Dienstag, 24. Mai 2016

Aichach in Kriegszeiten

Anlässlich der Säkularfeier der Sebastianskapelle im Jahr 1756 hielt Cajetano Laberger einen Vortrag in dem er auf das Schicksal Aichachs im Dreißigjährigen Krieg und im Spanischen Erbfolgekrieg einging:

„Wer ist so fremd und unerfahren in deren Geschichten, daß er nicht öffters durch lesen oder hören vernommen jene erschrökklichen Greuel der Verwüstung, unter welchen in dem verflossenen Jahrhundert, nemlich Anno 1633, 34 und 35 die feindlich-Schwedische, und erst in diesem, nemlich Anno 1704 die ungünstigen Engellischen Waffen und Kriegsfeuer unser liebes Vaterland öffters, und die Stadt Aichach das vierte mahl mit ungemeiner Wuth und Kühnheit angefallen, mit ungezäumter Frechheit verwüstet, und mit unsinniger Vermessenheit in Brand und Aschen geleget? Du mußtest ansehen die Tapferkeit der Menge, daß das Recht den Waffen, die Tugend der Gottlosigkeit weichen und zu Füßen lag? Wie schwer wäre es dir gefallen, als du musstest ansehen, wie deine Bürger ermordet, deine Jungfrauen geschändet, deine Obrigkeit gleich den Überthätern unter den Stadtthoren aufgehencket? Wie viele bittere Tränen hast du nicht vergossen, als du mustest ansehen wie das heiligste Gefäß und Gottesdienst verspottet und verlacht, deine Tempel geplündert, dein Heiligthum entehret, deine schönsten Wohnungen samt Jahrschriften und allen Urkunden in Rauch vor deinen Augen aufgegangen.

Ich muss schweigen von so traurigen Verhängnissen, damit ich nicht durch fernere Belastung die Wunden erneure und größer mache.

…....auch in dem Unglück und Widerwärtigkeiten hat doch allezeit die Tugend und Tapferkeit der Churfürstlichen Stadt Aichach hervorgeleuchtet; da andere Städt unseres Teutschlands dem ankommenden Feind Thür und Thor angelweit eröffnet, hat ihm Aichach die ihrige verschlossen, und lange Zeit wider eine große Menge des feindlichen Kriegs-Heeres so tapfer gestritten, daß so heldenmüthige Gegenwehr gar wohl einen Ort in den Bayrischen Jahr-Schriften, ja sogar in den Geschichten von ganz Europa verdienet hat.“

Anhand des Bildes kann man vielleicht erahnen, welche Folgen der Krieg für die Stadt hatte – das große Loch in der Mauer, das Obere und das Untere Tor sind herunter geschossen worden. Die Stadt hat sich, im Gegensatz zu anderen bayrischen Städten, wie München und Augsburg, nicht ergeben und wurde dreimal von den Schweden erobert und anschließend von den bayrischen Truppen zurückerobert. Dafür bekamen die Aichacher die volle Härte des Krieges zu spüren. Die Schweden waren so erbost über dies Verhalten, dass sie die Stadtoberen unter den Stadttoren aufhängten, die Stadt geplündert, angezündet und ihre Bewohner zum Teil ermordet, geschändet und all ihren Besitz verloren. Die Sage erzählt, dass sie den Aichacher Bürgermeister an das Stadttor nagelten. Im Spanischen Erbfolgekrieg, rund 80 Jahre später, eroberten 1704 die Engländer Aichach und brannten die Burg bzw. das Schloss bis auf die Grundmauern nieder.


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