Dienstag, 16. August 2016

Wenn die Trud druckt

Unheimliche Geschichten aus dem Wittelsbacher Land


Abends als es dunkel wurde, in einer Zeit als den Kindern noch Gutenachtgeschichten erzählt wurden, saß die Großmutter am Bett ihren beiden Enkelkinder: „Als meine Großmama noch jung war, erwachte eines Nachts ihr Vater schweißüberströmt im Schlafgemach, in dem die ganze Familie nächtigte, denn es waren arme Bauersleute und stieß hervor: "Mich hat die Trud gedrückt." Bald darauf schlief er wieder ein. Nach einer halben Stunde schrie der ältere Bruder wie von Sinnen und als er sich einigermaßen beruhigt hatte, erklärte er den anderen, dass ihn jetzt ebenfalls die Trud gedrückt habe. Meine Großmama ängstigte sich sehr und verlangte von ihrem Vater als er aufstand, er solle die Tür fest verschließen, damit die Trud nicht mehr zu ihnen herein käme. Der Vater vergaß dies jedoch, als er fortging. So dauerte auch nicht lange, da kam es ihr vor, als wenn eine Katze zu ihr ins Bett gesprungen wäre und augenblicklich ruhte ein ungeheuerlicher Druck auf ihrer Brust und dem Hals. Sie konnte kein Wort mehr von sich geben und das Atmen war ihr schier unmöglich. Nach einiger Zeit, die ihr unendlich zu sein schien, hörte sie plötzlich etwas von ihrer Bettstatt herabspringen. Nass vor Schweiß erwachte sie. Der Druck war weg. Was war nun zu tun? Leute, die sich mit Übersinnlichem auskannten, rieten den Bauersleuten, sie sollten die Trud zur Suppe einladen. Dadurch könnte man den Spuk beenden und herausfinden, wer dafür verantwortlich sei. Danach kommt dann nämlich jemand ins Haus, der etwas zu leihen wünscht. Dann würden sie wissen, wer die Trud ist. Meine Großmutter hatte zu viel Angst und so fanden sie nicht heraus, wem sie das alles zu verdanken hätten.“

Ein andermal traf es einen Mann aus Sielenbach, der ging gerade von der Arbeit heim. Auf einmal wurde er sehr müde und er begann zu schwitzen. Eine Mattigkeit überkam ihn, so dass er kaum noch einen Fuß vor den anderen setzen konnte. Plötzlich erblickte er neben sich ein altes Weib. Immer mehr trieb es ihm den Schweiß aus den Poren. Zu guter Letzt sprang das alte Weib auf seinen Rücken. Er konnte sich keinen Schritt mehr weiter bewegen. Diese Last schien ihm so schwer, wie zehn Säcke Korn. Viele Stunden musste er so ausharren, bis er schließlich nach Hause gelangte. Seine Frau wollte natürlich wissen, wo er so lange gewesen wäre. Er berichtete ihr von seiner unheimlichen Begegnung, aber sie glaubte ihm kein Wort. Die Dörfler erzählten sich, dass ihm die Kapuziner später geholfen hätten.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen