Samstag, 25. Februar 2017

Ein Schreckenstag für die Müllersleut

Geschichten aus dem Wittelsbacher Land


20 Räuber überfallen 1781 die einsam gelegene Neulmühle an der Paar

Bereits 1212 wurde die Neulmühle urkundlich erwähnt. Herzog Ludwig I schenkte sein Gut Nulen mit der Kirche und all ihren Bewohnern dem Kloster Indersdorf.

Eine alte Votivtafel in der Wallfahrtskirche Maria Beinberg im Kreis Schrobenhausen berichtet uns über folgendes Ereignis:

„Anno 1781 am Palmsontag bin ich Johann Erhard Müller von der Neulmühle von 20 Räuber überfallen, alles ausgeraubt, 6 mal auf mich geschossen, doch sind wir durch Hilfe der heiligen
Mutter Gottes bey dem Leben erhalten worden.

Katharina Brecheisen, bäuren von Gallenbach hat diese Tafl 1851 Renoviren lassen."


Und so eine Geschichte wird immer weitererzählt und verändert. Dann wird aus dem Palmsonntag auf einmal der zweite Weihnachtsfeiertag und aus 1781 das Jahr 1801. In Gallenbach erzählten sich später die Leute die Ereignisse folgendermaßen:

„Ein denkwürdiger Tag in der Geschichte der Neulmühle war der Stephanstag des Jahres 1801 (Samstag, der 26.12.1801, also am 2. Weihnachtsfeiertag). In der Zeit als die Menschen in der Kirche beim Gottesdienst waren, befanden sich nur der Müller, seine Frau und ein Knecht in der Mühle. Die Räuberbande drang mit 15 bis 20 Mann in die Mühle ein. Ihr Anführer hatte zuerst die Leute herausgesucht, die den Müller und seine Frau ermorden sollten. Aber nur der Hund fiel einem Säbelstreich zum Opfer. Die verschlossene Türen der Mühle wurden mit einem Balken eingerammt. Die Müllerseheleute kamen jedoch mit dem Leben davon. Sie hatten sich in den Taubenschlag geflüchtet, wo sie die Räuber nicht fanden. Der Knecht war rechtzeitig am Mühlschuß (Bereich hinter der Mühle mit starker Strömung) vorbei ins naheliegende Taiting geflüchtet, wo er die Bewohner alarmierte. Kurz darauf erklang der Ruf der Sturmglocken hinaus in das verschneite Paartal. Bepackt mit dem gestohlenen Gut verließen die Räuber die Mühle, einer hinter dem andern, in die Fußspuren des Vordermanns tretend, damit die Verfolger die Zahl der Spitzbuben nicht erkennen konnten. An der Straße nach Augsburg begegneten sie einem Kaufmann zu Pferd, der aus Augsburg kam und den Räubern mit seiner vollen Geldkatze anderenfalls eine lohnende Beute gewesen wäre. Sie aber hatten es eilig, um ihren Raub in Sicherheit zu bringen. Der Kaufmann wurde nur so lange festgehalten bis die Mehrzahl außer Sicht war. In Augsburg an der Lechbrücke am Hohen Zoll ereilte jedoch die Räuberbande das Schicksal. Sie wurden allesamt überwältigt und gefangen genommen. Alle Verbrecher erhielten ihre gerechte Strafe!“

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