Dienstag, 31. Mai 2016

Der Schnitter

Vor 100 Jahren begann die verlustreichste Schlacht des 1. Weltkriegs - in Verdun verloren 850 000 Menschen ihr Leben - 400 000 Deutsche und 450 000 Franzosen

Diese Zahlen kann man sich nicht vorstellen, aber hinter jedem Toten steht ein Mensch, eine Familie, vielleicht eine Frau, vielleicht Kinder

Auch unter den jungen Männern des Wittelsbacher Landes brachte der große Schnitter seine blutige Ernte ein.

Einer von ihnen war Georg Thalhofer


aus einer alteingesessenen Aichacher Bürgerfamilie, gerade einmal 21 Jahre alt. 1913 besuchte Georg das Freisinger Lehrerseminar, lehrte als Schulpraktikant in Aichach und später als Aushilfslehrer an verschiedenen Orten des Bezirkes Aichach und Schrobenhausen. Im März 1915 wurde er zum Militär gezogen und leistete den Kriegsdienst bei der 6. Kompanie des 10. bayrischen Infantrieregiments "König Ludwig" ab. Am 29. September 1916 beendete ein Granatsplitter vor Verdun das junge Leben.

Wikipedia schreibt über die riesigen Verluste des bayrischen Regiments:

"Für die Schlacht um Verdun wurde das Regiment der 1. Division unterstellt. Es trat am 23. Juni 1916 aus der Thiaumont-Schlucht an und erstürmte das Panzerfort Thiaumont. Obwohl es vor dem Panzerwerk „Kalte Erde“ den Angriff abbrechen musste, konnte es 60 französische Offiziere und 2673 Mann gefangen nehmen. Dafür wurde es im Heeresbericht erwähnt, der Kommandeur Oberst Mieg erhielt das Ritterkreuz des Militär-Max-Joseph-Ordens, nicht genannt wurden die unbeschreiblichen Opfer allein an jenem 23. Juni (140 Gefallene, 1.000 Verwundete und über 300 Vermisste!). Im Juli 1916 erhielt das Regiment Ersatz in Stärke 41 Offiziere und 1.550 Mann. Am 18. September 1916 löste das Regiment die Reste des 9. und 14. Infanterieregiments ab und ging tief gegliedert vor der Ortschaft Flers in Stellung. am 26. September 1916 gelang britischen Truppen unterstützt mit Tanks ein Einbruch nördlich von Flers. Auch hier waren die Verluste des Regiments erheblich (zwölf Offiziere, zehn Offizierstellvertreter, ca. 700 Mann), doch Ersatz kam nur noch spärlich."

Montag, 30. Mai 2016

Oeffentliche Hinrichtung in Aichach und seltsames Ereignis hernach

Unheimliche Geschichten aus dem Wittelsbacher Land

Aus den Aufzeichnungen des Lorenz Alois Gerhauser (ehemals Aichacher Bürgermeister und Brauereibesitzer)

Am 26. September 1818 wurde ein Tagwerker von Friedberg Namens Aloys Schaz wegen einem an dem Bestbauern von Miedering verübten gewaltsamen Straßenraub allhier durch das Schwert vom Leben zum Tode hingerichtet.

Der Delinquent starb mit großer Fassung und christlicher Hingebung, ward auch vom Scharfrichter zu Neuburg rechtgeschickt decopitirt.

„Kaum aber war der Kopf vom Rumpf, so sagte der Scharfrichter zum Priester, welcher eine Anrede an das Volk begann: „Euer Hochwürden, merken`s auf, es gibt was ab!“ Und gleich darauf während des Priesters Rede entstand unter der Volksmenge ein außerordentliches Getöß, man glaubte Wagengerassel und Pferde-Getrapp ober und unter der Erde zu hören, alles wogte ungestüm durcheinander, Fußgänger und Reiter wurden mit fortgerissen, und sogar ein Teil der ein Quarre um die Richtstadt gebildeten Nationalgarde wurde gewaltsam bis unter das Bühnengerüst hineingedrängt.
Nach einigen Minuten war alles stille und niemand wußte, wie ihm geschehen war. Schuhe, Hauben und Pantoffeln und andere Kleidungsstücke wurden in Menge verloren.

Aus dem Sterberegister des Pfarramtes Aichach sei hier folgende Ergänzung angefügt.
Der Mörder Aloys Schaz ist zu Kissing geboren und war Tagelöhner und Gerichtsdiener zu Friedberg. Er wurde am 26. September 1818 um 9 Uhr im Alter von 31 Jahren hingerichtet und hinterließ in Friedberg eine Witwe mit zwei Knaben. Er hatte den Bauern Josef Schmaus von Miedering (Gemeinde Anwalting) „so wundgeschlagen und mit dem Messer so viele Stiche versetzt, daß selber am 7. Tag gestorben ist.“ Schaz starb äußerst reumütig, den so berichtet der Eintrag ins Pfarrbuch, „er sprach während seiner 3tägigen Vorbereitung der Jugend vorzüglich zu, sie soll sich in ihm spiegeln und nichts Böses tun.“

Daraus ist zu schließen, daß das Publikum Zutritt zum Büßerstübchen hatte. Seine beiden Begleiter zur Richtstätte durch das unter Tor zur Richtstätte (gegenüber des Löwendenkmals an der Regensburger Straße) waren der Stadtkaplan Lechner und der Direktor Schultheiß von Friedberg, der ihn auch begrub.


