Dienstag, 12. Juli 2016

Krankheiten und Volksheilkunde

Wias friaras wor im Wittelsbacher Land

Sitten und Gebräuche


Bei Diphterie wird Bienenbrut (eine Bienenwabe mit Larven) in Milch gesotten, dann in einem leinenen Säcklein um den Hals gelegt und rasch gewechselt, damit es immer heiß ist.

Bei Masern läßt man die Kinder viel Met trinken und hält sie warm, damit sie schön schwitzen.

Die Warzen bestreicht man mit Schnecken, zählt dann die Warzen ab, macht an einen Zwirn so viele Knoten, als es Warzen sind und vergräbt ihn.

Sommersprossen vergehen, wenn man beim Betreten einer fremden Kirche gut mit Weihwasser wäscht.

Hühneraugen vergehen, wenn man beim Gottesdienst während der Wandlung umschaut und dabei spricht: „Ist das Umschaun in der Wandlung a Sünd, so will ich, daß mein Hühneraug verschwind.“

Ein Überbein vergeht, wenn man es beim Schein des Vollmonds reibt, und dabei spricht: „Vollmond schau mein Überbein an, stehts mir wohl an, lass es dran, stets mir ned an, nimms zu dir hinan!“

Gegen die Wassersucht fängt man eine Kröte und bindet ihr an ein Bein ein Säcklein, in welches man die abgeschnittenen Nägel der Finger und Zehen des Patienten steckt. Dann gibt man der Kröte die Freiheit; so nimmt sie mit den Nägeln auch die Wassersucht fort.

Zahnweh vergeht, wenn man einer lebendigen Maus den Kopf abbeißt, diesen in einen Stofffetzen bindet und sich dann um den Hals hängt.

Rotlauf verschwindet, wenn man in seiner Kammer zwei Turteltauben hält, weil dies die Krankheit an sich ziehen.

Die Patienten des Aichacher Badermeisters Simon Schenk konnten sicher sein, dass er keines dieser Mittel anwendete. Wenn sie es nicht glauben wollen, können sie es in meinem Mittelalterkrimi "Homunculus - Das tote Mädchen vom Gerberhof" nachlesen.

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