Freitag, 17. Juni 2016

Der Wiedergänger

Unheimliche Geschichten aus dem Wittelsbacher Land

Nachdem seine erste Frau gestorben war, ehelichte ein Bauer aus Höhenried bei Aindling ein zweites Mal. Aus der ersten Ehe brachte er ein hübsches, zehnjähriges Mädchen mit. Bei dem Hochzeitspaar mochte an ihrem Festtag keine rechte Freude aufkommen, die Braut war noch jung und das Haar des Bräutigams durchzog bereits die eine oder andere graue Strähne. Die Gäste ließen sich durch das griesgrämige Paar nicht stören und es wurde eifrig gegessen, getanzt und Bier, Wein und Schnaps getrunken. Sie feierten fröhlich bis in die späte Nacht hinein.

Als die junge Ehefrau am nächste Morgen erwachte, wunderte sie sich warum ihr Mann noch nicht aufgestanden war. Er lag ganz friedlich da, als ob er noch im tiefen Schlaf wäre. Als sie ihn anstieß und er nicht erwachte, fasste sie ihn fest an die Schulter, jedoch er war bereits kalt und steif. In der Hochzeitsnacht hatte den Bauern vermutlich der Schlag getroffen. Was war das für ein Jammern und ein Klagen auf dem Hof. Für die Beisetzung und Trauer blieb wenig Zeit, denn die Ernte stand an.
Nun war jede Hand gefordert und es blieb keine Zeit die Köpfe hängen zu lassen. Von den benachbarten Höfen her, erklang die Melodie der Sprüche und der Dreschflegel. Es war höchste Zeit die Arbeit wieder aufzunehmen, damit die Getreideernte rechtzeitig eingebracht werden konnte. Bald ging alles wieder seinen alten Gang, wobei es sich bald herausstellte, dass die starke Hand des Bauern fehlte. Im Haus und in der Küche war alles so, wie es sein sollte, aber da wo die junge Witwe auf sich allein gestellt war, im Stall und Scheune, da tanzten die Mäuse auf dem Tisch. Die Knechte ließen es gemütlich angehen. Es fehlte der Bauer.

Eines Tages aber war er wieder da. Nur gesehen hat ihn niemand. Aber als die Männer beim Dreschen waren, kamen plötzlich von oben die Garben herunter auf die Tenne geflogen, weit mehr als sie selbst herab geworfen hätten. Und plötzlich klapperte ein Dreschflegel zwischen den gemächlichen Takt, von unsichtbarer Hand geführt und der trieb sie an und gab das Tempo vor. Vorbei war es mit der Gemütlichkeit. Am Morgen, als die Knechte den taunassen Klee mähten, zischte es hinter dem letzten bedrohlich, und Mahd für Mahd reihte sich zu Schwaden. Immer näher kam die schwingende, unsichtbare Sense, so nahe, dass die Knechte Angst hatten sie würde dem Vordermann die Füße absensen.

Jeden Abend, wenn der Tag dem Ende entgegenging, war der Geist verschwunden. Dann atmeten die Knechte auf. Der Bauer schaffte schon zu Lebzeiten für zwei, nun aber legte er noch einmal zu. Dass es da unter den Knechten und Mägden manch böses Wort gab ist verständlich. Und so fiel manches unchristliche Wort für das der Herr Pfarrer bei der Beichte mehrere Vaterunser als Buße aufgegeben hätte.

Aber die Strafe erfolgte schon am nächsten Tag. Den Pferden waren am Morgen die Mähnen und der Schweif eingeflochten, so das es kaum zu lösen war. Den Knechten, die damals im Pferdestall schliefen, flogen die Decken von den Betten und die Roßäpfel um die Ohren, dass es nur so krachte. Die Männer bezogen das Austragsstüberl und sagten: "Nun haben wir vor dem Teufel unsere Ruhe". Aber das war ein großer Irrtum. In der Nacht glaubte jeder, dass ihn eine unsichtbare Hand erwürgen wollte. Sie erlitten entsetzliche Qualen.

So konnte es nicht mehr weiter gehen! Deshalb gingen sie am nächsten Morgen zur Bäuerin und forderten das sie etwas gegen den bösen Geist ihres verstorbenen Mannes unternehmen müsse. Die Herrin wusste sich allerdings auch keinen Rat. So beschlossen sie, das der Geist gebannt werden müsse. Ein Geistlicher, es soll ein Jesuit gewesen sein, wurde um Hilfe gebeten. Dies war dem Geist gar nicht recht, er bettelte herzerweichend, man solle ihn doch dem Hofe lassen. Er würde in Zukunft Frieden geben und sich mit dem schlechtesten und unwürdigsten Plätzchen zufrieden geben, sei es auch der Misthaufen. Nur auf dem Hof solle man ihn lassen. Aber der geistliche Herr kannte keine Gnade. Er bannte den Geist in einen irdenen Krug, den sie dann in die Pfitz, einem Wald zwischen Hohenried und Appertshausen, brachten.

Sie hoben ein tiefes Loch aus, stellten den Krug hinein, schütteten ein wenig Erde darauf, banden aus Weidenzweigen ein Kreuz, dass sie ebenfalls in das Loch legten. Nun wurde noch ein schwerer Stein auf die gefüllte Grube gelegt, damit der gebannte Geist nie wieder sein Unwesen treiben kann.

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