Wias friras wor im Wittelsbacher Land!
Nachrichten von dem deutschen
Schulwesen im Königreiche Bayern, 1. Jahrgang 1803
„Die Kinder aus dem Weiler
Gartelsried, Landgerichts Aichach, besuchten die Pfarrschule zu
Tandern, die eine halbe Stunde von Gartelsried entlegen ist, bei
günstiger Witterung immer sehr fleißig. Tiefer Schnee und
ungebahnte Wege machten ihnen im heurigen Winter den fortgesetzten
und ununterbrochenen Schulbesuch unmöglich. Was Rats also? - Die
gute Sache findet immer ihre Freunde. Zwei rechtschaffene,
edeldenkende Bauern, Johann Ertl und Georg Sedlmayr, bespannten
wechselweise große Holzschlitten, packten alle Schulkinder ihres
Weilers darauf und führten sie in die Schule. Nach vollendetem
Unterrichte holten sie mit freudigster Bereitwilligkeit ihre kleinen
Nachbarn wieder aus der Schule ab und lieferten sie ihren Eltern zu.
Der Weg wurde zwar von Zeit zu Zeit gangbarer; aber doch war er immer
noch für Kinder mit einigen Beschwerden und Gefahren
verbunden. Da
trat ein anderer Schulfreund auf, ein sogenannter Gütler des
nämlichen Weilers, Johann Georg Hübsch mit Namen, - selbst Vater
zweier hoffnungsvoller Knaben – und nahm das Geschäft eines
Anführers und Begleiters über sich, ging vor den Kindern her,
bahnte ihnen den Weg, trug die Kleinen über Sümpfe und Gräben zur
Schule, und mit der nämlichen Vatersorge begleitete er seine kleine
Karawane nach geendeter Schule wieder nach Hause. Dieser nämliche
Bauersmann überzeugte sich durch seine eigenen Kinder, daß sie in
der neu eingerichteten Schule zu Tandern allerlei angenehme und
nützliche Dinge lernen. Der sehnlichste Wunsch, wenigstens Lesen zu
können, bewog den schon fast 40jährigen Mann, sich vom Ortskaplane
ein taugliches Anfangsbüchlein zum Lesenlernen zu erbitten und lernt
nun – unter Anleitung seines größeren Sohnes, eines Schülers von
Tandern – einstweilen die Anfangsgründe zum Lesen, bis er es durch
seinen rastlosen Eifer und Fleiß dahin bringt, die dasige
Feiertagsschule mit anderen erwachsenen Leuten besuchen und weiter
fortrücken zu können.“
Das Ganze
erinnert den Homunculus an Peter Rosseggers Roman „Als ich noch ein
Waldbauernbub war“.
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