Montag, 30. Mai 2016

Oeffentliche Hinrichtung in Aichach und seltsames Ereignis hernach

Unheimliche Geschichten aus dem Wittelsbacher Land

Aus den Aufzeichnungen des Lorenz Alois Gerhauser (ehemals Aichacher Bürgermeister und Brauereibesitzer)

Am 26. September 1818 wurde ein Tagwerker von Friedberg Namens Aloys Schaz wegen einem an dem Bestbauern von Miedering verübten gewaltsamen Straßenraub allhier durch das Schwert vom Leben zum Tode hingerichtet.

Der Delinquent starb mit großer Fassung und christlicher Hingebung, ward auch vom Scharfrichter zu Neuburg rechtgeschickt decopitirt.

„Kaum aber war der Kopf vom Rumpf, so sagte der Scharfrichter zum Priester, welcher eine Anrede an das Volk begann: „Euer Hochwürden, merken`s auf, es gibt was ab!“ Und gleich darauf während des Priesters Rede entstand unter der Volksmenge ein außerordentliches Getöß, man glaubte Wagengerassel und Pferde-Getrapp ober und unter der Erde zu hören, alles wogte ungestüm durcheinander, Fußgänger und Reiter wurden mit fortgerissen, und sogar ein Teil der ein Quarre um die Richtstadt gebildeten Nationalgarde wurde gewaltsam bis unter das Bühnengerüst hineingedrängt.
Nach einigen Minuten war alles stille und niemand wußte, wie ihm geschehen war. Schuhe, Hauben und Pantoffeln und andere Kleidungsstücke wurden in Menge verloren.

Aus dem Sterberegister des Pfarramtes Aichach sei hier folgende Ergänzung angefügt.
Der Mörder Aloys Schaz ist zu Kissing geboren und war Tagelöhner und Gerichtsdiener zu Friedberg. Er wurde am 26. September 1818 um 9 Uhr im Alter von 31 Jahren hingerichtet und hinterließ in Friedberg eine Witwe mit zwei Knaben. Er hatte den Bauern Josef Schmaus von Miedering (Gemeinde Anwalting) „so wundgeschlagen und mit dem Messer so viele Stiche versetzt, daß selber am 7. Tag gestorben ist.“ Schaz starb äußerst reumütig, den so berichtet der Eintrag ins Pfarrbuch, „er sprach während seiner 3tägigen Vorbereitung der Jugend vorzüglich zu, sie soll sich in ihm spiegeln und nichts Böses tun.“

Daraus ist zu schließen, daß das Publikum Zutritt zum Büßerstübchen hatte. Seine beiden Begleiter zur Richtstätte durch das unter Tor zur Richtstätte (gegenüber des Löwendenkmals an der Regensburger Straße) waren der Stadtkaplan Lechner und der Direktor Schultheiß von Friedberg, der ihn auch begrub.


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