Dienstag, 11. Oktober 2016

Sehr geehrter Herr Schul in Speckder........

Geschichten aus dem Wittelsbacher Land


Ja, des is ned nur heid so, das si de Oitan überd Lehra bschwern duan, des wor a scho friaras so.

Mit dem Schulwesen in Ecknach war es im Jahre 1816 noch nicht so gut bestellt. Die Eltern der Kinder beschwerten sich beim Distriktschulinspektor und Pfarrer von Schiltberg Ignaz Aschenbrenner über ihren Mesner und Dorflehrer Johann Nepumuk Karl. Die Stelle des Dorflehrers bekam der Mesner, weil er vermeintlich gut lesen, schreiben und rechnen und leidlich Orgel spielen konnte:

(Ich habe versucht den Brief in eine einigermaßen verständliche Form zu bringen, was mir nicht immer gelungen ist – der Josef Filser lässt grüßen)

„An den Hoch Gelerden Herrn Pfarrer und Schul in Speckder,

Mir biden ihnen in Himmels Willen, Sie mechten uns unterstizen wegen der Schul, unsern Mesner heim zu schicken. Weil er nix kann, und der Herr Pfarrer Sichts Selber ein, das er nix kan, und noch ein Haubtfeler, das er kerlos (gehörlos) ist und in der Musig gar nichts ist und mir wolln aus dem Dorf die Kiener (Kinder) dort hin nicht gehen lasn.


Wir biten Ihnen, Sie mechten uns den Schneider Sohn aufnemmen fir ein lehrer, Uns wers Recht und dem Herrn Pfarrer auch, weil er ihn in der lehr hadt und er sicht ein, das er deiglich (tauglich) ist. Der Herr Pfarrer sagt, es ist Schadt, das er nicht Studieren dudt, weils nicht Sein kan, weil er Seine armen Eldern verhalten Mues mit der Musig und mit den handiern. Der Pfarrer hat das Orgel Schlisel verlangt vom Mesner, er Sagt, er gibt’s weder den Pfarrer weder der Gemeindt. Aus döß verlangt der Pfarrer und Mir auf Ihnen mit hartem Verlangen. Mir wisen gwies, das sie uns verhelfen kienen und kienen uns des Schneiders Sohn fähig sprechen, wan Sie nur wollen. Der Herr Pfarrer dudt das Seinig schon darzue, weil Unser Dorf kein Examinirden nicht ver Mag und mit dön (diesem) wern Mir aufgericht und wisen gewis, das Sie recht gued lehrnen, weil er in allem erfahren ist, das mir iber Zeigt Sendt von alle Lehrer um liegen Sagen, fur das Dorf ist er fehig gnue, er kan die Kinder die Kirchen Musig mit Geigen, Klarnedt und Trometen und Singen, lesen Schreiben und Rechnen und Religion unter Richten und die Erdt beschreiben und die Landt karden kennen lehrnen und Schrifden auf aller handt Ard, drift laudeines und Kanzlei. (Lateinische und Kanzleischrift), das sich der Herr Pfarrer Selber verwundert und das Haus (des Schneidersohnes als Schule) gefäldt Ihnen gewiß, weil zwei Zimmer zum Heizen da sindt, das die Schul allein Ein Zimmer hadt, und da kan man Hundert Kiener sezen und So vil sindt nicht da.

Herr Schul in Spekter, mir biden ihnen, Sie mechten vor den Neuen Jahr Rauf kommen oder den Pfarrer schreiben, das mir nach dem Neuen Jahr eine Rechte Schul bekomen. Der Schneider Sohn wer schon in Examen gebliben in Freising wegen armut seiner Eltern bei der harten Zeidt, weil sie sich nicht mer furdbringen kinen.

Der Herr Dechandt von Aichach hedt gleich einen Solchen Anfenger gehabt in Dotenweis, hadt auch für Soh einen Burschen gudt gesprochen und machte guede Dinst.

Dem Mesner hädt die Schul von der Gemeindt niemal an vertraudt, wan er nicht ein Sohn gehabt hedt und der kann gar nix und hadt mit dön Gelerndt und weil Mir ein Schul Haus geforchten hedten.

Andreas Schmaus, Andoni Wanner
Dorfierer in Ecknach

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