Mittwoch, 1. Juni 2016

Die Pest in Kemnat

Unheimliche Geschichten aus dem Wittelsbacher Land

Vor vielen hundert Jahren, als der große Krieg im Lande herrschte, kam auch über das Holzland Elend und Not. Nach den Überfällen und Plünderungen feindlicher Soldaten ging zu allem Unglück auch der schwarze Tod im Lande um und suchte sich im Dorfe Kemnat nahe Schiltberg seine Opfer. Gegen diese grausame Krankheit war kein Kraut gewachsen und half kein Gebet. Ob alt oder jung, arm oder reich, Herrn oder Knecht, sie alle raffte die Pestilenz ohne Gnade dahin.


 So klagten allerorts die Leute. Beim Schalk Bartl begann es. Die Großmutter war die erste, die der schwarze Tod sich holte, dann folgten die Tochter, der Bauer und die Kinder. Knechte und Mägde waren bereits bei den ersten Anzeichen der Krankheit aus dem Dorf geflohen. Nur einer blieb zurück, der Hias. Er schob die Toten mit einem zweirädrigen Handkarren auf dem Weg in Richtung Thalhof und vergrub sie tief im Wald.

Dann griff die Seuche auf das Strohbauernanwesen über. Über Nacht starb die Familie mit Knecht und Magd. Dem Hias, der die Nacht immer in der Scheune bei seinen Rössern verbrachte, wurde die Sache unheimlich. Er schaffte nun die Leichen nicht mehr in den Wald, sondern vergrub sie an Ort und Stelle im Garten hinter dem Anwesen des Strohbauern.

Nachdem er diese traurige Arbeit verrichtet hatte, begab er sich zurück zur Scheune, ganz in Gedanken verloren, was denn jetzt aus ihm werden würde. Er schien der einzige Überlebende zu sein. Warum verschonte ihn das Schicksal, fragte er sich und wusste nicht, ob er sich darüber freuen sollte. In dem Moment, als er das Scheunentor öffnen wollte, hob sich dieses krachend aus den Angeln. Der Hias war so überrascht, dass er nicht mehr entrinnen konnte. So wurde er vom schweren Scheunentor erschlagen.

Später errichtete man eine Pestkapelle und ein Pestkreuz im Garten des Strohbauern, um an die schreckliche Pestzeit in Kemnat zu erinnern, die nicht ein Einziger überlebte.

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