Sonntag, 29. Mai 2016

Schloß Scherneck

wunderbar an der Abbruchkante des Lechtals nordöstlich von Augsburg gelegen

Samstag, 28. Mai 2016

Die Biersucht

Geschichten aus dem Wittelsbacher Land

 

Die Biersucht

 

Früher waren die Maurer in Aichach im Sommer Maurer und im Winter Braugehilfen. Da musste das Eis für die zwölf Brauereien beschafft werden und auch sonst gab es viel zu tun. Ein Maurer stand nun beim Bauerntanz neben dem Rathaus im Dienst. Und weil es ihm da so gut gefiel, gab er das Mauern auf und wurde Brauergehilfe. Die Bedienung in der Wirtschaft musste für ihn jeden Abend alle Noagerl in einem großen Glas zusammenschütten. Das nahm er dann jahrzehntelang am anderen Tag als Frühstück zu sich. Dazu kamen jedoch noch täglich zehn Maß Bier als Deputat, die er ebenfalls in sich hineinschüttete. Zum Essen hingegen brauchte er dann nicht mehr viel.

Die Sechzig hatte der wackere Mann bereits überschritten, als er, wen wundert es, krank darnieder lag. Seine besorgte Frau wollte einen Arzt herbei rufen, aber er sträubte sich mit Händen und Füßen. Letztendlich setzte sich die Ehefrau durch. Der Doktor erschien, untersuchte den Patienten und stellte fest: "Sie haben die Wassersucht". Der Brauknecht schaute ihn entsetzt an und erwiderte empört: "Das kann gar nicht möglich sein. Ich habe in meinem ganzen Leben noch kein Wasser gesoffen. Das kann keine Wassersucht sein".

Der Arzt lernte hinzu und beim nächsten Patienten mit ähnlichen Symptomen stellte er dann die Diagnose: "Du hast die Biersucht."


Freitag, 27. Mai 2016

Das neue Feuerwehrauto

1936 bekamen die Aichacher ein neues Feuerwehrauto

und zahlreiche Bürger bewunderten das Schmuckstück auf dem Marktplatz.


Donnerstag, 26. Mai 2016

Der Nagel vom Heiligen Leonhard

Unheimliche Geschichten aus dem Wittelsbacher Land


Der Nagel vom Heiligen Leonhard


Diesmal erzähle ich euch eigentlich keine unheimliche Geschichte sondern eine lustige Heiligenlegende.

Es standen in alter Zeit einmal der hl. Leonhard, der hl. Ottmar und der hl. Wolfgang auf dem Ottmarsberg bei Schnellmannskreuth. Jeder wollte ein Kirchlein bauen. Da sie nicht wussten wohin, warf Leonhard einen Nagel der bis Inchenhofen flog. Wolfgang warf seinen Schlüssel bis zum heutigen Walfahrtsort Sankt Wolfgang. Als auch Sankt Ottmar werfen wollte, rutschte ihm sein Bierfass aus und blieb auf dem Berge liegen. An dieser Stelle errichtete er deshalb seine Kapelle.

Dienstag, 24. Mai 2016

Aichach in Kriegszeiten

Anlässlich der Säkularfeier der Sebastianskapelle im Jahr 1756 hielt Cajetano Laberger einen Vortrag in dem er auf das Schicksal Aichachs im Dreißigjährigen Krieg und im Spanischen Erbfolgekrieg einging:

„Wer ist so fremd und unerfahren in deren Geschichten, daß er nicht öffters durch lesen oder hören vernommen jene erschrökklichen Greuel der Verwüstung, unter welchen in dem verflossenen Jahrhundert, nemlich Anno 1633, 34 und 35 die feindlich-Schwedische, und erst in diesem, nemlich Anno 1704 die ungünstigen Engellischen Waffen und Kriegsfeuer unser liebes Vaterland öffters, und die Stadt Aichach das vierte mahl mit ungemeiner Wuth und Kühnheit angefallen, mit ungezäumter Frechheit verwüstet, und mit unsinniger Vermessenheit in Brand und Aschen geleget? Du mußtest ansehen die Tapferkeit der Menge, daß das Recht den Waffen, die Tugend der Gottlosigkeit weichen und zu Füßen lag? Wie schwer wäre es dir gefallen, als du musstest ansehen, wie deine Bürger ermordet, deine Jungfrauen geschändet, deine Obrigkeit gleich den Überthätern unter den Stadtthoren aufgehencket? Wie viele bittere Tränen hast du nicht vergossen, als du mustest ansehen wie das heiligste Gefäß und Gottesdienst verspottet und verlacht, deine Tempel geplündert, dein Heiligthum entehret, deine schönsten Wohnungen samt Jahrschriften und allen Urkunden in Rauch vor deinen Augen aufgegangen.

Ich muss schweigen von so traurigen Verhängnissen, damit ich nicht durch fernere Belastung die Wunden erneure und größer mache.

