Donnerstag, 30. Juni 2016

Wotans wilde Jagd

Unheimliche Geschichten aus dem Wittelsbacher Land

(aus den Aufzeichnungen von J. Deinbeck, Haunswies)

Wie Tacitus schreibt verehrten die Deutschen ihre Gottheiten in geweihten Hainen und hielten darin Schimmel, die dem obersten Gott Wotan heilig waren. Die an solchen geweihten Stellen errichteten Kirchlein behielten den Namen Schimmelkapellen. Diese Erinnerung ist noch sehr lebendig im Volke.

Die Kinder singen und spielen:
„Ein alter Postalter mit 76 Jahren,
der wollte mit seinen sechs Schimmeln ins Himmelreich fahren.
Die Schimmel, die Schimmel, die waren so keck,
und warfen den alten Postalter in den Dreck.“

(Der Begriff Postalter ist dem Lateinischen entlehnt (post alter – nach einander) und erinnert an die heidnische wilde Jagd)


 Auch die Reimform zeigt das hohe Alter des Kinderverses und drastischer könnte man die Absetzung der alten Gottheit in schriftdeutscher Sprache nicht ausdrücken. Der Name des alten Postalters spukt auch im Posteiberg auf der Staatsstraße von Aichach nach Rain. Es würde mich wundern, wenn nicht dort auch eine Schimmelsage bestehen sollte, wie ich sie vom Wessobrunner Berg kenne, dass in bestimmten Nächten sechs Schimmel, aus deren Nüstern Funken sprühen, mit einem feurigen Wagen im Galoppe den langen Berg emporrasen. Hat ja selbst Haunswies eine Schimmelsage, die ich kurz anführen will.

Die Sage aber lautet also: „Wenn Haunswieser Leute an Freitagen frühmorgens zum Wochenmarkt nach Augsburg fuhren, wurde schon häufig ein Reiter ohne Kopf gesehen. Leichenblass saß ein Bäuerlein auf dem Wagen, wenn es bemerken musste, dass der geisterhafte Schimmel seinen Kopf unter fortwährendem „Brt, brt!“ auf das Ende des nächtlichen Gefährts gelegt hatte. Unter Gebeten für die armen Seelen oder seine eigene arme Seele gelangte der Fuhrmann am Affinger Sommerkeller vorbei, wo am Waldrand der kopflose Reiter die Straße verließ, um seinen Weg gegen das Anwesen des Abdecker Bergmoser zu nehmen und bei zwei Straßenbäumen im Graben zu verschwinden. Ross und Reiter kamen gar nicht selten durch Haunswies selbst. Tagsdrauf konnte man noch auf der Wiesenstrecke zwischen „Lachamo“ und „Schustamo“ die Spuren deutlich verfolgen.

Der kopflose Schimmelreiter ist ein sprechendes Zeichen aus der Zeit der Christianisierung, dass Wotan seiner Bedeutung beraubt wurde, wie ja auch bei der Vertreibung der Römer, den Götzenstandbildern fast ausnahmslos die Köpfe abgeschlagen wurden.

Bestätigt wird die in Haunswies gebräuchlich gewesene Wotansverehrung durch zwei Erzählungen über die wilde Jagd, an deren Spitze bekanntlich der Schimmelreiter durch die Lüfte zieht.
Beim Gaßlbauern in Haunswies stand ein Unterknecht von Igenhausen im Dienst, der entsetzlich fluchte. Als sich nun eines Tages sogar eines Gottesfluches, fasste ihn Nachts das „wilde Gja“ und trug ihn durch die Lüfte. Kurz vor dem Hieslinger Weiher ließ es ihn jedoch fallen.
Der Gütler Johann Selig von Edenried soll beim Klee-Mähen ebenfalls von der wilden Jagd entführt worden sein, da er sich beim Herannahen des johlenden Zuges nicht auf den Boden geworfen hatte. Beim Gebetläuten kam er im Hl. Geist (Waldung der Heilig Geist-Spitalverwaltung in Aichach gehörig) unversehrt wieder auf den Erdboden.

Die wilde Jagd tobte besonders um den Seißenberg bei Haunswies, dessen Anklang an den griechischen Zeus augenfällig ist.

Bekannt ist auch die Holledauer Sage von dem Schimmel, der in die Kirche gerät und verhungert. Die Sage gibt uns als Wahrheit, dass Schimmel und Kapelle in einem Zusammenhang stehen und diese Schimmel-Kapellen, weil sie meist sehr abseits stehen, selten besucht werden, woraus sich wiederum der Schluss ergibt, dass die alten Bayern ihre liebgewordene Gottheit in einem entfernten Moosgrund oder eine Waldkapelle verehrten, um unangefochten den gewohnten Dienst fortzusetzen.
Auch bei Pöttmes soll eine solche Kapelle stehen. Die Leute wollen aber davon nichts wissen und der Fremde kann bei näherer Erkundung leicht dafür büßen. Daraus geht auch hervor, für die standhafte oder zähe Anhänglichkeit an die altväterliche Religion zog den Bauern die Neckerei seitens der Christen zu. Darum erfährt man auch nicht, wo die Holledau, das Land der Schimmelkirchen anfing und aufhört, bis man sie hinter sich hat.

Als einen Rest von Wotansverehrung betrachte ich auch den alten Brauch an die Stalltüren Hufeisen zu nageln, um das Vieh vor Hexen und bösen Geistern zu schützen.

Wahrscheinlich ist auch der „Stoajaga“ bei Aindling ein Nachfolger des „Wilden Jägers“.
Wotan war der Wetterherr wie Petrus heutzutage. Ein Beiname war auch Hroudprecht, der Ruhmstrahlende, welcher in der Christenzeit zum Knecht Ruprecht oder Ruepel herabgesetzt wurde und als Kinder schreckender Wauwau den hl. Nikolaus begleitet. Wenn der Klas kommt, so hört man Pfeifen und Peitschenknallen wie bei der wilden Jagd.

Zu Oberstimm bei Neuburg und auch in Keferloh bei München ist beim Fohlenmarkt herkömmlich einen Ruepel zu machen und wer ihn 40 Jahre besucht, wird gescheit.

Vor allem stand Wotan als Berchthold oder Barthold in Ehren. Im Volksmund heißt er Bartl und dies gab Anlass, bei der Einführung des Christentums ihn als Saubartl zu beschimpfen. Heute noch ist in der Steiermark Bartel ein Poltergeist.

Wir lernen unter der Benennung Bartel den Germanengott als Herrn der Ernte kennen, wie er zur Abrechnung ins Haberfeld reitet, wo Halme für seinen Schimmel stehen blieben. Bartel ist folgerichtig der Schutzpatron der Drescher. Noch erhält sich der Schweizer Spruch: Geht man an einem Tennenboden vorbei, so errät am leicht die Zahl der Arbeiter aus dem Drischelschlag. Sind ihrer zwei, so lautet es: Bartol, Bartol – bei dreien Bartolo – bei vier: Bartolomä – bei fünf endlich: Bartolomäus.

An den alten Weingott erinnert das Sprichwort: „Der weiß, wo der Bartel den Most holt.“ - Der Schimmelreiter zieht an der Spitze der wilden Jagd in der Bartolomäusnacht aus. Der Bartolomäusmarkt in Aichach lässt Vergleiche mit dem Bartolomäusmarkt in Landhut zu, wobei noch Nachts ein Reiter durch die Stadt fliegt, dass die Funken aufstieben. In Aichach ist es der Namen selbst, der den Ursprung an Wotan weist, denn die Eichenhaine waren besonders Wotan geweiht und der Haunswieser Schimmelreiter kommt dort hervor, wo der Flurname Eichfeld endet.

