Donnerstag, 15. September 2016

Das zornige Gespenst

Unheimliche Geschichten aus dem Wittelsbacher Land


Im Jahr 1913 erzählt Ludwig Eberle aus Edenried folgende Geschichte:

Es ist jetzt drei bis vier Jahre her, da diente beim Kirchbauern ein sehr aufmüpfiger und frecher Knecht, namens Isidor. An einem heißen Sommermorgen ging er mit zwei anderen Knechten auf den Kleeacker hinaus, der nicht weit von unserem Schulweg entfernt lag. Da erblickten sie auf einmal ein Licht in einer naheliegenden Wiese. Der freche Isidor schrie ihm zu: „Du geh her da und lass dich von mir durchpeitschen.“ Sie hatten schon vorher gemerkt, dass es sich nur um einen Geist handeln kann. Dieser rührte sich aber nicht vom Fleck, sondern blieb einfach stehen. Da nahm Isidor eine Mistgabel und rannte damit auf das Gespenst zu. Erneut zeigte er vor dem Geist keinerlei Respekt: „Da geh her du Hund du lidriger, wennd einen Schneid hast!“ Jetzt hat es dem Gespenst gelangt und es bewegte sich drohend auf den Frevler zu. Anfangs versuchte er das Gespenst aufzugabeln, um es dann aufgespiest zu den anderen hinzutragen. Dann, welch ein Schreck! Isidor stürtzte wie vom Schlag getroffen zu Boden. Nach einer Weile erhob er sich mühsam und versuchte gerade zu stehen. Mit zornigen Blicken starrte ihn der Geist immer noch an. Da ergriff er panisch die Flucht und rannte seinen Kameraden hinterher. Aber nicht, dass sie zum Kleeacker zurück gekehrt wären, nein querfeldein rannten sie zum Hof des Kirchbauern zurück.

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