…....auch in dem Unglück und Widerwärtigkeiten hat doch allezeit die Tugend und Tapferkeit der Churfürstlichen Stadt Aichach hervorgeleuchtet; da andere Städt unseres Teutschlands dem ankommenden Feind Thür und Thor angelweit eröffnet, hat ihm Aichach die ihrige verschlossen, und lange Zeit wider eine große Menge des feindlichen Kriegs-Heeres so tapfer gestritten, daß so heldenmüthige Gegenwehr gar wohl einen Ort in den Bayrischen Jahr-Schriften, ja sogar in den Geschichten von ganz Europa verdienet hat.“

Anhand des Bildes kann man vielleicht erahnen, welche Folgen der Krieg für die Stadt hatte – das große Loch in der Mauer, das Obere und das Untere Tor sind herunter geschossen worden. Die Stadt hat sich, im Gegensatz zu anderen bayrischen Städten, wie München und Augsburg, nicht ergeben und wurde dreimal von den Schweden erobert und anschließend von den bayrischen Truppen zurückerobert. Dafür bekamen die Aichacher die volle Härte des Krieges zu spüren. Die Schweden waren so erbost über dies Verhalten, dass sie die Stadtoberen unter den Stadttoren aufhängten, die Stadt geplündert, angezündet und ihre Bewohner zum Teil ermordet, geschändet und all ihren Besitz verloren. Die Sage erzählt, dass sie den Aichacher Bürgermeister an das Stadttor nagelten. Im Spanischen Erbfolgekrieg, rund 80 Jahre später, eroberten 1704 die Engländer Aichach und brannten die Burg bzw. das Schloss bis auf die Grundmauern nieder.


Montag, 23. Mai 2016

Aichach geplanter Wiederaufbau nach dem Dreißigjährigen Krieg

Dies war ein Plan, wie Aichach nach den furchtbaren Zerstörungen im dreißigjährigen Krieg, als Festung wieder aufgebaut werden sollte. Gott sei Dank ist dem Herzog Maximilian das Geld ausgegangen und Aichach hat sich den Charakter bewahrt, mit dem es sich heute schmücken kann.

Sonntag, 22. Mai 2016

Ruhm aus vergangenen Tagen - Aichach die Bierstadt

Aichach war auch eine Stadt mit zehn Brauereien von denen es heute leider keine einzige mehr gibt.

Den Stieglbräu

Brauerei zum Hofmann
Bauerntanzbrauerei
Müllerbräu
Brauerei zum Froschermayr
Garausbrauerei
Sterneggerbrauerei
Zieglerbrauerei
Stemmerbrauerei und Knollerbrauerei


 Eisgerüste der Brauereien auf dem Kellerberg

http://www.augsburger-allgemeine.de/aichach/Wittelsbacher-Brauereien-im-Wandel-der-Zeit-id37558287.html

Ein Brauer hat in den letzten Jahren versucht an die Tradition als Bierstadt wieder anzuknüpfen - der Hinterhofbräu Aichach. Dabei ist er sogar schon mit dem großen Münchner Hofbräu aneinander geraten.


Freitag, 20. Mai 2016

Unglückstage

Wias friaras wor im Wittelsbacher Land

Sitten und Gebräuche

Unglückstage

Am Donnerstag geborene Kälber werden nicht großgezogen, sondern dem Metzger verkauft, sie sollen nämlich „dappig“ werden. (Obwoi si da Homunculus frogt, obs ned wurscht is, wia gscheid d´Sau is, wo ind Wurscht kommt). Am Donnerstag darf keine Hochzeit gehalten werden.

Es gibt 42 Unglückstage, darunter sind der 3. März, der 17. August, der 1., 2. und 30. November, namentlich aber der 1. April (Geburtstag des Judas), 1. August (Sturz des Teufels aus dem Himmel), der 1. Dezember (Untergang von Sodom und Gomorrha) die Schlimmsten.
Wer an diesen Tagen geboren wird, bleibt nicht lange am Leben; wenn er aber am Leben bleibt, wird er armselig und elend.

Diejenigen, welche an diesem Tag heiraten, verlassen einander und leben in Streit und Armut.

Wer da reist, kommt ungesund nach Hause oder leidet sonst Schaden.

Man soll keinen Bau anfangen, nichts aussäen oder pflanzen.

Wird einer am 1. April, 1. August oder 1. Dezember geboren, der stirbt eines bösen Todes oder wird vor der Welt zu Schanden und selten alt.

Vergessen wir nicht Freitag den 13ten, der an den 13. Oktober 1307 erinnert, als der französische König Philipp IV alle Mitglieder des Templerordens verhaften ließ, derer er habhaft werden konnte.

Mittwoch, 18. Mai 2016

Aichacher Tabakrevolte

Die erste bayrische Tabakrevolution in Aichach im Jahr 1729


"Welchen Stellenwert damals die Tabaküberreiter im Land hatten, zeigt eine lebensnahe Aufzeichnung des Schrobenhausener Tabakverwesers über Vorfälle in Aichach im Sommer 1729. Damals kam es dort zur ersten Tabakrevolution in Kur-Bayern (die zweite Revolte fand in Mindelheim statt). Nachdem sie anlässlich einer größeren Ansammlung von Landvolk, vermutlich eines Marktes oder Festes, in Aichach patrouilliert und Kontrollen vorgenommen hatten, begaben sich vier Überreiter auf einen Trunk zum dortigen Froschermayrbräu. Die Wirtsstube war voller "Zöchenter Paurn Pursch(en)", berichtet er. Diese provozierten die Kontrolleure sogleich wegen einer konfiszierten Pfeife und einer Ohrfeige. Die Stimmung wurde kritisch, und bald ging der Wirt "yber Sye yberreither in Völliger Furi hin vnd selbst mit gewalt grisgramment angetast vnd zur thür hinaus gestossen".

Die Kontrolleure fallen fast der Lynchjustiz zum Opfer

Draußen kam es dann durch eine Menge von 70 bis 80 Personen, angeblich unter Führung von Schreibern des Landgerichts Aichach, fast zur Lynchjustiz. Die Überreiter wurden misshandelt und als "Tobackh Schörganten" beschimpft. Schörg (bedeutet Scherge) war die Bezeichnung für Gerichtsdiener, die als Gefängniswärter und Folterknechte fungierten und gesellschaftlich geächtet waren. Als die Steuerkontrolleure in das Haus des örtlichen Tabakfaktors flüchteten, wurde dieses gestürmt. Vermerkt hat der Schrobenhausener Tabakverweser, dass die vier Überreiter mit dem Leben davongekommen sind."
...
Stadtrat verbietet schon 1655 Tabak zu "trinken" - weiter lesen in den Aichacher Nachrichten:

http://www.augsburger-allgemeine.de/aichach/Stadtrat-verbietet-schon-1655-Tabak-zu-trinken-id8066841.html

Dienstag, 17. Mai 2016

Das Zinngießerhaus

Das Zinngießerhaus am Stadtplatz gegenüber dem Aichacher Rathaus

Das Haus wurde 1713 errichtet. Von 1766 bis 1914 gingen dort die Zinngießer ihrem Gewerbe nach. Danach war dort das Schuh- und Bekleidungshaus Rupp untergebracht.



Montag, 16. Mai 2016

Der Aichacher Kurier – Bayrische Landpost

In einem spannenden Beitrag von Klaus Schönhoven - in dem Buch „Die Parteien KPD, SPD, BVP in Verfolgung und Widerstand, Band 5“ von Martin Broszat und Hartmut Mehringer, Oldenbourg Verlag, 1983 – beschreibt er, wie die katholische Heimatzeitung „Aichacher Kurier – Bayrische Landpost“ von 1933 bis 1935 gleich- bzw. ausgeschaltet wurde.

Der politische Katholizismus in Bayern unter der NS-Herrschaft 1933 – 1945

Der Anfang der zwanziger Jahre von einem Privatverleger mit Unterstützung der Bayrischen Volkspartei gegründete Aichacher Kurier besaß in dem agrarisch-kleinstädtisch geprägten Amtsbezirk, dessen Bevölkerung zu 97,5 Prozent katholisch war, bis 1933 eine fast monopolartige Stellung. Die Provinzzeitung konnte sich auf einen heimatgebundenen und konfessionsbewußten Leserkreis stützen, der fest in der politischen Tradition der BVP stand. Zwischen 1919 und 1933 erzielte die Volkspartei bei allen Wahlen im Bezirksamt Aichach die besten Stimmergebnisse in Oberbayern, das ohnedies eine ihrer Domänen war. Sie beherrschte die Gemeindeparlamente des Bezirks und besaß in den Dorfpfarrern und Bauernbürgermeistern, die „die Identität von sozialer Führung und wirtschaftlicher Potenz“ in dieser Region verkörperten, ihren stärksten Rückhalt. Selbst bei den Reichstagswahlen vom März 1933 blieb dieses Gebiet eine Hochburg der BVP, die hier – trotz empfindlicher Verluste von rund 15 Prozent – mit 54,3 Prozent der Stimmen die NSDAP, die sich auf 38,1 Prozent verbessert hatte, immer noch klar überflügelte.

Der Kampf des Nationalsozialismus gegen diese Bastion des politischen Katholizismus richtete sich natürlich auch gegen dessen publizistisches Forum, den Aichacher Kurier, der nach dem Machtwechsel in München – wie alle anderen BVP-Blätter – sich flexibel auf die neuen Verhältnisse einstellte und die „frühere offene Gehässigkeit“ durch moderate Töne vergessen zu machen suchte, dennoch aber das „begeisterte Eintreten“ für die NSDAP vermissen ließ. Trotz aller Beweise der Selbstzensur waren Konflikte mit den regionalen NS-Größen nicht zu vermeiden, deren eigenes Organ, die Aichacher Zeitung, die Auflagenhöhe des katholischen Blattes bei weitem nicht erreichte. Da man dem Kurier weder durch öffentliche Boykottaufrufe noch durch massive Hauswerbeaktionen seine Abonnenten abjagen konnte, verlagerten die NS-Instanzen ab 1934 ihren Vernichtungsfeldzug gegen die ungeliebte Konkurrenz auf die systematische Behinderung der Berichterstattung.

Ende April 1934 musste der Kurier für acht Tage sein Erscheinen einstellen, weil eine Artikelserie über Kirchenfragen das Mißfallen der Behörden erregt hatte, die in diesen Berichten den Beweis dafür sahen, daß sich die Zeitung „innerlich noch nicht gleichgeschaltet“ habe und nach wie vor die „größte Beunruhigung“ in die katholische Bevölkerung trage. Gleichzeitig diktierte man dem verantwortlichen Redakteur des Blattes eine einwöchige Schutzhaft zu.

