Mittwoch, 11. Januar 2017

Lebten im Mittelalter Juden im Wittelsbacher Land?


In meinen Romanen leben in Aichach zwei jüdische Familien, die Familie des Juden Mosse und Isaak. Beide sind historisch belegt, wenn auch rund sechzig Jahre früher als in meinen Erzählungen, nämlich um 1380.

Im 14. Jahrhundert leistete die von den Juden entrichtete Steuer einen großen Beitrag zur Finanzierung der Haushalte der Fürsten und des Reiches. In Aichach wurde in dieser Zeit im Schnitt jährlich 90 Pfund Pfennige abgeführt, davon entfielen 40 Pfund auf die Stadtsteuer, 40 Pfund Stadtgericht, 8 Pfund Judensteuer und 2,5 Pfund Marktzoll. Das Steueraufkommen von Friedberg betrug um 1340 20 Pfund, von Schrobenhausen 48 Pfund und Altomünster 18 Pfund. Hier sieht man auch die wirtschaftliche Bedeutung Aichachs als Handelszentrum in dieser Zeit.


Aus der Höhe der Judensteuer kann man schließen, dass im 14. Jahrhundert drei oder vier jüdische Familien in Aichach lebten. Die Aichacher Fernhändler boten ihnen die Existenzgrundlage. Da im Dreißigjährigen Krieg die meisten Dokumente des Stadtarchivs vernichtet wurden, existieren keine genaueren Angaben mehr. Das Steueraufkommen wurde jedoch in den Herzogsstädten erfasst. Die Judensteuer wurde vom Herzog für den Schutz der freien Religionsausübung erhoben, außerdem durften sie die Angelegenheiten die ihre Gemeinde betrafen durch einen eigenen Judenmeister regeln. Während es in vielen großen deutschen Städten im 14. Jahrhundert zu Pogromen kam, in Augsburg wurden 1349 mehr als 100 Juden ermordet, hat es in Aichach keine Verfolgung gegeben.


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