Montag, 28. November 2016

Der Erdstall „Wichtelenloch“

Unmittelbar neben dem Schloss Mergenthau nördlich von Kissing wurde um 1800 ein verzweigtes Stollensystem entdeckt, das im festen Sand der Lechleite gegraben wurde. Die Anlage trägt die Merkmale eines Erdstalls, wie man sie zahlreich im Raum zwischen den Alpen und den Karpaten findet, Heute vermutet einige Forscher das die Erdställe eine „im entfernten Sinne kultische Bedeutung im Zusammenhang mit frühchristlicher Jenseitsvorstellungen“ hätten. Ich glaube, sie dienten in Kriegszeiten z.B. den Ungarneinfällen als Verstecke, wenn die dörfliche Bevölkerung vor der plündernden und mordenden Soldateska fliehen musste. Einer der sich der Sage nach dort im 18. Jahrhundert versteckt haben soll war der berühmte Räuberhauptmann Matthias Klostermayr, der Boarische Hias (…. das Wittelsbacher Land und seine Räuber! Ja, ja!). 
In der Gegend von Kissing findet man gleich vier derartige Tunnelsysteme. Neben dem „Wichtelenloch“ im „Katzensteig“ sind auch der „Petersberg“, der „Fuchs- oder Eierberg“ und der „Kirchberg“ auf diese Weise untertunnelt.
Der Eingang zum „Wichtelenloch“ wurde nach dem Zweiten Weltkrieg verschlossen. Damals spielet man ja noch draußen und was gab es spannenderes für die Kinder und Jugendlichen des Dorfes als so ein Labyrinth zu erkunden. Das so etwas lebensgefährlich wäre, meinten ja nur die Erwachsenen.

Der Erdstall wurde bereits im 19. Jahrhundert wissenschaftlich untersucht, vermessen und aufgezeichnet. Der Eingangstollen ist etwa 60 cm bis 1,10 Meter hoch. Ein eingedrungener Feind konnte sich deshalb nur kriechend oder gebückt vorwärts bewegen. Erst nach ungefähr 15 Meter kann ein kleiner Mensch aufrecht stehen. Die Ganghöhe beträgt hier bis zu 1,76 Meter und ist etwa einen Meter breit. Kurz vor seinem Ende zweigt ein – nochmals etwa 15 Meter langer – Seitengang nach Norden ab. Zwei weitere kurze Seitenstollen hinter dem Eingang enden in kleinen Kammern. In die Seitenwände sind wenige Lichtlöcher eingegraben.

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