„….Auf Grund der Verordnung vom 28.2.1933 und der hierzu erlassenen Bekanntmachung vom 4.3.1933 wurde im Benehmen mit dem Sonderbeauftragten beim Bezirksamt der Bayrischen Politischen Polizei unterm 27.4. verfügt, daß die Zeitung „Aichacher Kurier – Bayrische Landpost“ auf die Dauer von acht Tagen verboten wird..... Außerdem wird der Schriftleiter dieser Zeitung, Josef Lakas, ebenfalls mit Verfügung vom 27. April in Schutzhaft genommen, da ein weiter Kreis der Nationalsozialisten gegen Lakas so eingestellt ist, daß nach Auffassung des Sonderbeauftragten sowie des Ortsgruppenleiters dessen persönliche Sicherheit gegenwärtig nicht mehr gewährleistet ist....“

Als der Verlag des Kuriers wegen dieser Sperre den Bezugspreis des Blattes für den Monat Mai reduzierte und die Leserschaft durch Flugzettel aufforderte, der Zeitung die Treue zu halten, erließ der SA-Sonderkommissar für Aichach erneut ein achttägiges Verbot, das allerdings von den Münchner Behörden aufgehoben wurde.

Den nächsten Vorstoß gegen den Kurier unternahm Erich Gärtner, der NS-Bürgermeister von Aichach, der Ende Oktober 1934 dem Redakteur des Blattes den Zutritt zu den Stadtratssitzungen verweigerte, um damit das Heimatblatt von der lokalen Berichterstattung auszuschließen. Auf die Anfrage des Bezirksamtes, bei dem sich der Verleger des Kuriers wegen dieser existenzbedrohenden Arbeitseinschränkung beschwert hatte, rechtfertigte Gärtner den “in eigener Verantwortung“ vollzogenen Ausschluß mit folgendem Schreiben, das in Inhalt und Diktion ein bemerkenswerter Beleg für die Rechtsauffassung lokaler NS-Vertreter ist:

„Nachweisbar hat der Aichacher Kurier selbst nach der Machtergreifung der Regierungsgewalt durch Adolf Hitler ständig bis zur heutigen Stunde gegen die Belange des Nationalsozialismus in Wort und Schrift offen und versteckt Stellung genommen. Ich habe daher bei jeder Gelegenheit davon Gebrauch gemacht, die verantwortlichen Leiter dieses Blattes auf ihre politische Einstellung zu prüfen. Wenn die Schriftleitung des Aichach. Kuriers es sich versagt, auf ihre verneinende Einstellung zum heutigen Staat einzugehen, so wird sie wissen warum! Ich erkläre hier offen, daß der Leiter dieser Zeitung bis hinunter zu seinen Mitarbeitern, ja bis zur Köchin, in meinen Augen und den Augen jedes anständigen Deutschen Volksverräter sind, und ich weigere mich, einen Volksverräter bei den Beratungen zuzulassen.... Wozu hat man denn in den Städten des Reiches alte bewußte Kämpfer der NSDAP mit der Führung betraut? Doch um dem Willen und Empfinden des Volkes Geltung zu verschaffen, den sittlichen Forderungen des Nat. Socialismus gerecht zu werden, und nicht einer sturen Befolgung einer parlamentarischen Gemeindeordnung zu dienen, sonst hätte man ruhig die Vertreter der Reaktion in ihren Ämtern belassen können. Als alter Nationalsozialist, als Gründungsmitglied der Bewegung aus dem Jahre 1919/20, als „Sternecker“ bin ich erst Kämpfer für die Weltanschauung Adolf Hitlers, in zweiter Linie Vollzieher der Verwaltungsbestimmungen.“

Das Bezirksamt schloß sich dieser rüden Argumentation des Regimevertreters nicht an und betonte in seinem Antwortschreiben, mit dem es den rechtswidrigen Ausschluß des Kuriers auss den Stadtratssitzungen aufhob, daß „auch der heutige Staat Rechtsstaat“ sei und daß deshalb die Grundsätze einer gesetzmäßigen Verwaltung angewendet werden müßten. Mit dieser Entscheidung der noch an traditionellen Normen orientierten Behörden war aber weder der Bürgermeister von Aichach noch der dortige Kreisleiter der NSDAP einverstanden, der die verlegerische Tätigkeit des Kuriers als „absolut verheerend“ charakterisierte und keinen Zweifel daran aufkommen ließ, daß man die katholische Zeitung zur Kapitulation zwingen wollte. Die logische Konsequenz aus dieser Haltung war, daß die Kreisleitung ihre Werbeaktion für die eigene Zeitung noch verstärkte und den Kurier bereits Ende April 1935 mit einem neuen Verbotsantrag bedachte. In diesem Fall begnügte sich die Bayerische Politische Polizei mit einer ernstlichen Verwarnung des Chefredakteurs und der Drohung, „daß bei der geringsten neuerlichen staatsabträglichen Schreibweise mit den schärfsten polizeilichen Mitteln vorgegangen wird.“

Im Sommer 1935 erreichte der Kampf gegen den Kurier schließlich seinen Höhepunkt und sein Ende. Nachdem Vertretern der Zeitung im Juni und Juli mehrmals der Zutritt zu regionalen Veranstaltungen von dort anwesenden Nationalsozialisten verwehrt worden war, löste im August ein Artikel über einen antisemitischen Vorfall – bei einer Zwangsversteigerung hatte ein jüdischer Gläubiger seine Forderungen nicht geltend machen können – den von der NSDAP gesteuerten „Unwillen“ der Bevölkerung gegen die Zeitung aus. Eine Demonstration vor dem Verlagsgebäude gab den willkommenen Anlaß, den Verleger und die beiden Redakteure des Blattes „zu ihrem persönlichen Schutz in Haft zu nehmen“ und das Erscheinen der Zeitung zu verbieten.

