Dienstag, 27. September 2016

Wie das Augsburger Bier den Aichacher Bäckern teuer zustehen kam

Geschichten aus dem Wittelsbacher Land


Während wir vor kurzem von den unchristlichen Zuständen der jungen Burschen in Friedberg berichteten, muss man sagen, dass die Obrigkeit mit der Zucht und Ordnung in Aichach auch nicht zufrieden sein konnte. Besonders die Bäcker waren dem Rentmeister ein Dorn im Auge, aber nicht weil sie schlechtes Brot buken, sondern wegen ihrer Sauferei in der Fastenzeit.

Von 1597 bis 1651 herrschte Herzog, seit 1651 Kurfürst, Maximilian I in Bayern. In Glaubensdingen verstand der Herrscher keinen Spaß und in der Fastenzeit waren alle Vergnügungen untersagt. Die Aichacher Bäcker lieferten in jenen Jahren ihr Brot auch in die freie Reichsstadt Augsburg. Wenn sie nach stundenlanger Fahrt mit Pferd und Wagen Augsburg erreichten, kann man es ihnen nicht verdenken, dass sie Appetit auf eine anständige Brotzeit und eine kräftigende Maß Bier verspürten. Wenn da nicht diese verflixte Fastenzeit gewesen wäre. 





Den Umrittprotokollen des Rentmeisters im Jahre 1614 entnehmen wir:

Caspar Rauch, Bäcker aus Aichach, 48 Jahre alt, 4 Kinder, fährt 18 Jahre nach Augsburg, kehrt beim Christeiner Bierbräu ein - Vermögen 800 Gulden: 16 Gulden Straff

Michael Monschein, hat ein Kind, 100 Gulden Vermögen, fährt 3 Jahr, kehrt beim Geörgen Schmidt ein, Straff: Kommt 6 Wochen an die Schellen (Hand- und Fußfesseln)

Andre Gollinger, armer Gesell, 24 Jahre alt, Vermögen 50 Gulden, fährt 3 Jahre nach Augsburg: kommt 6 Wochen in die Eisen

Der Stoffelbäckh, Georg Wernhard, 25 Jahr, Vermögen 100 Gulden, 1 Jahr nach Augsburg, Einkehr beim Christeiner Bräu, 4 Wochen in die Eisen

Schleifenbäck, Georg Knoller, 25 Jahre, 4 Wochen in die Eisen

Hans Piechl, 24 Jahre, 6 Gulden Strafe

Hans Ertl, 64 Jahre, 10 Gulden Buße

Summa Summarum wurden 26 Aichacher Bäcker im Jahr 1614 des Saufens in Augsburg überführt und bestraft.

Und das Alkohol am Zügel recht gefährlich sein kann, sieht man am Thomas Piechl, der 50 Jahre später, am 14. August 1665, bei der Heimfahrt von Augsburg nach seiner Brotlieferung mit dem Fuhrwerk im Hochwasser führenden Lech umstürzte und ertrank.

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