Donnerstag, 9. Juni 2016

Die Blutföhre von Friedberg

Unheimliche Geschichten aus dem Wittelsbacher Land


Nördlich des Friedberger Schlosses liegt das sogenannte Köpfhäusl. Es war einst Bestandteil der ursprünglichen Befestigungsanlage der Burg. In alten Dokumenten wird dieser Ort auch als "Richtstätte" bezeichnet. Auf dem grasbedeckten Plattform des Bauwerks wurzelte einst eine stämmige Föhre, die Blutföhre, welche heutzutage ihren Platz im Heimatmuseum gefunden hat. Um diesen Baum rankt sich die Sage: 

Zur Zeit Herzog Ludwig des Strengen verlobte sich der ritterliche junge Graf Ulrich von Möring (Mering) mit der anmutsvollen Agnes von Hardenberg. Doch dies weckte den Neid seines Nachbarn, des berüchtigten Raubritters Hans von Eurasburg. Deshalb setzte er alles daran Ulrich von Möring ins Verderben zu stürzen. Eines Tages bot sich ihm die passende Gelegenheit. Einer seiner Spießgesellen händigte ihm einen kostbaren Dolch mit dem eingravierten Wappen seines Widersachers aus. Dies wurde dem ahnungslosen Grafen zum Verhängnis. Kurze Zeit später fand man den Pfleger (Verwalter des Herzogs) von Friedberg ermordet auf einer einsamen Waldlichtung. In der tödlichen Wunde steckte der entwendete Dolch des Meringer Grafen. Obwohl ebenfalls ein Verdacht auf den skrupellosen Eurasburger Raubgesellen fiel, fand sich nicht der geringste Beweis gegen ihn. So wurde Ulrich von Möring als Mörder angeklagt. Der einzige Hinweis auf seine Schuld, der Dolch, mit dem die Tat ausgeführt worden war, trug sein Wappen. Trotz aller Unschuldsbeteuerungen wurde der Graf zum Tode verurteilt und dies Unrechtsurteil vollstreckt, hatte doch Herzog Ludwig des Strenge bestimmt, einem Mörder, wessen Standes auch sei, in keinem Falle Gnade zu gewähren sei. Unter den Mitleidsbezeugungen Vor dem aus allen Teilen des Wittelsbacher Landes herbeigeströmten Volkes, dass ihr Mitleid mit dem armen Grafen bezeugte, bestieg der Verurteilte die Richtstätte. Doch bevor er sein Haupt auf den Richtblock legte, sprach er mit lauter Stimme zu den zahlreichen Zeugen des Geschehens : "Meine Seele ist rein, aus meinem Blut wird an dieser Stelle eine Föhre wachsen, die meine Unschuld bezeugt!" Dann fiel sein Haupt unter dem Schwert des Scharfrichters.

Kurze Zeit später starg auch seine Braut, die vor lauter Gram ihren Lebensmut verlor. Nebeneinander fanden sie in der Schlosskapelle der Möringer Grafen ihre letzte, gemeinsame Ruhestätte. Vom eigentlichen Mörder aber, dem Eurasburger Mordbrenner, hat man nie mehr etwas vernommen. Jedoch die letzten Worte des unschuldig Hingerichteten sind in Erfüllung gegangen. Kurz nach dem Tod des unglücklichen Grafen, der ohne Schuld sein Leben verlor, erhob sich über der Richtstätte eine mächtige Föhre.

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