Nach drei Tagen entließ man die Inhaftierten wieder, da keine „Gefahr für ihre persönliche Sicherheit“ mehr bestand und weil die Verhandlungen zwischen dem demoralisierten Verleger des Kuriers und der NS-Kreisleitung über den Verkauf der Verlagsrechte „zu einem erfolgreichen Abschluß gelangt waren“: Der Verleger hatte während der Haftzeit in die Liquidation des Aichacher Kuriers eingewilligt; die Zeitung stellte am 31. August 1935 ihr Erscheinen ein.

In der Festschrift „150 Jahre Mayer & Söhne – Aichacher Zeitung“ werden diese Ereignisse allerdings anders dargestellt, man sei dazu gezwungen worden einen überzeigten Nationalsozialisten und Mitglied der SS als Chefredakteur einzustellen.

Sonntag, 15. Mai 2016

Immer wieder gibt es Ärger, wenn die Aichacher auf die Türme der Stadt klettern!

Im Jahr 1439 flüchtete, wenn ihr den Erzählungen im "Donnerkraut - Das Geheimnis des Juden Typsiles" Glauben schenken wollt, der dreifache Mörder, die Verfolgern dicht auf seinen Fersen, auf den Turm des Oberen Tores. Wenn ihr wissen wollt, wie er trotzdem entkam, dann müsst ihr schon das Buch lesen.

https://www.amazon.de/Homunculus-Michael-Peters-ebook/dp/B00GF1Y5SG?ie=UTF8&ref_=asap_bc

http://www.augsburger-allgemeine.de/aichach/Naechtliche-Kletterei-auf-den-Turm-der-Stadtpfarrkirche-in-Aichach-id37703752.html



Samstag, 14. Mai 2016

Hexen und Bockreiter

Unheimliche Geschichten aus dem Wittelsbacher Land


Hexen und Bockreiter


„In unserer Gegend leben mehrere Leute, welche als Hexenmeister weit und breit bekannt sind und sich durch dieses Geschäft ihren Lebensunterhalt erwerben, die Dummheit der Leute sehr zu ihrem Vorteil ausnützend. Meist ist die Anwendung der Mittel die gleiche, immer geht es darauf hinaus, daß die Hexe verwundet oder gar getötet wird.

Nachstehendes Geschichtlein, daß vor einigen Jahren in unserem Dorfe (Sielenbach) vorgekommen ist, möge das ein wenig erklären. Bei einer kleineren Bäuerin gaben die Kühe die Milch nicht mehr, die sie eigentlich geben sollten. Sie ließ den Stall ausweihen. Da dies versagte ging sie zum Hexenmeister nach O......., der ihr folgendes Rezept gab: Jedesmal, wenn sie die Kühe melkt, darf sie die Milch nicht in den Eimer, sondern muß sie auf den Boden melken, und dort mit einem langen Messer kreuzweise zerschneiden und hineinstechen. Doch die Milch wurde nicht mehr, was ja auch leicht erklärlich ist. Und so kam nun eines Tages der Herr Hexenmeister selbst in den Hof. In der Nacht verbrannte er im Garten die Hexe: Er schürte ein Feuer, machte allerhand Hokus-pokus dazu, hieb und stach in das Feuer, um die Hexe ja gewiß zu vertreiben. Zu einem ziemlichen Schaden – sie mußte 20 Mark dem „Hexerer“ bezahlen, dieser hatte Brennmaterial im Wert von 10 Mark verbrannt, und mußte noch einen Prozeß bezahlen – hat sie nun auch den Spott; denn die Milch ist nicht mehr geworden und wird auch nicht mehr, solange die Tiere keine bessere Wart und Pflege erhalten.

Ähnlich wie die Hexe treibt auch der „Bockreiter“ - wahrscheinlich auch ein Überrest des heidnischen Glaubens vom „Bilmesschneider“ - sein Unwesen. Der Bauer, welcher das erste Fuder Getreide verkehrt in die Scheune fährt, ist ein solcher. In einer Nacht während der Getreideblüte reitet derselbe auf einem Ziegenbock, an jedem Fuß eine Sichel gebunden, durch das Getreidefeld und macht einen „Durchschnitt“, den man, wie behauptet wird, sehen kann: in einer Breite von einem halben Meter sind die Ähren abgeschnitten. Das ganze Getreide von einem solchen Acker fährt dann der „Bockreiter“ in seinen Stadel, das Stroh läßt er großmütig noch zurück. Liefern die Felder und Wiesen eines Bauern wenig Ertrag, gedeihen Pferde und Kühe nicht recht, der „Bockreiter“ ist an allem schuld. Es wird aber bloß ein solcher als ein Bockreiter gebrandmarkt, der das schönste Getreide auf den Feldern und das prächtigste Vieh im Stalle hat, der Geld genug hat, um alle modernen landwirtschaftlichen Hilfsmittel in Anwendung zu bringen. Dem Bockreiterwesen abzuhelfen gibt es auch wieder Leute, welche wie beim Hexenwahn verschiedene Mittel anwenden. In unserem Dorfe (Sielenbach) von Schäfer O. In Schwaben berühmt, dem schon viele Erfolge zu verdanken seien.

