Sonntag, 9. Oktober 2016

Strandgut des Lechs

Unheimliche Geschichten aus dem Wittelsbacher Land


Der Lech führte so manches Treibgut mit sich und manchmal wurden auf der bayrischen Seite auch Leichen angespült. Jede dieser Wasserleichen führte ihre Geschichte mit sich, die sie aber nicht mehr erzählen konnte. Vielleicht hatte der Mensch selbst Hand an sich gelegt, war ein grausamer Mord oder ein tragischer Unfall geschehen? Oder in der alten Zeit konnte es sich auch um einen Verbrecher handeln, der zum Tod durch ertränken verurteilt wurde. Dort, wo der Tote angeschwemmt wurde, war dessen Schicksal in der Regel nicht bekannt. 

Es war Gesetz und natürliche Christenpflicht den unbekannten Toten auf dem örtlichen Friedhof zur letzten Ruhe zu betten, wo die Leiche angetrieben wurde. Die meisten Anrainergemeinden der großen Flüsse umgingen dieses selbstverständliche Zeichen von Menschlichkeit, indem sie die armen Teufel wieder den kalten Fluten übergaben.


 Auf alten Aindlinger Rechnungen wird diese Vorgehensweise dokumentiert:

1670:
Als nach Lichtmeß anno 1670 im Lechwasser auf dem Aindlinger Grund in eim Faß ein todtes Weib gefunden worden ist und man solches im Lech widrumb fort treiben lassen, ist für unkosten aufgegangen: 2 Gulden 34 Kreutzer

1671:
Wegen des jenigen Manns, so der Lech ausgeworffen auf der Aindlinger Seite, dem Abdecker zu Schernegg, welcher denselben weiter weg geordnet hat, geben 1 Gulden 30 Kreutzer.

Dem Wolf Wäglein, Vischer, so des todten Manns halber gebraucht worden, für seine Mühwaltung geben 10 Kreutzer

Dem Marckhtsknecht , so den Abdecker von Schernegg hollen müssen, geben 5 Kreutzer

1717:
Dem Wasenmaister (Abdecker), der das Faß, so der Lech an unser Landt ausgeworffen, worin ein Todter unnd auf dem Vaß der Galgen gebrandt gewesen, wiederumb in den Lech getriben, zugestellt 1 Gulden 30 Kreutzer.

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