Samstag, 10. September 2016

De Oachma Hoizhackabuam

Geschichten aus dem Wittelsbacher Land


Als Bayern noch von seiner Majestät dem Prinzregenten regiert wurde, lebten in Aichach zwei biedere Handwerksmeister, die jeden Tag einen neuen spaßigen Einfall hatten, der denen der Bürger von Schilda in nichts nachstand. Sie waren bereits seit Kindertagen unzertrennliche Freunde und welche Dummheit dem einen gerade nicht einfiel, die schoss dem anderen in den Kopf.

Eines Tages fuhren sie mit Pferd und Wagen nach Untergriesbach ins Holz. Sie hatten vor, gemeinsam einige Bäume zu fällen, die sie dann in die Stadt transportieren wollten. Vor Ort angekommen beratschlagten sie, ob sie sich die Sache nicht einfacher machen könnten. Es sei doch viel zu umständlich und eine elendig schwere Arbeit, den Baum zuerst zu fällen und anschließend wieder in die Höhe zu bringen, um ihn schließlich auf dem Wagen abzulegen. Es müsse doch auch viel einfacher gehen. Wie wäre es, wenn sie den Wagen direkt in die Fallrichtung stellen und den Baum so anzusägen, dass er beim Umfallen direkt auf dem Wagen zu liegen käme.
Dass auf diese Idee vor ihnen noch nie ein Holzfäller gekommen war, konnten sie gar nicht verstehen. Das kommt eben davon, wenn man jahraus jahrein dieselbe Arbeit verrichte.

Also gesagt – getan und nicht lang gewartet! Das Pferd wurde ausgespannt und in sicherem Abstand festgebunden. Das Fuhrwerk schoben sie in die vorgesehene Fallrichtung des ersten Baumes. Nun ging es mit Axt und Säge ans Werk. Der Baum begann zu gefährlich zu schwanken und fiel dann genau dorthin, wo es unsere beiden Schlaumeier geplant hatten. Es lief alles genau so ab, wie sie es vorgesehen hatten. Wäre da nicht diese kleine Unstimmigkeit gewesen. Der Wagen schien irgendwie nicht so richtig mitgespielt zu haben. Unter den Zweigen ragten Räder und andere Trümmerteile hervor.

Jetzt war guter Rat teuer. Mühsam zerrten sie die Reste des Fuhrwerks unter dem gefällten Baum hervor und schoben das notdürftig zusammengeflickte Wrack heimwärts nach Aichach und kehrten mit einem weiteren Wagen nach Untergriesbach zurück. Als sie im Wald an ihrem Einschlag einen Moment verschnauften, vernahmen die beiden Aichacher aus dem Wald das Wiehern eines Pferdes. Es hörte sich aber an wie schallender Hohn. Warum sollte ein Pferd nicht auch einmal herzlich lachen! Jetzt kam es ihnen beiden. In ihrer Not hatten sie ihr Pferd vergessen. Sie hatten sich die ganze schwere Arbeit gemacht, obwohl sie es doch viel einfacher hätten haben können.

Da die Leute damals nicht viel zu lachen hatten, erzählte man sich die Geschichte noch Jahre später. Jeder wusste sie noch um ein kleines Stückchen weiter auszuschmücken und die beiden konnten sich lange Zeit nicht mehr in gemütlicher Runde in der Wirtschaft sehen lassen. Wer sie ausgeplaudert hat, vermutlich das Pferd oder die Unglücksraben selbst, in einer bierseligen Stunde, ist nicht überliefert. Nur eins war sicher, man würde nicht lange auf ihre nächste Dummheit warten müssen.

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