohnhaus im Gesamtwert von 76500 Mark, sowie ein Kapital von 18500 Mark – zur Gewährung von unentgeltlicher Wohnung an bedürftige würdige Personen, insbesondere Bürger und Heimatberechtigte der Stadt Aichach, wurde die staatliche Genehmigung erteilt und den Stiftern für den bekundeten Wohltätigkeits- und Gemeinsinn die allerhöchste Anerkennung ausgesprochen.