Mittwoch, 29. Juni 2016

Haus des Seifensieders Anton Bierling

Er ließ das Haus in der Werlberger Straße in Aichach im Jahr 1860 errichteten. Dies trat an die Stelle eines Anwesen, an dem Seifensieder bereits seit 1757 diesem Handwerk nachgingen. Anton Bierling war der Bruder von Joseph Bierling, der das Schnittwarengeschäft (später Kaufhaus Bierling) am Marktplatz neben dem Rathaus führte.

 

Dienstag, 28. Juni 2016

Fresko am Aichacher Oberen Tor

Entwurf des Gemäldes von Walter Heubach aus dem Jahr 1893 für das Fresko, welches heute am Aichacher Oberen Tor vom Stadtplatz aus zu bewundern ist.

Montag, 27. Juni 2016

Der erschlagene Bauer von Altomünster

Unheimliche Geschichten aus dem Wittelsbacher Land


Eines Tages im Herbst, als die Sonne bereits an Kraft verloren hatte und es tagsüber auch schon recht frisch war, machte sich der Großbauer mit seinem Knecht auf den Weg ins Holz. Am Waldrand angekommen erschlug der Knecht den ahnungslosen Bauern mit seiner Axt. Er verscharrte die Leiche im Wald und bedeckte sie mit Erde, Laub und Unrat. Danach kehrte der Verbrecher zum Hof seines Opfers zurück und raubte alles, was er an Wertvollem finden und leicht mit sich führen konnte. Der ruchlose Mörder verschand und ward nie wieder gesehen.

Wer später an dem Ort der heimtückischen Tat vorbei kam, den umflogen Geister, die ihn verfolgten und ein Baum brannte jede Nacht. Da die Geschichte den Bauern der Gegend keine Ruhe ließ, gingen sie der Sache auf den Grund. Sie fanden den verscharrten Leichnam und bestatteten ihn in geweihter Erde. Dadurch fand der Ruhelose seinen Frieden und der Spuk war verschwunden. Diese Geschichte soll sich im 18. Jahrhundert ereignet haben.

Samstag, 25. Juni 2016

Die Weide beim Oberländer

Eine Erzählung aus Sielenbach

Im Jahre 1704, im Spanischen Erfolgekrieg, durchzogen unser Gebiet Österreicher, Holländer und Engländer. Nachdem sie in Tödtenried die Kirchenglocken vom Turm geworfen und mitgenommen hatten, zogen sie plündernd nach Sielenbach hinein. Die ersten Höfe, auf die die Soldateska traf, soll einer alten Überlieferung des Oberländer Hofes nach, in Flammen aufgegangen sein. Es waren drei Bauernanwesen: der Bennibauer, der Jungbauer und der Oberländer.

Als die Kriegsfurie weitergezogen und die Höfe wieder errichtet waren, pflanzte der damalige Bauer auf dem Oberländerhof Johann Schabenberger, gest. am 18.Mai 1734, eine Weide zur Erinnerung, deren mächtige Krone  noch im Jahre 1928 den, aus denselben Jahren stammenden, strohgedeckten Stadel überdacht.

Freitag, 24. Juni 2016

Eine Aichacher Postkarte

Aber was ist darauf abgebildet? Der Gebäudekomplex, der Aichach bundesweit bekannt macht.

Aber wer verschickt solche Postkarten? Touristen lassen sich damit nicht wirklich anlocken.


Donnerstag, 23. Juni 2016

Der Königsmörder

Geschichten aus dem Wittelsbacher Land

Pfalzgraf Otto VIII. von Wittelsbach war wie sein Onkel, Otto der Herzog von Bayern, ein aufbrausender Kämpe, der keiner Auseinandersetzung aus dem Weg ging. Er stand im Dienste König Philipps von Schwaben dem Sohn Kaiser Barbarossas. Im Thronstreit mit dem Welfen Otto, dem Sohn Heinrichs des Löwen, befand er sich bedingungslos an der Seite des Staufers und zeichnete sich durch Einsatz und Tapferkeit aus. 1203 wurde die Verlobung mit Kunigunde der zweitältesten Tochter des Königs bekanntgegeben. Die Hochzeit mit ihr wurde ihm aber später von König Philipp verweigert. Stattdessen versprach er Kunigunde Wenzel, dem Sohn des böhmischen Königs.

Pfalzgraf Otto VIII von Wittelsbach


Als Ursache vermuten die Zeitgenossen verschiedenste Gründe: Die einen beschuldigten den Pfalzgrafen, er sei ein grausamer und jähzorniger Herr gewesen. Otto soll bei jedem Ausritt Stricke mit sich geführt haben, um Verbrecher, selbst bei Kleinigkeiten, an Ort und Stelle aufzuhängen. In der damaligen Zeit hätte dies, selbst wenn es so gewesen wäre, die anderen Fürsten kaum gestört.
Weitere sehen im nahe Verwandtschaftsverhältnis zwischen den Hohenstaufenern und den Wittelsbachern das Hindernis. Böse Zungen unterstellten Otto sogar an Lepra erkrankt zu sein. Einen Grund lieferte Philipp der Spruch des Fürstenrates, der Otto, wegen der Ermordung „vieler Edler“, bannte. Jedenfalls war Otto tief enttäuscht und trotzdem diente er dem König weiterhin treu in allen Kämpfen mit seinem welfischen Widersacher. Stattdessen beabsichtigte er, um Gertrud die Tochter Heinrichs des Königs der Polen, Herzogs von Schlesien und seiner Ehefrau, der Heiligen Hedwig von Schlesien anzuhalten. Der Wittelsbacher bat König Philipp seine Heiratspläne durch ein Empfehlungsschreiben an den polnischen König zu unterstützen. Otto ließ das Siegel des Sendschreibens brechen und ihn erwartete eine böse Überraschung. Statt seine Ehepläne zu unterstützen enthielt das Schreiben eine Warnung des polnischen Königs vor dem üblen Charakter des Wittelsbachers. Otto war außer sich vor Zorn und sann auf Rache. Es gibt also viele Erklärungen für das, was nun folgte.

Es geschah am 21. Juni des Jahres 1208. Der Staufer bereitete den endgültigen Schlag gegen seinen welfischen Widersacher vor und hatte sein Heer in Bamberg zum Kriegszug nach Norden zusammengerufen. Vorher jedoch sollte noch die Hochzeit von Philipps Nichte Beatrix von Burgund mit Herzog Otto von Andechs-Meranien stattfinden. Nach der Vermählung seiner Nichte im Bamberger Dom hatte sich der König im Palast des Bamberger Bischofs Ekbert, der alten Hofhaltung, zur Ruhe zurückgezogen. Von Freunden war Otto in seinem Racheplan bestärkt worden. Mit 16 Kämpfern, einem Freunde und mehreren Dienern drang Otto in den Palast ein und betrat mit gezogenem Schwerte das Zimmer Philipps. Die Chroniken berichten dann über die weiteren Ereignisse. Der König war ungehalten über die Störung: "Zum Schwertspiel ist kein Ort bei mir!" Otto entgegnete: "Aber wohl, um deine Treulosigkeit zu büßen; für dich, Philipp, ist es kein Spiel!" Mit diesen Worte soll er Philipp das Schwert in die Kehle gestoßen haben. Anwesend waren die Mitglieder des königlichen Rates, der Truchseß Heinrich von Waldburg, der schwer verletzt wurde und später starb und der Bischof Konrad von Speyer, der knapp entkam. Otto und seine Helfer entkamen. Der König war tot.


