Donnerstag, 2. März 2017

Kurier die Leut auf meine Art, wide wide witt bum bum......


Die Wunderkuren eines Arztes Johann Damian Mayr


Bis ins 18. Jahrhundert waren es meistens die Bader und Eigentümer der Badstuben, welche auch die Tätigkeit eines Arztes ausübten und sich Chirurgen nannten. Im Kreis Aichach praktizierten um 1750 geschätzte 80 Bader und Chirurgen. In Aichach selber arbeiteten allein acht Bader. Manchmal wurden auch wandernde Ärzte, welche wie der berühmte mittelalterliche Arzt Paracelsus, hinzu gezogen. Wenn sie erfolgreich tätig waren, ließen sie sich dies gerne amtlich bestätigen.


Am 7. Dez. 1696 erschien bei dem Aichacher Pfleger, dem „churfüstlichen Kammerrat, Pfleger und Kastner Johann Jakob von Burgau, Herrn auf Griesbeckerzell, Edenried, Burgau und Grub“ der „Edle und Kunstreiche Herr Johann Damian Mayr, hochfürstlicher Würzburgischer examinierter und Priveligirter oculist, Stein- und Pruchschneider, dann Medicina et chyrurgiae Practicus, annjetzt in besagt hochfürstlichen Residenzstatt Würzburg bestellter Landarzt, ansonsten aber aus dem berühmten churfstlichen Markt Riedt, in Underland Bayern, gebürtig“ (Da legst di nieda, da Badameista Simon Schenk kannt glatt neidisch wern!), um sich seine Behandlungen bestätigen zu lassen.

Er hatte Joseph, den vierjährigen Sohn von Martin Ettinger aus Todtenweis an einem „Waydtpruch“ (Leistenbruch), den fünfjährigen Georg, Sohn des Veit Schusters von Gaulzhofen an einem „doppelten Waydtpruch" und den siebenjährigen Sohn Joseph des Michael Helfer aus Bach an einem „Waydtpruch" und einem „Fleischkarnißl" (Abszess) erfolgreich behandelt. Bei den Operationen waren nicht nur die jeweiligen Eltern sondern auch die Zeugen Hans Paur und Stephan Palleis aus Todtenweis, Andreas Lichtstern und Mathias Schuster aus Gaulzhofen, außerdem Melchior Vischer und Andre Pruggmayr aus Bach bei Todtenweis dabei.

In einer Bescheinigung bestätigt der kurfürstliche Pfleger Johann Jakob von Burgau, dass „Herr Mayr solch vorbeschriebene Curen in möglichster Behendigkeit, ohne Schmerzen und Blutvergießen dergestalten glücklich verrichtete, dass ermelte drei Knaben mit göttlichem Beistand ihrer Gebrech1ichkeiten innerhalb weniger Tagen gänzlich entbunden und dass Herr Mayr wiederholt sowohl bei allhiesiger Stadt, als auch an unterschiedlichen Persohnen des Pflegegerichts Aichach an inn- und äußerlichen Gebrechen mittels seiner sonderbaren Experienz ersprießliche Hilfe geleistet hat."

In einer Zeit, die weder Hygiene noch Antibiotikum kannte, bedeutete jede Operation ein lebensgefährliches Risiko, dass nur wenige überlebten. Hier fand aber eine unblutige Heilung statt, also irgendwie per Handauflegen. Ja, ja, so war des damals!

Unser Aichacher Badermeister Simon Schenk behandelte seine Patienten im 15. Jahrhundert ohne irgendwelchen Hokus Pokus, wenn er nicht gerade am Kriminalisieren war.

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