Samstag, 11. März 2017

Der Schimmel von St. Lorenz

Unheimliche Geschichten aus dem Wittelsbacher Land


Auf den Höhen rund um Latzenhausen bei Dasing weidete vor vielen, vielen Jahren ein prächtiger Schimmel. Seine Lebensfreude äußerte sich in wilden Sprüngen quer über die Wiese und genoss das saftige Grün.

Urplötzlich verfinsterte sich eines Tages der Himmel, ein schweres Gewitter kündigte sich jenseits des Lechs an. Heftiges Donnergrollen näherte sich bedrohlich. Angst überkam den Schimmel und wild Wiehernd rannte er kreuz und quer über die Weide. Er entdeckte, so erzählte man es sich später, die nahe St. Lorenz-Kapelle und galoppierte darauf zu. Es ist kaum vorstellbar, aber es gelang ihm die Tür zu öffnen und sich im Innenraum in Sicherheit zu bringen. Das Pferd schritt die Kirchenbänke entlang und machte es sich schließlich auf dem Teppich vor dem Altar gemütlich. Hier fühlte sich das Tier vor dem Unwetter geborgen. Nachdem das Gewitter weitergezogen war und sich die Sonne wieder hervorwagte, wollte der Schimmel wieder hinaus auf seine geliebte Weide. Aber was war geschehen, die Tür der Kapelle war zugefallen und fest verriegelt. Das Tier wusste nicht, wie es hinauskommen sollte. Es wieherte und schlug mit den Hufen gegen das Holz der Pforte, aber es nützte nichts. Draußen die Freiheit und saftige Gräser und schmackhafte Kräuter und in dem Kirchlein plagte ihn der Hunger. Wie es nun so kam, nagte das verzweifelte Pferd am Seil der Kirchenglocke und es begann zu läuten. Bauern, die auf einem nahegelegenen Feld arbeiteten wunderten sich über das Geläut, zu dieser ungewöhnlichen Zeit. Sie holten den Mesner, um mit ihm zusammen nach dem Rechten zu sehen. Die Verwunderung war groß, als sie der Schimmel mit freudigem Gewieher in der Kirche begrüßte.


Sagen und Erzählungen im Wittelsbacher Land greifen immer wieder Symbole aus der heidnischen Zeit auf, wie zum Beispiel „Wotans Schimmel“ oder die „Wilde Jagd“. Kapellen wurden oft an den heiligen Stätten der Germanen errichtet, wie an Waldlichtungen von denen die heidnischen Germanen glaubten, dass dort Wotans Schimmel weiden würde.

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