 Pfalzgraf Otto erschlägt den deutschen König Philipp von Schwaben

Beatrix, Gemahlin des König und Tochter des byzantinischen Kaisers überlebte hochschwanger ihren Gatten nur um zwei Monate und starb bei der Geburt des Kindes. Damit war auch der Thronstreit entschieden. Der alleinige König war nun der Welfe Otto von Braunschweig, der Sohn Heinrichs des Löwen. Auch der bayerische Herzog Ludwig der Kelheimer wechselte die Seiten. Der Reichstag erklärte den Königsmörder in die Reichsacht und vergab alle seine Güter an dessen Vetter, Ludwig den Kelheimer. Außerdem eignete sich der Wittelsbacher Herzog alle Güter der Andechs-Meranier an. Herzog Ludwig wurde außerdem die Erblichkeit des bayerischen Herzogtums bestätigt. Manche Historiker nehmen daher an, dass der Königsmord kein privater Zwist war, sondern das es sich um eine Verschwörung handelte.

Der gebannte Pfalzgraf Otto entzog sich den Nachstellungen. Auf einem Hofe von Mönchen fand er Zuflucht. Nicht lange, dann ereilte ihn das Schicksal. Von einem Verräter geführt spürte der Reichsmarschall Heinrich von Kalden den Versteckten in Oberndorf bei Kelheim auf und schlug ihm eigenhändig den Kopf ab. Das Haupt warf Heinrich in die Donau. Ottos Leiche wurde später in das Kloster Indersdorf überführt, wo auch Ottos Vater seine letzte Ruhestätte gefunden hatte.

Cui bono? - Wem nützt es?

Diese Frage muss man sich stellen, wenn man dem Verbrechen auf den Grund gehen möchte.

Zuerst einmal, wem nützte es nicht? In erster Linie Otto und Philipp, die beide ihr Leben verloren. Zum anderen verlor das alte bayrische Adelsgeschlecht der Andechs-Meranier allen Besitz und Einfluss im Reich an den Wittelsbacher Herzog.

Die Anzahl der Profiteure des Verbrechens übersteigt die der Leidtragenden um ein vielfaches. Zuerst der deutsche Gegenkönig Otto von Braunschweig, der kurz vor der endgültigen Niederlage stand und alle ihn unterstützenden Fürsten und Bischöfe. Außerdem der Wittelsbacher Bayernherzog Ludwig, der seine alleinige Herrschaft in Bayern durchsetzte.

Gibt es noch übergeordnete Entwicklungen, die mit diesem Attentat in Verbindung stehen könnten?
Die deutschen Fürsten, ob nun auf der Seite Philipps oder nicht, fürchteten die Bestrebungen der Staufer das erbliche Königtum, wie in Frankreich oder England, einzuführen. Außerdem sahen sie ihren Einfluss durch die immer größer werdende Macht der Ministerialen (kaiserliche Beamte) schwinden, die dem niedrigen Adel oder sogar der Schicht der Bürger entstammten. Beides empfanden die Fürsten und auch der hohe Klerus als Bedrohung ihrer Stellung. Die Ministerialen wechselten die Seiten noch bevor die Leiche des Stauferkönigs kalt war. Durch den Mord fiel die Entscheidung des Thronstreits zugunsten des Welfen, der kurz darauf vom Papst auch zum römischen Kaiser gekrönt wurde. Die Macht der Fürsten gegenüber der Zentralgewalt blieb über Jahrhunderte erhalten und endete mit dem ersten Weltkrieg. Ja, selbst die heutige föderale Struktur ließe sich mit diesem Mord in Verbindung bringen.

Und so ein weitreichendes Ereignis sollte nur durch verletzte Eitelkeit ausgelöst worden sein? Ein König vor einem wichtigen Feldzug schutzlos ohne Leibwache? Ein Mörder, der entkommen kann, obwohl ein Heer mit vielen tausend Soldaten um Bamberg herum versammelt ist? Geschichte wurde damals im Sinne der Herrschenden geschrieben und es war möglicherweise in deren Interesse die Zusammenhänge zu verschleiern. Es gibt also auch viele Gründe, die für einen Staatsstreich sprechen, mit dem Pfalzgrafen als nützlichem Werkzeug.

Acht Jahre lang lag der kopflose Leib des Mörders in einem mit Teer ausgestrichen Fass in den Gewölben des Klosters Indersdorf, bis endlich nach Auflösung des Bannes durch den Papst die Leiche bestattet werden durfte. Die Begründung des Papstes für die Aufhebung ist so abstrus, wie für politische Entscheidungen der damaligen Zeit typisch: "Wir sind sicher, dass der Königsmörder im letzten Moment, bevor der Kopf vom Rumpfe auf den Boden fiel, seine Tat bereut hat".
So konnte der Rumpf Ottos - nicht ohne Pomp - in geweihter Erde begraben werden. Trauergäste waren der bayerische Herzog Ludwig I. und viele weitere Edle der damaligen Zeit.

In Ausführung der Reichsacht über Otto zerstörte sein Onkel Ludwig der Kelheimer im Jahre1209 die Stätte seiner Vorfahren. Mit der Wittelsbacher Burg in Oberwittelsbach wurden auch die Burgen Glaneck, Bockhorn und Andechs dem Erdboden gleich gemacht. Die Zerstörung der Burg in Oberwittelsbach war vollständig. Die Steine benützte man, entsprechend einer Urkunde des Klosters Indersdorf, zum Bau der Aichacher Stadtmauer. Zur Sühne für die Bluttat seines Neffen errichtete Ludwig aus den restlichen Steinen eine Sühnekapelle auf dem leeren Burgplatz.

Mittwoch, 22. Juni 2016

Die Werlberger Straße in Aichach

Die ersten zwei Häuser gehören zur Brauerei Hoffmann, dann kommt das Weinmiller Haus, daneben die Sattlerei Reitinger (der Kirchturm lugt dahinter hervor), zum nächsten Haus kann ich nichts sagen, dann kommt der Seifensieder Bierling, die Bäckerei Hameter und zum Schluß der Eisenwarenhändler Meisinger.

Dienstag, 21. Juni 2016

Der verhexte Pfarrhof

Unheimliche Geschichten aus dem Wittelsbacher Land


Ende der dreißiger Jahre des vorletzten Jahrhunderts kam ein junger Geistlicher als Kaplan nach Todtenweis und wurde dort wenige Jahre später als Pfarrer eingesetzt. Er war ein würdiger Vertreter seines Standes, ein eifriger Seelsorger, gelehrt, aber auch streng gegen sich selbst. Deswegen verehrte man ihn nicht nur in seiner eigenen Gemeinde, sondern auch außerhalb genoss er großes Ansehen.
Er zeigte wenig Verständnis für solche, die in den Tag hinein lebten und denen nur ihr eigenes Wohlergehen wichtig war. Ebenso unduldsam zeigte er sich denen gegenüber, die solch ein Verhalten widerspruchslos hinnahmen. Er prangerte solch unchristliches Verhalten in seinen Predigten und in Gesprächen mit den Gliedern seiner Gemeinde an. Es ist nur allzu verständlich, dass er wegen seiner Grundsätze und Unnachgiebigkeit bald auch viele Gegner in der Gegend hatte. Zuerst wagten sie es nicht ihre Bösartigkeit, ihre Abneigung und ihren Hass offen zu zeigen.

