Freitag, 24. März 2017

Ein halbes Jahrhundert Niedergang

Der Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit, von der Scheibe zur Kugel, die Entdeckung Amerikas - das Alles brachte das Weltbild der Menschen, der Glauben an die gottgegebene Ordnung, ins Wanken. Die Türken stießen bis Wien vor, die Reformation erschütterte die Festen der katholischen Kirche von innen her, im Reich erhoben sich die rechtlosen Bauern.

Auch an Bayern und dem Wittelsbacher Land gingen die Ereignisse nicht spurlos vorbei, obwohl es ein relativ ruhender Pol in schwieriger Zeit war. Ein Zeichen dieses Verfalls der Sitten zeigte sich an den Geschehnissen um die Aichacher Pfarrer in der Zeit von 1540 bis 1590, die natürlich auch das Ansehen der katholischen Kirche in Mitleidenschaft zog.


Der Pfarrer Sebastian Salicaetus (Widmann) zog im Jahr 1549 mit seiner Geliebten nach Franken, in die Nähe Nürnbergs. Andreas Schiller, sein Nachfolger, ließ 1564 die Pfarrei wegen zu geringer Einkünfte im Stich und verzog nach Rain am Lech. Der Dritte, Georg Karl, übte das Amt 15 Jahre lang aus und wurde dann wegen schwerer Verfehlungen bestraft und nach Österreich versetzt. Der vierte, Georg Krapi ein Prämonstratenserpater aus Schäftlarn, gab nach neun Jahre als Pfarrer auf und übernahm die Stelle als Prediger. Der fünfte, Johann Jakob Heyß, wurde bereits 1581 ernannt, ließ sich aber bis 1586 Zeit, bevor er in Aichach ankam. Über ihn schrieb sein Nachfolger Vitus Priefer: „Er hatte kein Ansehen weder in seinem Tun noch beim Singen, noch weniger beim Predigen. Bei den Leuten machte er sich unbeliebt........ Nach dem zweiten Jahr musste er auf Befehl der Oberen sofort auf die Pfarrei verzichten. Er wurde daraufhin in den schwäbischen Markt Bobingen versetzt, blieb dort einige Zeit Pfarrer und wurde schließlich von einem Adligen umgebracht.“

Der Komthur des Deutschen Ordens Philipp von Mauchenheim bestimmte am 29. Juli 1588, nach dem Weggang des Pfarrers Heyß, Georg Andeltshauser von Hohenwart als neuen Seelsorger. Herzog Wilhelm von Bayern hatte die Nase voll. Der Landesherr wollte in seiner Stadt Aichach eine verlässliche Kraft an verantwortungsvoller Stelle sehen und dem Jahrzehnte wählenden Schlendrian beenden. Er bestätigte den nominierten Pfarrer nicht und besetzte die Pfarrei mit einem Priester, der danach zehn Jahre wirkte und nach dem in Aichach heute noch eine Straße benannt ist, den noch im jugendlichen Alter stehenden Vitus Priefer aus Miesbach.

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