Die Geprellten sind natürlich immer die dummen Leute; denn die Mittel zur Abhilfe werden nur gegen entsprechende Summen angegeben und Abhilfe bringen sie in keinem Falle, da ja das dem Bockreiter Zugeschriebene immer auf natürlichen, ganz leicht einleuchtenden Ursachen beruht.“

Freitag, 13. Mai 2016

Die ehemalige St. Helena Kapelle

Heute mal wieder ein interessantes Foto aus Aichach

Das zeigt die Gabelung der Werlberger Straße in die Münchner und die Augsburger Straße

In der Mitte steht die ehemalige St. Helena Kapelle, später das Schuhhaus Winkler, rechts davon die Brauerei Hofmann.

Auf der linken Seite des Bildes befindet sich der Weißgerber Resch. Das Griesbacherl fließt hier vorbei und liefert die großen Wassermengen, die ein Gerbbetrieb benötigte. Man erkennt auch die Gerbgruben. Der Gerberhof im Mittelalterkrimi "Homunculus - Das tote Mädchen vom Gerberhof" lag unterhalb der Stadt am selben Bach, da es die Stadtväter im Mittelalter nicht geduldet hätten, dass die Gerbabwässer den Bach verschmutzen, bevor die Bürger ihr Trinkwasser daraus beziehen. Nachdem das Bacherl die Stadtmauern "Am Strudl" wieder verlassen hatte, war das Wasser sowieso verdreckt, da war es dann egal, wer es noch benutzte.


Donnerstag, 12. Mai 2016

Die Schnuller-Annel

Wias friaras wor im Wittelsbacher Land!

Dringend gesucht wird:

Die Schnuller-Annel

Sie hing dem im Jahr 1746 in Kirchberg hingerichteten „Zuckerfresser-Michel“ an: ein überaus großes, ansehnliches Weibsbild von 28 Jahren. Sieht aus wie Milch und Blut, hat schöne weißlichte Haar. Hat schon mehr denn 1000 Gulden den Leuten aus dem Sack gegriffen. In dieser Kunst sei sie Meisterin.

Der „lange“ oder „schöne Christian“ habe sie zu Augsburg drei Tag lang bedient, auch in einer Kutschen nach Friedberg spazieren gefahren. Das Ende dieser Bekanntschaft sei aber für die Schnuller-Annel sehr übel ausgefallen. Unter dem Vorwand, zu Friedberg einen Pass zu holen, hab sie sich bei einem gewissen feinen Herrn Amour halber eingestellt. Hat der schön Christian von fern zugeschaut, sie hernach erbärmlich geschlagen und den Paß sehr nachdrücklich auf den Buckel bekommen.

Dienstag, 10. Mai 2016

Aichacher Straßenreinigung im Jahre 1843

Wias friaras wor im Wittelsbacher Land!

Aichacher Straßenreinigung im Jahre 1843

Für den Aichacher Magistrat gab der Bürgermeister Weinmüller im Februar 1843 bekannt: „Man hat schon öfter wahrgenommen, daß dahier das Straßen-Koth nicht in Haufen zusammen gekehrt und entfernt, sondern unmittelbar in den Stadtbach geräumt werde. Dieses darf zukünftig nicht mehr stattfinden, und wird hiermit bei einer Strafe von 1 fl. 30 kr. (1 Taler oder 1 Gulden 30 Kreuzer oder 90 Kreuzer) verboten. Unter gleicher Strafe wird auch jede Verunreinigung der beiden Stadtthore auf welche Art immer untersagt.“

Bereits im Jahr 1438 war dies ein großes Problem. Die Aichacher schmissen ihren ganzen Dreck, und nicht nur den, in den Stadtbach. Im Homunculus können Sie nachlesen, zu welchen Schwierigkeiten dies führte

Sonntag, 8. Mai 2016

St. Leonhard und das geraubte Vieh

Wias friaras wor im Wittelsbacher Land!


Aus dem Mirakelbuch von Inchenhofen


Im Jahre 1422


„Des Wohledel und Gestrengen Herrn Hansen Gumppenbergers von Rehling, auch Wohledel Gemahl, erzählt uns mit glaubwürdiger Beweisung, daß, als Ernest und Heinrich Herzogen in Bayern, Herzog Ludwig mit Kriegsmacht überzogen, ihren Weg samt völligen Soldateska neben Scherneck, ihrem Schloß, auf Friedberg zu nehmen, alles ausraubten und weggriffen, haben sie auch auf ihre dreißig Stück Vieh, daß man da weidete, gestoßen und weggetrieben, welches, als mit eigenen Augen traurig ersehen und andere Hilf nicht gewußt, sei sie auf die Knie niedergefallen, St- Leonhard mit inbrünstigem Gebet inniglich angerufen durch Gelübde, das beste Stück Vieh und ein „Schineysen“ zu seinem Gotteshaus in Inchenhofen zu bringen. Nach diesem sei sie kaum vom Gebet aufgestanden, habe sie mit Freuden gesehen, daß die Soldaten berührtes Vieh hinter ihnen gelassen, so sie wieder zu Händen genommen. Deswegen sie „allhero schuldige Satisfaction“ zu tun, kommen, wie geschehen.“