Unter den Feinden des Geistlichen waren drei Personen, die mit der schwarzen Kunst vertraut waren und denen es dadurch gelang die Stallungen des Pfarrers und den ganzen Pfarrhof mit ihre satanischen Kräften zu beherrschen. Eines Tages legten die Hennen keine Eier mehr. Damit fing es an. Sie weigerten sich die untergelegten Eier auszubrüten. Dann ging es im Stall weiter. Kühe verendeten unter großen Schmerzen und niemand konnte helfen. Es wurde neues Vieh beschafft, aber auch dies verendete, so gesund es auch am Anfang war, nach kurzer Zeit. Im Anschluss setzte sich das Unglück auch im Pferdestall fort. Morgens lagen die Rösser schweißgebadet und mit verfilzten Mähnen elend und zitternd im Stroh. Es gelang den Knechten nur mit großen Mühen sie wieder auf die Beine zu bekommen. Weder Tierärzte, noch der Metzger von Mühlhausen, ein äußerst geschickter Pferdefachmann, konnten wirksam Hilfe leisten. Die Rösser krepierten eines nach dem anderen. Und dann breitete das Ungemach sich über die Felder aus: Egal was angebaut wurde, nichts wollte gedeihen.

Der Pfarrer, mit Freude an der Landwirtschaft, die er auch mit großer Freude betrieb, vermutete hinter all dem Unglück natürliche Ursachen. Alle Hinweise der Dorfbewohner, dass ihm der Schaden böswillig und durch Schadzauber zugefügt werde, verwarf er als dummen Aberglauben. Er war nicht gewillt aufzugeben und nahm zur Unterstützung seine Mutter und zwei seiner Schwestern zu sich in Pfarrhaus, stellte einen neuen Knecht ein, kaufte neues Vieh. Der Pfarrer überwachte alles selbst, damit auch kein Fehler gemacht würde. Jetzt, so glaubte er, würde alles wieder gut.
Aber weit gefehlt. Die Hennen legten keine Eier. Die Kühe starben eine nach der anderen. Kein Kalb wurde geboren. Alles war wie zuvor, nichts hatte sich geändert. Der Pfarrer konnte es nicht verstehen. Wie war dies alles nur möglich? Sein Verstand weigerte sich, an Hexerei zu glauben. Die ganze Freude an der Landwirtschaft und der Gemeinde waren ihm verleidet, so dass er um seine Versetzung in eine andere Gegend bat.

Zwischenzeitlich hörte er über einen Bauern, der südlich von München lebte, der ein gläubiger Mann sei und sicherlich nichts Böses im Schilde führte. Den ließ er kommen und schilderte ihm die Lage, was ihm alles an Üblem widerfahren sei und dass er dies unmöglich übernatürlichen Einflüssen zuschreiben könne.
Schließlich fragte ihn der Geistliche: "Sag mir, Bauer? Was hältst du als erfahrener Landmann von der ganzen Geschichte?"
Der druckste nicht lange herum und erklärte ihm, dass ihm jemand den ganzen Schaden angetan habe. "Das ist ganz klar, Hochwürden. Es ist noch nicht zu spät, ich kann noch helfen. Es ist noch nicht zu spät!"
Zuerst führte er dem Geistlichen in seinem Erdspiegel (Im Okkultismus: die siebte Schicht des Erdinneren) die Leute vor, die ihm all die Bosheiten angetan hatten. Natürlich kannte der Pfarrer die Übeltäter. Es waren zwei Weiber in Petersdorf. und ein Mann aus Todtenweis. Nun gab der Bauer weitere Anweisungen, was zu tun sei. Er ließ alle Kühe melken, kochte die Milch in einem neu gebrannten und noch nie genutzten Topf und verschmierte ihn sorgfältig mit Lehm. Dann ging er nachts mit dem Topf auf den Hof hinter dem Pfarrhaus und warf ihn über das Stalldach. Das erste Mal flog er leicht hinüber und kam ganz auf der anderen Seite an.
"Jetzt passens auf, Herr Pfarrer!" Er nahm den Topf erneut. "Gleich wird es krachen, kochen und zischen". Tatsächlich: Diesmal flog der Topf kochend und dampfend über das Dach des Stalls und zerplatzte in tausend Stücke.

Oh Wunder, das hatte geholfen! Von Stund an war Ruhe und nie wieder wurde der Pfarrhof von Schadzauber bedroht. Die drei Leute aber, die sich mit dem Bösen verbündet hatten, wurden sterbenskrank, denn die ganze Hexerei und Bosheit fiel auf sie zurück und fuhr ihnen in den Leib. Der Pfarrer hatte ein gutes Herz und bestand darauf, dass der Bauer das Siechtum wieder von den Übeltätern nehmen musste. Auch die Hennen wurden mit Hilfe von Eberwurz (Golddistel) und Teufelsdreck (Asant) wieder geheilt.

So wurde allen geholfen. Und der geistliche Herr war über die Wendung des Schicksals so glücklich, dass er gerne in Todtenweis geblieben wäre. Aber seine Versetzung war bereits beschlossen. An Lichtmess des Jahres 1850 zog er zum großen Bedauern seiner Pfarrkinder fort.

Montag, 20. Juni 2016

Aichach Oberes Tor

Fotokurs 1968/69 der Wittelsbacher Realschule

Im Roman flüchtet der überführte Mörder auf den Turm. Er oben, die Häscher unten - wie es ihm gelang trotzdem zu fliehen, wird nicht verraten. Da müsst ihr dann schon "Donnerkraut - Das Geheimnis des Juden Typsiles" lesen. Es ist ja bald Urlaubszeit.

Sonntag, 19. Juni 2016

Die Schlacht auf dem Lechfeld

Geschichten aus dem Wittelsbacher Land


Wo und wie sich diese für die deutsche Geschichte so bedeutende Schlacht im Jahr 955 genau abgespielt hat, darüber streiten sich bis heute die Gelehrten. Vieles spricht heute dafür, dass auch das Wittelsbacher Land und das nördliche Lechfeld Schauplatz der Ereignisse waren, was zum Beispiel Funde bei Todtenweis und die Entstehung dessen Namens Totenwiese, aber auch die Überreste zahlreicher frühmittelalterlicher Befestigungsanlagen belegen.



In den Sommermonaten des Jahres 955 verheerte ein ungarisches Reiterheer, wie schon in manchen der sechzig Jahren zuvor, die bayrischen Lande südlich der Donau, bis hin zum Schwarzwald. Die Ungarn zogen die Donau hinauf und ihr Hauptheer unter dem Oberbefehlshaber Bulcsú
lagerte auf der östlichen Seite des Lechs beim Gunzenlee südlich-östlich von Augsburg.

Am 8. und 9. August 955 versuchten die Ungarn vergeblich die Stadt Augsburg zu erstürmen. Die Verteidigung der Stadt übernahm Bischof Ulrich, er stürzte sich selbst mit Schwert und Rüstung in den Kampf. Der Bischof wurde später heilig gesprochen. Der Heilige Ulrich ist seither neben der Heiligen Afra der Stadtheilige von Augsburg. In der Nacht vom 8. auf den 9. August ließ Bischof Ulrich Klosterfrauen in Prozessionen durch die Straßen ziehen, um die Mutter Gottes um Hilfe zu bitten. Am nächsten Tag erschienen die Ungarn dann mit schwerem Belagerungsgerät vor den Mauern. Von ihren Anführern mit Peitschen angetrieben, berannten sie erneut vergeblich die befestigte Stadt. Ihre bisherige Stärke waren die schnellen Vorstöße auf Pferden und nicht in der Belagerung von Festungen. Augsburg hielt stand, bis die deutschen Heere den Ort erreicht hatten.
Das königliche Heer führte König Otto I, selbst und Konrad der Rote. In aller Eile wurde auch ein bayerisches Heer gesammelt. Dazu kamen die Franken, befehligt von Herzog Konrad ein schwäbisches Heer, welches Herzog Burkhardt führte und zum Schluß noch 1000 Böhmen mit ihrem Herzog Boleslaw.

