Die Wunderkuren eines Arztes Johann
Damian Mayr
Bis ins 18. Jahrhundert waren es
meistens die Bader und Eigentümer der Badstuben, welche auch die
Tätigkeit eines Arztes ausübten und sich Chirurgen nannten. Im
Kreis Aichach praktizierten um 1750 geschätzte 80 Bader und
Chirurgen. In Aichach selber arbeiteten allein acht Bader. Manchmal
wurden auch wandernde Ärzte, welche wie der berühmte
mittelalterliche Arzt Paracelsus, hinzu gezogen. Wenn sie erfolgreich
tätig waren, ließen sie sich dies gerne amtlich bestätigen.
Am 7. Dez. 1696 erschien bei dem
Aichacher Pfleger, dem „churfüstlichen Kammerrat, Pfleger und
Kastner Johann Jakob von Burgau, Herrn auf Griesbeckerzell, Edenried,
Burgau und Grub“ der „Edle und Kunstreiche Herr Johann Damian
Mayr, hochfürstlicher Würzburgischer examinierter und Priveligirter
oculist, Stein- und Pruchschneider, dann Medicina et chyrurgiae
Practicus, annjetzt in besagt hochfürstlichen Residenzstatt Würzburg
bestellter Landarzt, ansonsten aber aus dem berühmten churfstlichen
Markt Riedt, in Underland Bayern, gebürtig“ (Da legst di nieda, da
Badameista Simon Schenk kannt glatt neidisch wern!), um sich seine
Behandlungen bestätigen zu lassen.
Er hatte Joseph, den vierjährigen Sohn
von Martin Ettinger aus Todtenweis an einem „Waydtpruch“
(Leistenbruch), den fünfjährigen Georg, Sohn des Veit Schusters von
Gaulzhofen an einem „doppelten Waydtpruch" und den
siebenjährigen Sohn Joseph des Michael Helfer aus Bach an einem
„Waydtpruch" und einem „Fleischkarnißl" (Abszess)
erfolgreich behandelt. Bei den Operationen waren nicht nur die
jeweiligen Eltern sondern auch die Zeugen Hans Paur und Stephan
Palleis aus Todtenweis, Andreas Lichtstern und Mathias Schuster aus
Gaulzhofen, außerdem Melchior Vischer und Andre Pruggmayr aus Bach
bei Todtenweis dabei.
In einer Bescheinigung bestätigt der
kurfürstliche Pfleger Johann Jakob von Burgau, dass „Herr Mayr
solch vorbeschriebene Curen in möglichster Behendigkeit, ohne
Schmerzen und Blutvergießen dergestalten glücklich verrichtete,
dass ermelte drei Knaben mit göttlichem Beistand ihrer
Gebrech1ichkeiten innerhalb weniger Tagen gänzlich entbunden und
dass Herr Mayr wiederholt sowohl bei allhiesiger Stadt, als auch an
unterschiedlichen Persohnen des Pflegegerichts Aichach an inn- und
äußerlichen Gebrechen mittels seiner sonderbaren Experienz
ersprießliche Hilfe geleistet hat."
In einer Zeit, die weder Hygiene noch
Antibiotikum kannte, bedeutete jede Operation ein lebensgefährliches
Risiko, dass nur wenige überlebten. Hier fand aber eine unblutige
Heilung statt, also irgendwie per Handauflegen. Ja, ja, so war des
damals!
Unser Aichacher Badermeister Simon
Schenk behandelte seine Patienten im 15. Jahrhundert ohne
irgendwelchen Hokus Pokus, wenn er nicht gerade am Kriminalisieren
war.