Freitag, 6. Mai 2016

Die Panduren in Andersbach

Unheimliche Geschichten aus dem Wittelsbacher Land

Die Panduren in Andersbach

Eine Erzählung aus dem Ecknachtal

Im Besitz eines Bauern aus Andersbach befindet sich eine Votivtafel ohne Jahreszahl, auf der steht, dass der Bauer Josaphat Held aus schwerer Not durch die Hilfe Gottes errettet wurde. Auf dem Bild selbst ist der Bauer dargestellt und hinter ihm zwei Panduren zu Pferde.

Der Sage nach sollen im Jahre 1740 Panduren den Hof geplündert haben. Den Bauern wollten sie mit in ihr Lager nach Aichach nehmen. Sie trieben ihn vor sich her. Zwischen Klingen und Ecknach entkam er und flüchtete in den Sumpf, der damals das Ecknachtal füllte. Die Panduren verfolgten ihn dorthin. Der Bauer, leichter als die Reiter zu Pferde entkam, während seine Verfolger versanken und jämmerlich ertranken.

Donnerstag, 5. Mai 2016

Erste Aichacher Zeitung

Am 14. Januar 1843 erschien die erste Aichacher Zeitung - "Das Aichacher Wochenblatt". Damals noch mit dem Untertitel für Gott, König und Vaterland, wobei man unter Vaterland Bayern und nicht Deutschland verstand.

Heute kann man in Aichach zwei Tageszeitungen mit Regionalteil lesen, die Aichacher Nachrichten und die Aichacher Zeitung.


Mittwoch, 4. Mai 2016

Friedl, Friedl – geig`, geig`!

Friedl, Friedl – geig`, geig`!

Eine Inchenhofener Volkssage 

Man erzählt sich über den Friedl folgendes: Vor langer, langer Zeit lebte in Inchenhofen ein Mann, Friedl mit Namen, der wegen seines schlechten Lebenswandels in schlechtem Rufe stand und dessen Seele dem Teufel verschrieben war. Als er starb und seine Leiche beerdigt werden sollte, vermochte nicht einmal ein Gespann von zwölf starken Pferden diese von der Stelle zu bewegen. Nun begann ein Klostergeistlicher den bösen Geist zu beschwören. Erst nach großen Schwierigkeiten gelang es dem frommen Mönch, ihn in eine Flasche zu bannen. Jetzt verbrachte man mühelos den Friedl in der Flasche in das Bannholz und vergrub sie in der sogenannten Friedlgrube. Wer auf dem Fußweg zur Ölmühle den Wald durchquert, kommt an dieser sagenhaften Grube, in der zur Sommerzeit die schönsten Beeren reifen, vorbei. Ruft man nun mit lauter Stimme: Friedl, Friedl – geig`, geig`!, so ertönt sogleich eine wundersame Melodie, die Friedl auf seiner Geige spielt, und der Rufer wird von ihr so sehr bezaubert, dass er jegliche Richtung im Wald verliert, sich verirrt und nicht mehr heraus findet.

Montag, 2. Mai 2016

Der Hinrichtung entronnen

Wias friaras wor im Wittelsbacher Land!


Aus den Aufzeichnungen des Lorenz Alois Gerhauser (ehemals Aichacher Bürgermeister und Brauereibesitzer)

Der Hinrichtung entronnen (1827)


"2 Personen, Josef Schweizer und Viktoria R. wurden hier vor bereits fünf viertel Jahren gefänglich eingebracht und wegen Todschlag eines Gütlers von Winden unweit Kühbach, processirt.
Nach einem Verlauf von dreiviertel Jahren wurden auch diese beiden durch Löbl. Appellations Gerichts-Erkenntnis zum Tode abgeurteilt. Zu gleicher Zeit starb der inquirirenal Commissair, königl. Landgerichts Assessor Scheitle dahier, durch einen Sturz vom Pferde eines schauerlichen Todes. Der Prozeß vorbenannter Delinquenten wurde reaßumirt, der Leichnam des Erschlagenen, beinahe ganz verfault, nochmal ausgegraben und untersucht, hiernach dann die Deliquenten von der Todesstrafe absolviert und nun am 22. Februar d. J. wurden beide Personen, jegliche eine Stunde, auf dem Pranger aufgestellt, sonach Josef Schweizer nach Lichtenau, und Viktoria. R nach München zu lebenslänglicher Kettenstraf. Läßt sich hieraus nicht unverkennbar Gottesfügung erblicken?"

Leider hat Gerhauser nicht erwähnt, warum der Prozess noch einmal aufgerollt wurde, nachdem der Gerichtsassessor tödlich verunglückte. Eine göttliche Fügung ist zwar irgendwie auch eine Erklärung, aber wer gibt sich heutzutage schon damit zufrieden? Und ob lebenslange Kettenstraf, humaner war, als die Hinrichtung, daran zweifelt der Homunculus stark. Weiß jemand mehr über den Prozess?