Am 10. August in der Frühe begann die mörderische Schlacht auf dem Lechfeld, die Legende erzählt die Ungarn wären in der sechsfachen Übermacht gewesen, 120000 Ungarn gegen 20000 Deutsche. Die Ungarn überschritten den Lech um das Heer aus den deutschen Stämmen anzugreifen. Es entspann sich auf der Ebene westlich des Lechs südlich der Stadt Augsburg ein wilder und blutiger Kampf, der den ganzen Tag lang andauerte. Aber trotz ihrer Übermacht konnten die Ungarn keinen Durchbruch erzielen. Schlachtentscheidend könnte ein Sommergewitter gewesen sein, sodass durch die heftigen Regenfälle die Wunderwaffe der Ungarn, der aus mehreren geleimten Lagen bestehende Kompositbogen, im wahrsten Sinne des Wortes aus dem Leim gegangen wäre, wodurch das Reiterheer der Ungarn deutlich an Schlagkraft eingebüßt hätte. Zusätzlich kam die Kampfkraft der Panzerreiter im Heer Ottos. Nach einem verlustreichen Kampf konnten die Deutschen das Kriegsglück auf ihre Seite ziehen. Die Ungarn sahen sich zur Flucht zurück über den Lech gezwungen. Ottos Heer verfolgte den zurück weichenden Feind und eroberte das ungarische Hauptlager am Gunzenlee.

Am folgenden Tag wurden die Reste der ungarischen Streitkräfte verfolgt, aufgeriebenen und vollends vernichtet. Die Mehrzahl wurde niedergemetzelt, ein großer Teil ertrank im Lech und der letzte Rest wurde von den wütenden bayerischen Bauern, die alles durch sie verloren hatten, drei Stunden nördlich von Augsburg erschlagen. Der Ort, wo dies geschah, hieß später die Totenwiese, "woselbst heute das Pfarrdorf Todtenweis liegt."

Fast alle Ungarn verloren ihr Leben, aber auch auf deutscher Seite waren die Verluste groß. Zwei Heerführer waren unter den Toten. Konrad der Rote, Herzog von Lothringen wurde von einem Pfeil tödlich in den Hals getroffen, als er die Bänder des Panzers löste und Luft schöpfte. Dietpold, der Bruder des Hl. Ulrich kam ebenfalls ums Leben. Auf der Flucht wurden die ungarischen Anführer Bulcsú, Lehel und Sur gefangen genommen und zusammen mit anderen Adeligen nach Regensburg gebracht. Dort wurden sie gehängt.

Bei dieser Schlacht standen die Vorfahren der Wittelsbacher, die Grafen von Scheyern übrigens auf Seiten der Ungarn. Graf Berchtold von Scheyern meldete den Ungarn das Herannahen des königlichen Heeres. Bischof Otto von Freising (gest. 1158) schrieb später in seiner Chronik: "Der Anstifter dieser schweren Heimsuchung (des Ungarneinfalls) soll ein bayrischer Graf von Scheyern gewesen sein. Aber er musste seinen Treuebruch büßen: denn da er die Ungarn unbedacht herangeführt und dadurch der Vernichtung preisgegeben hatte, wurde er von ihnen als Verräter getötet.“

Für die Ungarn bewirkte der katastrophale Ausgang der Schlacht grundlegende gesellschaftliche Veränderung. Nachdem die Klasse der Reiterkrieger empfindlich an Macht eingebüßt hatte, vermischten sich die Magyaren mehr und mehr mit den ansässigen Slawen und wurden sesshaft. Sie räumten die Gebiete westlich des Plattensees und zogen sich ins heutige Westungarn zurück. Großfürst Geza leitete die Christianisierung ein und entmachtete den alten Kriegeradel. Sein Sohn Stephan der Heilige heiratete schließlich die baierische Prinzessin Gisela.

Für Otto bedeutete der Sieg auf dem Lechfeld die Festigung seiner Herrschaft. Der Sage nach führte König Otto die Heilige Lanze mit in die Schlacht, die ihm auch zum Sieg verhalf. Zugeschrieben wurde die Heilige Lanze zunächst dem Soldaten Longinus, der damit den Tod Jesu festgestellt haben soll. Seither gehört die Heilige Lanze, neben der Kaiserkrone, dem Reichsschwert, dem Reichsapfel und – zepter zu den Insignien der deutschen Könige und Kaiser des heiligen römischen Reiches.

Für das einfache Volk bedeutete die Schlacht auf dem Lechfeld das Ende einer unsicheren Zeit, die durch die ständigen Einfälle der Ungarn und Wikinger gekennzeichnet war.

Samstag, 18. Juni 2016

Walter Heubach - Entwurf des Freskos am Aichacher Unteren Tor

Entwurf des Gemäldes von Walter Heubach aus dem Jahr 1893 für das heute am Aichacher Unteren Tor zu bewundernde Fresko



Das Bild zeigt die Jungfrau Maria, die im Dreißigjährigen Krieg schützend ihre Hand über Aichach hält. Vor ihr kniet der bayrische General Johann von Werth, der die Stadt von den Schweden zurück eroberte.

Freitag, 17. Juni 2016

Der Wiedergänger

Unheimliche Geschichten aus dem Wittelsbacher Land

Nachdem seine erste Frau gestorben war, ehelichte ein Bauer aus Höhenried bei Aindling ein zweites Mal. Aus der ersten Ehe brachte er ein hübsches, zehnjähriges Mädchen mit. Bei dem Hochzeitspaar mochte an ihrem Festtag keine rechte Freude aufkommen, die Braut war noch jung und das Haar des Bräutigams durchzog bereits die eine oder andere graue Strähne. Die Gäste ließen sich durch das griesgrämige Paar nicht stören und es wurde eifrig gegessen, getanzt und Bier, Wein und Schnaps getrunken. Sie feierten fröhlich bis in die späte Nacht hinein.

Als die junge Ehefrau am nächste Morgen erwachte, wunderte sie sich warum ihr Mann noch nicht aufgestanden war. Er lag ganz friedlich da, als ob er noch im tiefen Schlaf wäre. Als sie ihn anstieß und er nicht erwachte, fasste sie ihn fest an die Schulter, jedoch er war bereits kalt und steif. In der Hochzeitsnacht hatte den Bauern vermutlich der Schlag getroffen. Was war das für ein Jammern und ein Klagen auf dem Hof. Für die Beisetzung und Trauer blieb wenig Zeit, denn die Ernte stand an.
Nun war jede Hand gefordert und es blieb keine Zeit die Köpfe hängen zu lassen. Von den benachbarten Höfen her, erklang die Melodie der Sprüche und der Dreschflegel. Es war höchste Zeit die Arbeit wieder aufzunehmen, damit die Getreideernte rechtzeitig eingebracht werden konnte. Bald ging alles wieder seinen alten Gang, wobei es sich bald herausstellte, dass die starke Hand des Bauern fehlte. Im Haus und in der Küche war alles so, wie es sein sollte, aber da wo die junge Witwe auf sich allein gestellt war, im Stall und Scheune, da tanzten die Mäuse auf dem Tisch. Die Knechte ließen es gemütlich angehen. Es fehlte der Bauer.

Eines Tages aber war er wieder da. Nur gesehen hat ihn niemand. Aber als die Männer beim Dreschen waren, kamen plötzlich von oben die Garben herunter auf die Tenne geflogen, weit mehr als sie selbst herab geworfen hätten. Und plötzlich klapperte ein Dreschflegel zwischen den gemächlichen Takt, von unsichtbarer Hand geführt und der trieb sie an und gab das Tempo vor. Vorbei war es mit der Gemütlichkeit. Am Morgen, als die Knechte den taunassen Klee mähten, zischte es hinter dem letzten bedrohlich, und Mahd für Mahd reihte sich zu Schwaden. Immer näher kam die schwingende, unsichtbare Sense, so nahe, dass die Knechte Angst hatten sie würde dem Vordermann die Füße absensen.

Jeden Abend, wenn der Tag dem Ende entgegenging, war der Geist verschwunden. Dann atmeten die Knechte auf. Der Bauer schaffte schon zu Lebzeiten für zwei, nun aber legte er noch einmal zu. Dass es da unter den Knechten und Mägden manch böses Wort gab ist verständlich. Und so fiel manches unchristliche Wort für das der Herr Pfarrer bei der Beichte mehrere Vaterunser als Buße aufgegeben hätte.

Aber die Strafe erfolgte schon am nächsten Tag. Den Pferden waren am Morgen die Mähnen und der Schweif eingeflochten, so das es kaum zu lösen war. Den Knechten, die damals im Pferdestall schliefen, flogen die Decken von den Betten und die Roßäpfel um die Ohren, dass es nur so krachte. Die Männer bezogen das Austragsstüberl und sagten: "Nun haben wir vor dem Teufel unsere Ruhe". Aber das war ein großer Irrtum. In der Nacht glaubte jeder, dass ihn eine unsichtbare Hand erwürgen wollte. Sie erlitten entsetzliche Qualen.

So konnte es nicht mehr weiter gehen! Deshalb gingen sie am nächsten Morgen zur Bäuerin und forderten das sie etwas gegen den bösen Geist ihres verstorbenen Mannes unternehmen müsse. Die Herrin wusste sich allerdings auch keinen Rat. So beschlossen sie, das der Geist gebannt werden müsse. Ein Geistlicher, es soll ein Jesuit gewesen sein, wurde um Hilfe gebeten. Dies war dem Geist gar nicht recht, er bettelte herzerweichend, man solle ihn doch dem Hofe lassen. Er würde in Zukunft Frieden geben und sich mit dem schlechtesten und unwürdigsten Plätzchen zufrieden geben, sei es auch der Misthaufen. Nur auf dem Hof solle man ihn lassen. Aber der geistliche Herr kannte keine Gnade. Er bannte den Geist in einen irdenen Krug, den sie dann in die Pfitz, einem Wald zwischen Hohenried und Appertshausen, brachten.

Sie hoben ein tiefes Loch aus, stellten den Krug hinein, schütteten ein wenig Erde darauf, banden aus Weidenzweigen ein Kreuz, dass sie ebenfalls in das Loch legten. Nun wurde noch ein schwerer Stein auf die gefüllte Grube gelegt, damit der gebannte Geist nie wieder sein Unwesen treiben kann.

Mittwoch, 15. Juni 2016

Der Pudel von St. Jodok

Unheimliche Geschichten aus dem Wittelsbacher Land


Die Mesner der kleinen St. Jodokkapelle nahe Haunswies lebten in einem kleinen Haus neben der Kapelle. Noch im Jahr 1883 wird von einem Ehepaar berichtet, welches dort gewohnt und den Mesnerdienst verrichtet hat.

Am Ende der Fastenzeit des Jahres 1870 erschütterte ein Verbrechen das Wittelsbacher Land: Ein ruchloser Mörder hatte das Mesnerehepaar von St. Jodok, den 62jährigen Schneidermeister und Waldaufseher Konrad Bäumel und seine 60jährige Frau Anna brutal mit dem Beil erschlagen. Die blutige Tat wurde nie gesühnt und der ruchlose Verbrecher konnte seiner irdischen Strafe entgehen. Die Menschen vermuteten, dass es sich um einen Racheakt gehandelt haben könnte, da der Mesner zugleich auch Waldaufseher war. Vielleicht hat er seinen späteren Mörder des Wildern verdächtigt oder bei anderen Betrügereien erwischt.

Noch Jahre nach diesem schrecklichen Verbrechen, an dem Mesnerehepaar Bäumel am Karfreitag des Jahres 1870 in St. Jodok, erzählten sich die Bewohner der umliegenden Dörfer, dass es in der Gegend um die Kapelle „umgehe“. Die alten Leute besaßen einen Pudel, dieser solle seit diesen Tagen herrenlos durch die umliegenden Wäldern streifen. Der eine oder andere will ihn noch zu einer Zeit gesehen oder gehört haben, in der das Tier nach menschlichem Ermessen längst gestorben sein musste. Im Volke hieß es, der "Joaspudel" gehe um.

Viele Geschichten ranken sich um den Pudel:

Musikanten aus Griesbeckerzell ist vor vielen Jahren, als sie müde, von einem Vergnügen zu dem sie zum Tanz aufspielten, nach Hause zogen, der Pudel begegnet. Er saß am Waldrand, ihr Weg von Unterschneitbach das Sträßlein nach St. Jodok kreuzt. Obwohl vor Angst wie gelähmt tat er ihnen nichts, aber er wuchs und wuchs, bis er schließlich größer war als die erschreckten Griebeckerzeller.

Ganz anders ging so eine Begegnung für einen Igenhausener Bauern aus, dem der Joaspudel an einer Kreuzung bei St. Jodok begegnete. Der Bauer stand im Ruf den Mund gerne voll zu nehmen. Eines Abends war es mal wieder soweit. In der Wirtschaft saßen er und ein paar andere Dörfler zusammen und leerten einen Krug um den andern. Der Kienspan, der neben dem Ofen qualmte und für ein wenig gelbliches Licht sorgte, musste bereits einige Male erneuert werden. Die Augen der Burschen glänzten wie die Taler am Spenzer. Sie hatten auch ein interessantes Gesprächsthema: Den Joaspudel - bei der alten Pilgerkapelle des Hl. Jodok sei er vor kurzem erst wieder gesehen worden. Man könne seine Spur von dort bis zur Salzkapelle bei Latzenhausen verfolgen. Dort seien erst vor wenigen Tagen die Ochsen eines Fuhrwerks durch ihn scheu geworden. Der Hund taucht immer wieder überall in der ganzen Umgebung auf, In Gallenbach heißt man ihn den Santiaspudel. Auch dort hat er bereits die Leuten erschreckt. In Laimering seien Pferde scheu geworden, und bei Aindling sei er bellend in den Wald gerannt, so dass die Bäume krachten und die Funken stoben. Ein Oberschneitbacher, der vor einigen Tagen mit seinem Langholzfuhrwerk nach Augsburg fuhr, habe ihn ebenfalls gesehen.
"Das ist doch nur ein Witz! An so einen Schmarrn glaub ich nicht! Das ist das Geschwätz von alten Weibern, sonst nichts!" gröhlte der Maulheld.
"Sag das nicht, Jockl!" erwiderte einer seiner Kumpane. "Ich hab ihn selber schon in der Nähe der Kapelle bei St. Jodok gesehen. Mir hat er sich in den Weg gestellt, und ihr wisst alle, dass ich mich vor nichts und niemand fürchte"
"Ja, das stimmt!" pflichteten ihm die anderen bei.
Nur der Jockl, der große Maulheld, frotzelte und spottete: "Ja, ja, vor nix hast du Angst, aber diesen räudigen Köter traust du dich nicht zu verscheuchen, hast die Hosen voll! Ich sag dir, du bist ein Schlappschwanz! Wart nur, wenn mir das Vieh über den Weg läuft. Mit den bloßen Händen würde ich es in der Luft zerreißen!" Er konnte mit seinen Sprüchen kein Ende finden.
Um es kurz zu machen: Eines Tages fand man ihn tot in seinem Blut bei St. Jodok auf der Straße liegen. Sein Geldbeutel war noch voller Taler und sein Messer steckte in der Scheide. Kein Straßenräuber hatte ihn überfallen, aber die Kehle war durchgebissen. Der Joaspudel hatte die Schmach gerächt.

Fast an der selben Stelle begegnete einem Igenhausener Bauern, der kurz nach Sonnenaufgang aufbrach, um nach Augsburg zu, ein Pudel mit feurigen Augen. Eine Weile umkreiste er Pferd und Wagen, des vor Angst zitternden Igenhauseners. Auf einmal sprang das Tier mit einem Riesensatz hinten auf den Wagen. Seine Augen sollen so groß wie Wagenräder gewesen sein. Der Joaspudel rollte mit seinen riesigen funkensprühenden, dunkelroten Augäpfeln. Der Bauer schlug verzweifelt mit der Peitsche nach dem Ungeheuer und traf ihn sogar, so erzählte er es jedenfalls hinterher. Nur kurz, offensichtlich erschreckt, verließ der Hund den Wagen, sprang aber gleich wieder hinauf. Die Pferde schwitzten und zitterten. Einmal zogen sie wütend an, dann weigerten sie sich wieder auch nur einen Schritt weiter zu gehen. In der Nähe der Jodokskapelle war der Pudel plötzlich, wie durch ein Wunder, verschwunden und der Bauer und sein Fuhrwerk konnten weiter ihres Weges ziehen.

Dienstag, 14. Juni 2016

25 Jahre Radfahrverein Concordia

Im Jahr 1920 feierte der Aichacher Radfahrverein Concordia sein 25-jähriges Bestehen. Zu diesem festlichen Anlaß radelten die Mitglieder in Formation durch die Stadt, hier auf einem Stück des Weges von der Schrobenhausener in die Gerhauser Straße.


Montag, 13. Juni 2016

Wetterregeln

Wias friaras wor im Wittelsbacher Land

Sitten und Gebräuche


Regnets am Medardustag, so verregnet es die Heuernte, daher heißt man diesen Heiligen den „Heubringer“

Regnet es am Palmsonntag, so regnet es an allen heiligen Zeiten des Jahres.

Regnet es am Karfreitag, so gibt es im ganzen Jahr keinen ersprießlichen Regen.

Gibt es am Karfreitag einen Reif, dann schadet im ganzen Jahr kein Reif.

Wie das Wetter an den ersten drei Tagen des Monats, so ist es im ganzen Monat.

Der Heilige Medardus ist der Patron der Bauern, Winzer, Bierbrauer und Schirmemacher; die Gläubigen richten ihre Bitten an ihn für trockenes Heuwetter und eine gute Ernte, für die Befreiung von Gefangenen; er hilft bei Regen, Zahnschmerzen, Fieber und Geisteskrankheiten
der Bauern, Winzer, Bierbrauer und Schirmemacher; für trockenes Heuwetter und eine gute Ernte, für Befreiung von Gefangegen; gegen Regen, Zahnschmerzen, Fieber und Geisteskrankheiten
Patron von Lüdenscheid; der Bauern, Winzer, Bierbrauer und Schirmemacher; für trockenes Heuwetter und eine gute Ernte, für Befreiung von Gefangegen; gegen Regen, Zahnschmerzen, Fieber und Geisteskrankheiten
Patron von Lüdenscheid; der Bauern, Winzer, Bierbrauer und Schirmemacher; für trockenes Heuwetter und eine gute Ernte, für Befreiung von Gefangegen; gegen Regen, Zahnschmerzen, Fieber und Geisteskrankheiten

Donnerstag, 9. Juni 2016

Die Blutföhre von Friedberg

Unheimliche Geschichten aus dem Wittelsbacher Land


Nördlich des Friedberger Schlosses liegt das sogenannte Köpfhäusl. Es war einst Bestandteil der ursprünglichen Befestigungsanlage der Burg. In alten Dokumenten wird dieser Ort auch als "Richtstätte" bezeichnet. Auf dem grasbedeckten Plattform des Bauwerks wurzelte einst eine stämmige Föhre, die Blutföhre, welche heutzutage ihren Platz im Heimatmuseum gefunden hat. Um diesen Baum rankt sich die Sage: 

Zur Zeit Herzog Ludwig des Strengen verlobte sich der ritterliche junge Graf Ulrich von Möring (Mering) mit der anmutsvollen Agnes von Hardenberg. Doch dies weckte den Neid seines Nachbarn, des berüchtigten Raubritters Hans von Eurasburg. Deshalb setzte er alles daran Ulrich von Möring ins Verderben zu stürzen. Eines Tages bot sich ihm die passende Gelegenheit. Einer seiner Spießgesellen händigte ihm einen kostbaren Dolch mit dem eingravierten Wappen seines Widersachers aus. Dies wurde dem ahnungslosen Grafen zum Verhängnis. Kurze Zeit später fand man den Pfleger (Verwalter des Herzogs) von Friedberg ermordet auf einer einsamen Waldlichtung. In der tödlichen Wunde steckte der entwendete Dolch des Meringer Grafen. Obwohl ebenfalls ein Verdacht auf den skrupellosen Eurasburger Raubgesellen fiel, fand sich nicht der geringste Beweis gegen ihn. So wurde Ulrich von Möring als Mörder angeklagt. Der einzige Hinweis auf seine Schuld, der Dolch, mit dem die Tat ausgeführt worden war, trug sein Wappen. Trotz aller Unschuldsbeteuerungen wurde der Graf zum Tode verurteilt und dies Unrechtsurteil vollstreckt, hatte doch Herzog Ludwig des Strenge bestimmt, einem Mörder, wessen Standes auch sei, in keinem Falle Gnade zu gewähren sei. Unter den Mitleidsbezeugungen Vor dem aus allen Teilen des Wittelsbacher Landes herbeigeströmten Volkes, dass ihr Mitleid mit dem armen Grafen bezeugte, bestieg der Verurteilte die Richtstätte. Doch bevor er sein Haupt auf den Richtblock legte, sprach er mit lauter Stimme zu den zahlreichen Zeugen des Geschehens : "Meine Seele ist rein, aus meinem Blut wird an dieser Stelle eine Föhre wachsen, die meine Unschuld bezeugt!" Dann fiel sein Haupt unter dem Schwert des Scharfrichters.

Kurze Zeit später starg auch seine Braut, die vor lauter Gram ihren Lebensmut verlor. Nebeneinander fanden sie in der Schlosskapelle der Möringer Grafen ihre letzte, gemeinsame Ruhestätte. Vom eigentlichen Mörder aber, dem Eurasburger Mordbrenner, hat man nie mehr etwas vernommen. Jedoch die letzten Worte des unschuldig Hingerichteten sind in Erfüllung gegangen. Kurz nach dem Tod des unglücklichen Grafen, der ohne Schuld sein Leben verlor, erhob sich über der Richtstätte eine mächtige Föhre.

Dienstag, 7. Juni 2016

Das Gespenst im Pfarrhof

Unheimliche Geschichten aus dem Wittelsbacher Land


Es geht die Sage um, dass im alten Ruppertszeller Pfarrhof ein Gespenst sein Unwesen treibt.

In den dunklen Nächten, besonders in der Seelenzeit, erschien im 1. Stock eine geheimnisvolle schöne junge Frau mit weißem Kopftuch. Mehrere ehrenhafte Personen berichteten, dass sie ihnen erschienen sei, wie dem früheren Pfarrer Johann Spatz! Oft geschah es, dass sie gerade dann die Treppe herabschwebte, wenn sich der Pfarrer ebenfalls auf ihr befand. Weiterhin erhob sich dann und wann mitten in der Nacht im Hausgang ein Höllenlärm, der an das Rollen großer Kugeln erinnerte. Dieser Spuk war meistens erst nach einer Stunde vorbei.

Der Geistliche wusste sich nicht anders zu helfen, als mit Hilfe des Exorzismus die Dämonen zu vertreiben. Dies zeigte bei der geheimnisvollen Gestalt jedoch keine Wirkung. Dem Nachfolger von Pfarrer Spatz, Pfarrer Sternegger blieb es verwehrt dem Gespenst zu begegnen. Er wollte das Gespenst zu Studienzwecken gern einmal sehen, doch für solch ein Unterfangen war es nicht zu haben.

Man erzählt sich im Dorf, dass die geheimnisvolle Frau kurz nach Kriegsende Flüchtlingen, die im Pfarrhaus einquartiert waren, erschienen sein soll. Seither ist niemand mehr dieser Erscheinung begegnet und es wird wohl auch in Zukunft ihr Geheimnis bleiben, warum die junge Frau zwischen den Welten herumwandelt und keine Ruhe findet.

Montag, 6. Juni 2016

Am Aichacher Bahnhof

Haupttransportmittel waren früher die Bahn und der Ochsenkarren. Mein täglicher Schulweg führte vom Oberbernbacherweg, die Donauwörther Straße entlang und an der Baywa vorbei zum Bahnhof - fünf Jahre lang fuhr ich von dort jeden Tag nach Schrobenhausen und zwei Jahre nach Augsburg. Der alte, gelbe Lagerschuppen auf dem Foto stand damals noch, nur Ochsenfuhrwerke gabs nicht mehr. An dem Verkehrsschild beginnt der Fußweg, der durch den Fußgängertunnel, unter den Gleisen hindurch, nach Algertshausen führt.


Sonntag, 5. Juni 2016

Johannes Engel berühmter Aichacher Arzt, Mathematiker und Astronom

(Geboren 1460 in Aichach - gestorben 1512 in Wien)

 

Ihr werdet es nicht glauben, aber unser Badermeister Simon Schenk wohnte in der gleichen Gasse, wie die Eltern des kleinen Johannes mit ihrer Weberei, nämlich in der Essiggasse.

Man könnte ja eine neue Geschichte schreiben: Im Hohen Alter bekam der Badermeister fast jeden Tag Besuch von einem kleinen Jungen aus der Nachbarschaft, der ihm ein Loch in den Bauch fragte, wie das mit den Krankheiten wäre und warum man beim Kriminalisieren ein Steinchen an das andere fügt. Es gab nichts, was er nicht hinterfragte, bald konnte ihm der Bader keine Antworten mehr geben. Als Simons Augen immer schwächer wurden, besuchte ihn der Kleine Johannes weiterhin und las ihm aus den Büchern vor, die sich das gescheite Kind beim Herrn Pfarrer ausgeliehen hatte.

Was man bei der Geschichte auch sehen kann, dass aus den Kindern der Aichacher Weber immer noch etwas gescheites geworden ist.

http://www.augsburger-allgemeine.de/aichach/Ein-500-Jahre-altes-Buch-kehrt-nach-Aichach-zurueck-id37523067.html

  Gelehrte im Mittelalter

Samstag, 4. Juni 2016

Am 28. April 1945 war der 2. Weltkrieg für die Aichacher vorbei


Panzersperren am Kriegsende zwischen Kühbach und Oberwittelsbach



die Amerikaner besetzten Aichach im April 1945 aus westlicher Richtung kommend, von daher stellte der im Norden ausgehobene Panzergraben kein Hindernis dar.

http://www.augsburger-allgemeine.de/aichach/US-Panzer-vertreiben-Waffen-SS-id33812732.html

Freitag, 3. Juni 2016

Fensterln in der Seelenzeit

Unheimliche Geschichten aus dem Wittelsbacher Land


Vor vielen Jahren stand der Simmerl bei einem Bauern in Affing als Knecht in Diensten. In der Allerseelenzeit konnte er dem Drang nicht widerstehen, sein Gschpusi zu sehen, mit der er ein Kind zusammen, aber noch nicht Gottes Segen für diese Verbindung erhalten hatte. Der Bäuerin gelang es nicht ihn zurückhalten, weil sich so etwas in der Allerseelenzeit nicht schickt. Doch der Simmerl lachte nur und machte sich mit seinem Radl auf den Weg. 

Auf halbem Weg nach Petersdorf, beim Wirt "Zum Ochsentreiber", verfolgte ihn, die Dunkelheit hatte bereits eingesetzt, plötzlich ein Licht. Hielt er an, blieb auch das Licht stehen; radelte er schneller, verfolgte es ihn auch mit großer Eile. Der kalte Schauer zog ihm über den Rücken und er kehrte um.wurde aber auch hier weiterhin von Das Licht verfolgt in weiterhin, bis er zum Hof seines Bauern zurückgekehrt war. Er weckte die Bäuerin und erzählte ihr, mit vor Angst schlotternden Gliedern von dem merkwürdigen Erlebnis. Der geläuterte Simmerl schwor hoch und heilig, nie mehr in der Seelenzeit zum Fensterln fahren zu wollen.

Donnerstag, 2. Juni 2016

Bäurin aufm Radl


Nix wia hoam! - Bäurin in Tracht aufm Radl - Kommt ausda Werlberger Straß in Oacha und radlt in Richtung Ecknach und Klingen

Mittwoch, 1. Juni 2016

Die Pest in Kemnat

Unheimliche Geschichten aus dem Wittelsbacher Land

Vor vielen hundert Jahren, als der große Krieg im Lande herrschte, kam auch über das Holzland Elend und Not. Nach den Überfällen und Plünderungen feindlicher Soldaten ging zu allem Unglück auch der schwarze Tod im Lande um und suchte sich im Dorfe Kemnat nahe Schiltberg seine Opfer. Gegen diese grausame Krankheit war kein Kraut gewachsen und half kein Gebet. Ob alt oder jung, arm oder reich, Herrn oder Knecht, sie alle raffte die Pestilenz ohne Gnade dahin.


 So klagten allerorts die Leute. Beim Schalk Bartl begann es. Die Großmutter war die erste, die der schwarze Tod sich holte, dann folgten die Tochter, der Bauer und die Kinder. Knechte und Mägde waren bereits bei den ersten Anzeichen der Krankheit aus dem Dorf geflohen. Nur einer blieb zurück, der Hias. Er schob die Toten mit einem zweirädrigen Handkarren auf dem Weg in Richtung Thalhof und vergrub sie tief im Wald.

Dann griff die Seuche auf das Strohbauernanwesen über. Über Nacht starb die Familie mit Knecht und Magd. Dem Hias, der die Nacht immer in der Scheune bei seinen Rössern verbrachte, wurde die Sache unheimlich. Er schaffte nun die Leichen nicht mehr in den Wald, sondern vergrub sie an Ort und Stelle im Garten hinter dem Anwesen des Strohbauern.

Nachdem er diese traurige Arbeit verrichtet hatte, begab er sich zurück zur Scheune, ganz in Gedanken verloren, was denn jetzt aus ihm werden würde. Er schien der einzige Überlebende zu sein. Warum verschonte ihn das Schicksal, fragte er sich und wusste nicht, ob er sich darüber freuen sollte. In dem Moment, als er das Scheunentor öffnen wollte, hob sich dieses krachend aus den Angeln. Der Hias war so überrascht, dass er nicht mehr entrinnen konnte. So wurde er vom schweren Scheunentor erschlagen.

Später errichtete man eine Pestkapelle und ein Pestkreuz im Garten des Strohbauern, um an die schreckliche Pestzeit in Kemnat zu erinnern, die nicht ein Einziger überlebte.